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Valentine

-- Hausmannskost aus dem Penny-Markt --

Szene aus Valentine

Info über Valentine (USA 2001)

Regie: Jamie Blanks

Darsteller: Denise Richards, David Boreanaz, Marley Shelton, Jessica Capshaw, Katherine Heigl, Fulvio Cecere

Inhalt: Ein Ex-Nerd trachtet den Frauen nach dem Leben, die ihn einst verschmähten.

Kritik: Untrennbar verquickt sind, und wieder muß es heißen: ach!, die Kunst und ihr Betrachter, da die eine ohne den anderen nur philosophisch, nur abstrakt sein kann: wem gereicht die feinste Skulptur, die zarteste Symphonie zur Freude, wenn niemand sie sieht, keiner sie hört? So entsteht das Werk erst wirklich im Geist des Bewirkten, und frei nach dem unvergessenen Erich Ribbeck wird dort objektiv subjektiv aufgenommen, was der Künstler subjektiv objektiv schuf.
Langer Rede sabbernder Sinn: ist es einem Rezipienten noch möglich, von einer nüchternen Warte aus zu rezensieren, wenn einzelne Aspekte des Werkes, sonnenverfinsternden Monden gleich, für ihn die anderen Teile ins schattige Dunkel werfen? Kann ich also einen Film wie Valentine auch dann fair bewerten, wenn eins meiner erklärten Leinwandlieblinge wie Denise Richards mitspielt? Diese Frage muß jedesmal neu beantwortet werden; für das vorliegende Werk aber spielt sie keine allzu große Rolle, da auch ein schwer Seh- und Hörgeschädigter erkennt, daß Valentine in jedem Fall fades, aber durchaus eßbares Konservenfutter bietet. Ganz "objektiv".

Denise Richards also, mit frappanter physischer Ähnlichkeit von der jungen Chelcie Burgart verkörpert, lehnt als attraktiver Backfisch lachend-überheblich die linkische Tanzaufforderung des klischeehaft-hasenzähnigen, bebrillten Verlierers Jeremy ab. Es ist Prom Night, jene in ungezählten Filmen gefeierte Apotheose des Highschooljahres, fünfter Akt des Bocksgesangs, Schauplatz lebenslang nachwirkender Katastrophen und unvergessener Liebesdramen. Es ist Prom Night, und erst in den Armen des pummeligen Mauerblümchens Dorothy findet Jeremy Balsam für seine von der Schmach ständiger Ablehnung verletzte Seele. Aber auch sie verstößt ihn, als eine Schar vermeintlich "cooler" Jungs die beiden beobachtet, und mit der selbstbelügenden Behauptung, er habe sie belästigt, setzt sie Jeremy den Schlägen und den Demütigungen der anderen Kinder aus. Das ist, Hollywood ist immer auch ein 1-2-3-Psychologie-Bildband, natürlich die Keimzelle einer gefährlichen Psychose, und so wird aus dem erwachsenen Jeremy ein eiskalter Mörder, womit Jamie Blanks - Regisseur des halbwegs erfolgreichen Urban Legend mit der bezaubernden Alicia Witt - endlich ein Thema für seinen Film hat.

So sitzen die ablehnenden Teenager von einst, nun zu veritablen Schönheiten wie Denise Richards, Katherine Heigl und Marley Shelton herangewachsen, in ihren großen, modernen Wohnungen und wundern sich beim Abschaben der Hornhaut unter ihren Füßen (einer geregelten Tätigkeit scheint keine der Damen nachzugehen) über die makabren, ihnen mit Mord drohenden Valentinstagskarten und -geschenke, die sie erhalten haben. Die Größe der Dekolletés steht natürlich wieder in reziprokem Verhältnis zu den schauspielerischen Leistungen, und Ton und Bild dienen nur lustlos den Belangen der Story, aber immerhin halten sich Totalausfälle in Grenzen, so daß man(n) mit etwas gutem Willen gelegentlich durchaus Spaß an Valentine haben kann. Natürlich darf man die dickbusigen, verschüchtert "Ist da jemand?" ins Dunkle hineinrufenden Schlachtopfer dabei ebensowenig krumm nehmen wie die allgegenwärtigen, wurmzerfressenen Plotholes, die allzu lächerlichen und durchsichtigen falschen Fährten mit dem obligatorischen finalen Plottwist, die langweilig-zusammengeklauten Tötungsarten, die uninspirierten Vorstellungen von Fulvio Cecere und David Boreanaz und die Melrose-Place-Dialoge mit dem Tiefgang von Denise Richards' Implantaten (welche in einer hastig in die Story gebastelten Bikiniszene vorgeführt werden).

Für diese Schlampereien wird der Zuschauer, ein wenig Positives gibt es auch zu berichten, mit einer Handvoll netter Witzchen, skurril-dümmlichen männlichen Nebencharakteren, stimmigen Kulissen und einigen langen Blicken auf die ebenmäßigen Gesichter (und die daranhängenden Körper) der Hauptdarstellerinnen etwas entschädigt, was Valentine zwar immer noch nicht über die Masse der mittelmäßigen Teenie-Slasher heraushebt, aber dennoch davon abhält, gurgelnd im Sumpf der grottigen Horror-Sequels und -Remakes zu versinken. Eine holländische Tomate, ganz substanzloses Äußeres, aber für Miracoli-Ketchup reicht's trotzdem. Manchen schmeckt ja auch das.

**1/2 von 5 Sternen.

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