Kritik:
Ach ja, deutsche
Synchronisation, ein Quell unendlichen Ärgers,
grenzenloser Aufregung und unzähliger Herzinfarkte.
Sind schon die Übersetzungen der größten
Mainstream-Kracher bestenfalls zum Wegspülen, so sind
die Synchros kleinerer, zumal indiemäßiger Filme,
ganz nah an Kapitalverbrechen. Die Übertragung von
Woman on Top im Verleih von Fox Searchlight, der
Indie-Abteilung von Fox, ist so ein Vergehen gegen die
Menschlichkeit. Im Englischen mag manche ausländische
Sprachfärbung noch recht lustig klingen, aber sobald
die ohnehin lustlosen deutschen Sprecher, in Wahrheit alles
urdeutsche Muttersprachler, französische oder
brasilianische Akzente nachbilden, kommen nur peinliche "Ein
'auch von Sahne"- "Ich fuhle"- oder "Kuss mich"-Katastrophen
heraus. Aus unbekannten Gründen wurde weiterhin die
Reisekrankheit (motion sickness) der
Hauptdarstellerin zu "motorischen Störungen"
übersetzt, was natürlich nie Sinn macht und nur
Verwirrung stiftet. Und so wird Woman on Top mit Ton
zu einem durchgehend unausstehlichen Machwerk.
Dabei hat
der Film selbst durchaus seine Qualitäten: die
atmosphärische Kamera von Thierry Arbogast, dem
Stammkameramann von Luc Besson, weiß genauso zu
gefallen wie der hervorragende Bossa Nova-Soundtrack mit
Dutzenden brasilianischer Lieder, die ins Blut gehen. Auch
die unfaßbar attraktive Penélope Cruz,
eigentlich eine Spanierin, ist in jeder Sekunde mit ihrem
leicht dunklen Teint, ihrem wallenden Haar, ihren dunklen
Augen im regelmäßig-feinen Gesicht und ihrer
vollkommenen Figur (in roten Kleidern schön
herausgestellt) eine wahre Augenweide. Das erklärt
wohl, warum große Teile der Story aus der
kameratechnischen Verherrlichung des Dekolletés der
schauspielerisch nicht unbedingt begnadeten
Hauptdarstellerin bestehen. Ansonsten gibt es ein paar
mehr oder weniger lustige Reisekrankheit-Kotzszenen, einige
vorhersehbare Witze über unverständige
Fernsehproduzenten (darunter John "Q" de Lancie) und eine Reihe platter Scherze über
und mit klischeehaften Transen, aus denen bekanntlich die
Hälfte der Bevölkerung San Franciscos besteht.
Immerhin wird der Transvestit halbwegs ordentlich von Harold
Perrineau Jr. gespielt, der auch schon in Baz Luhrmanns
grausamem Romeo + Juliet zu sehen war (als Transe,
was sonst?).
Darüber
hinaus bleibt nicht viel mehr als die konventionelle
Ich-will-Dich-zurück-Story mit Happy End, durch die Musik und die herrlich gezeigten kulinarischen Köstlichkeiten etwas
aufgelockert. Einen Schuß Voodoo-Mystik mit schlechten
Spezialeffekten gibt es auch noch, einige Männer
dürfen Penélope Cruz, befreundet mit dem
Transvestiten, hinterherdackeln, und ein Fernsehproduzent
lernt auf nette Weise etwas über das brasilianische Lebensgefühl.
Sehr originell oder glaubwürdig ist das Ganze also
nicht, aber wenigstens beschwingt umgesetzt - bis auf die
Synchro.
von
5 Sternen.
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