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U-571

-- Hat Wolfgang Petersen eigentlich schon Klage eingereicht? --

Szene aus U-571

Info über U-571 (USA 2000)

Regie: Jonathan Mostow

Darsteller: Matthew McConaughey, Bill Paxton, Harvey Keitel, Jon Bon Jovi, Jake Weber, Dave Power

Inhalt: Beim Kapern eines deutschen U-Bootes geht für die angreifenden Amis einiges schief. Nun müssen sie mit dem feindlichen Boot die Heimreise antreten.

Kritik: Aaaaachtung! Stillgestanden, Leser! Nimm Haltung an! Hast Du überhaupt gedient, Du verdammter Zivilist? Soll das ein Stillgestanden sein, Du vaterlandsloser Wicht? Haltung annehmen! Hühnerbrust raus, Wampe rein, O-Beine zusammen! Zwischen die Arschbacken darf keine Luft passen! Verfluchtes Zivilistenpack! Zuhören jetzt!

Der Kenner bemerkt an dieser meinen Geisteszustand widerspiegelnden Einleitung mittlerweile, daß ich mal wieder in einer Sneak war und mit dementsprechender Kost abgespeist wurde: Jonathan Mostows unsäglichem U-Boot-Drama U-571.
Knapp und kurz ist der Titel, damit ihn sich auch Otto Normalproll merken kann, und knapp und korrekt reden sich auch die zackigen amerikanischen Marinesoldaten an - die grausame Synchronisation (mit allen bekannten Star Trek-Sprechern) erreicht hier mit schmissigen Jawolls und Soforts ein neues Maß der Peinlichkeit. Daß die Schauspieler sich in keinem Moment wie Soldaten benehmen, reden und anfühlen (sie laufen nicht mal wie Matrosen, sondern wie beschwipste Störche), stört dabei nur realitätsbesessene Wirklichkeitsfanatiker. Und daß Nazis, allen voran natürlich die von parteitreuen NSDAP-Vasallen geradezu verseuchte U-Boot-Flotte, in ausnahmslos jedem Fall nur grausame, unmenschliche Tiere sind, die es möglichst effektiv auszulöschen gilt, ist in Hollywood und anderswo schließlich schon lange bekannt. So erschießt die eins zu eins aus Das Boot kopierte deutsche Crew (der Kapitänleutnant ist der verschollene Bruder von Jürgen Prochnow) brutal hilflose Schiffbrüchige, auch wenn das historisch Quatsch ist. Aber wozu gibt es den "Alles Fiktion"-Hinweis am Anfang? Der verhindert nämlich auch, daß sich die Engländer darüber ärgern, daß sie es waren, die in Wahrheit als erste eine Enigma-Chiffriermaschine erbeuteten.

Doch wen schert die Wahrheit, wenn es dafür schön kracht und harte amerikanische Helden, Übermenschen, das personifizierte Gute, gerechte Engel gar, den Nazis tüchtig eins auf die Mütze geben? Da greift man im Inneren eines U-Bootes schon mal zum Maschinengewehr - Schäden entstehen natürlich nicht - oder trifft mit einem einzigen Torpedo ein feindliches Schiff, das daraufhin wie eine Sprengkörperfabrik in die Luft fliegt. Daß die Feinde auch mit Schiffskanonen nichts treffen und nur Blindgänger abfeuern, ist natürlich Ehrensache - schließlich müssen unsere guten Helden noch bis zum ultrakitschigen Sonnenuntergang-Happy-End aushalten. Vorher lavieren sich die durchweg unglaubwürdig, hölzern und gelangweilt spielenden Stars (besonders nervig: Bill Paxton als Kapitän ohne autoritäre Ausstrahlung, Matthew McConaughey als schwitzender erster Offizier, Harvey Keitel als Pseudo-Scotty und vor allem Jon "Auf jedes U-Boot ein Sänger" Bon Jovi als idiotischer Leutnant mit ständig offenem Mund und Schafsblick) durch eine zwar leidlich spannende und mit technisch meist akkuraten U-Booten, ordentlichen Schiffs-, Wasserbomben- und Explosionseffekten gespickte, aber hochgradig klischeehafte und vorhersehbare Story. Da wandelt sich der erste Offizier vom kumpelhaften Weichei zum - das Wohl der Vielen geht über das Wohl des Einen, so muß es sein - kaltblütigen Menschenopferer, da erklären die Helden jede Aktion ausführlich, damit auch keiner intellektuell außen vor bleibt, und da wird psychologisiert und rivalisiert, daß es eine Freude ist. Auch die legendären Sätze "Ich brauche fünf Minuten." - "Wir haben keine fünf Minuten!" dürfen zur Freude des Publikums natürlich nicht fehlen, und eine "Wir sinken immer weiter"-Szene gehört ebenso dazu.

Auch von der technischen Seite gibt es wenig Erfreuliches: die stereotype Musik ist genauso ärgerlich wie die ständig durch Wackeln Explosionen simulierende Kamera, die sich sonst in Nahaufnahmen schwitzender Köpfe erschöpft. Echte U-Boot-Kampfatmosphäre und Spannung kommt dabei nie auf, viel zu lahm sind dafür die spärlichen Soundeffekte, viel zu schlecht sind die krampfhaft mit aufgerissenen Augen herumtorkelnden Besatzungsmitglieder, und viel zu oft gesehen sind die immer gleichen Versatzstücke: Funkenflug, Wassereinbruch und spritzendes Blut reißen keinen mehr vom Hocker. Immerhin gibt es ein paar schöne Außenaufnahmen des Bootes, aber das hebt das Wrack U-571 auch nicht mehr. Rühren!

*1/2 von 5 Sternen.

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