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Unbreakable

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Szene aus Unbreakable

Info über Unbreakable (USA 2000)

Regie: M. Night Shyamalan

Darsteller: Bruce Willis, Samuel L. Jackson, Robin Wright, Spencer Treat Clark, Charlayne Woodard, Leslie Stefanson

Inhalt: Der Sicherheitsbeamte David Dunn wird mit einer leicht esoterischen Theorie konfrontiert.

Kritik: Es gibt, gepriesen sei Stuttgart, die Vielgescholtene, in unserer schönen Schwabenmetropole, dem Stern des Südens, einige nette Comicläden, die ich ab und zu aufsuche, um ungestört in neuen und alten Comics wie in einem ewigen Bilderrausch zu schwelgen. Schwelgen deshalb, weil die rohe Energie der Superheldencomics, die ungezählten japanischen Kreativitätsexplosionen und Serien wie Hal Fosters mit geradezu unglaublicher Detailbesessenheit gezeichneter "Prince Valiant" oder Winsor McCays verträumter "Little Nemo" mich regelmäßig ob ihrer unverbrauchten Magie ins Schwärmen bringen. Ungestört deshalb, weil es bekanntlich - Cato der Ältere wäre stolz darauf, daß sein ceterum censeo auch 2150 Jahre nach seinem Tod noch aktuell ist - in Deutschland keine Comickultur gibt und die Läden somit meistens leerstehen.

Also war ich um so überraschter, daß mit Unbreakable tatsächlich ein Film in Deutschland herausgekommen ist, der sich in einem für den (hypothetisch angenommenen) Durchschnittsdeutschen geradezu lächerlich ernsthaft anmutenden Maße mit Comics beschäftigt und sogar seinen ganzen Plot darauf aufbaut. Die sehr schöne Szene, in der Samuel L. Jackson einen ignoranten, nach einem Geschenk für seinen vierjährigen Sohn suchenden Mann mit dem Hinweis darauf, daß seine Comic-Galerie kein Spielwarengeschäft, sondern eine Kunsthandlung ist, des Ladens verweist, gibt die Leitlinie für den restlichen Plot vor, in dem Bruce Willis als David Dunn auf wundersame Weise ein (nur in seinen Nachwirkungen gezeigtes) Zugunglück überlebt und von Jackson (mit einer ungewöhnlich schlecht-asymmetrischen Frisur) als Elijah Price mit der Theorie konfrontiert wird, daß er ein unzerbrechlicher Superheld sein soll. Inszeniert wird das Ganze von M. Night Shyamalan, der ein Jahr zuvor mit dem mysteriösen The Sixth Sense einen Überraschungshit gelandet hat, der talentierte James Newton Howard liefert wieder einen ordentlichen Score, und Eduardo Serra filmt die Akteure (neben Willis und Jackson eine engagierte Robin Wright und ein für ein Kind sehr talentierter Spencer Treat Clark) in originell-ästhetischen und leicht mit Glassymbolismus überladenen Einstellungen, die das etwas penetrante Blau-Blau-Setdesign eindringlich zur Geltung bringen.

Indes, eine Bewertung von Unbreakable fällt trotz der guten Einzelleistungen (der alternde Ex-Actionstar Brucey könnte es mit den richtigen Rollen tatsächlich schaffen, trotz seiner immer noch wenig facettenreichen, aber sympathischen Mimik ins Charakterfach zu wechseln: hier wirkt seine einzige Prügelszene tatsächlich so deplaziert-ungewohnt, wie es ein grammatikalisch korrekter Satz in seinen Die Hard-Eskapaden gewesen wäre - dafür ist die Eröffnungs-Flirtszene, die ohne einen einzigen Schnitt und aus einer ungewöhnlichen Perspektive gedreht wurde, um so überraschender; und Jackson als zerbrechlicher Elijah Price zeigt wieder einmal seine unnachahmlich coole Erstklassigkeit) schwer: der Plot, der in einer etwas angestrengt-undurchdachten, wenig umwerfenden Wendung mit einem "coolen" Spruch endet, verlangt eine in den realistischen Sets unmäßig hoch wirkende suspension of disbelief. Superheldencomics sollen also übersteigerte Abbilder der Wirklichkeit sein, und es gibt wirklich gute Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten, denen böse Menschen mit entgegengesetzten Fähigkeiten gegenüberstehen. Shyamalan läßt den Zuschauer zwar (trotz der pseudodokumentarisch-peinlichen Texttafeln am Anfang und am Ende) weitgehend im Unklaren, ob die Ereigniskette des Filmes nur eine Abfolge von Zufällen oder eine Bestätigung von Prices Theorie ist, aber auch aufgeschlossene Kinobesucher werden zu Ersterem tendieren, da Comic-Verhältnisse ohne entsprechend unrealistische Comicwelten (wie zum Beispiel in X-Men) nicht so richtig funktionieren. Insofern schadet der eigentlich behutsam-liebevoll gezeigte und anrührend gespielte Versöhnungs-Subplot von Willis und Wright dem Film eher, als ihm zu nutzen, denn in einer Welt mit glaubhaften Lovestories wäre auch Lois' Liebe zu Clark nur die recht lächerliche Schwäche für einen Mann, der seine Unterhose über seinen Leggings trägt.

Zusammengefaßt also ist Unbreakable eine handwerklich tadellos inszenierte Mischung aus getragen-kunstvoller Erkenne-Dein-Superhelden-Selbst-Story und einfühlsamer Ich-will-Dich-zurück-Romanze, die jeweils für sich auch gehobenen Ansprüchen genügen würden; in der unglücklichen Verbindung des Filmes jedoch neutralisieren sie sich gegenseitig, und zurück bleiben - wie ironisch - nur Splitter, manche immer noch leuchtend wie Kristalle, andere aber matt wie Scherben.

***1/2 von 5 Sternen.

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