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Woman on Top

-- Gewinner der goldenen ABC-Fibel für die schlechteste Synchro des Jahrzehnts --

Szene aus Woman on Top

Info über Woman on Top (USA 2000)

Regie: Fina Torres

Darsteller: Penélope Cruz, Murilo Benício, Harold Perrineau Jr., Mark Feuerstein, John de Lancie, Jonas Bloch

Inhalt: Eine brasilianische Schönheit verläßt ihren Mann und wird der Star einer Kochsendung.

Kritik: Ach ja, deutsche Synchronisation, ein Quell unendlichen Ärgers, grenzenloser Aufregung und unzähliger Herzinfarkte. Sind schon die Übersetzungen der größten Mainstream-Kracher bestenfalls zum Wegspülen, so sind die Synchros kleinerer, zumal indiemäßiger Filme, ganz nah an Kapitalverbrechen. Die Übertragung von Woman on Top im Verleih von Fox Searchlight, der Indie-Abteilung von Fox, ist so ein Vergehen gegen die Menschlichkeit. Im Englischen mag manche ausländische Sprachfärbung noch recht lustig klingen, aber sobald die ohnehin lustlosen deutschen Sprecher, in Wahrheit alles urdeutsche Muttersprachler, französische oder brasilianische Akzente nachbilden, kommen nur peinliche "Ein 'auch von Sahne"- "Ich fuhle"- oder "Kuss mich"-Katastrophen heraus. Aus unbekannten Gründen wurde weiterhin die Reisekrankheit (motion sickness) der Hauptdarstellerin zu "motorischen Störungen" übersetzt, was natürlich nie Sinn macht und nur Verwirrung stiftet. Und so wird Woman on Top mit Ton zu einem durchgehend unausstehlichen Machwerk.

Dabei hat der Film selbst durchaus seine Qualitäten: die atmosphärische Kamera von Thierry Arbogast, dem Stammkameramann von Luc Besson, weiß genauso zu gefallen wie der hervorragende Bossa Nova-Soundtrack mit Dutzenden brasilianischer Lieder, die ins Blut gehen. Auch die unfaßbar attraktive Penélope Cruz, eigentlich eine Spanierin, ist in jeder Sekunde mit ihrem leicht dunklen Teint, ihrem wallenden Haar, ihren dunklen Augen im regelmäßig-feinen Gesicht und ihrer vollkommenen Figur (in roten Kleidern schön herausgestellt) eine wahre Augenweide. Das erklärt wohl, warum große Teile der Story aus der kameratechnischen Verherrlichung des Dekolletés der schauspielerisch nicht unbedingt begnadeten Hauptdarstellerin bestehen. Ansonsten gibt es ein paar mehr oder weniger lustige Reisekrankheit-Kotzszenen, einige vorhersehbare Witze über unverständige Fernsehproduzenten (darunter John "Q" de Lancie) und eine Reihe platter Scherze über und mit klischeehaften Transen, aus denen bekanntlich die Hälfte der Bevölkerung San Franciscos besteht. Immerhin wird der Transvestit halbwegs ordentlich von Harold Perrineau Jr. gespielt, der auch schon in Baz Luhrmanns grausamem Romeo + Juliet zu sehen war (als Transe, was sonst?).

Darüber hinaus bleibt nicht viel mehr als die konventionelle Ich-will-Dich-zurück-Story mit Happy End, durch die Musik und die herrlich gezeigten kulinarischen Köstlichkeiten etwas aufgelockert. Einen Schuß Voodoo-Mystik mit schlechten Spezialeffekten gibt es auch noch, einige Männer dürfen Penélope Cruz, befreundet mit dem Transvestiten, hinterherdackeln, und ein Fernsehproduzent lernt auf nette Weise etwas über das brasilianische Lebensgefühl. Sehr originell oder glaubwürdig ist das Ganze also nicht, aber wenigstens beschwingt umgesetzt - bis auf die Synchro.

***von 5 Sternen.

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