Kritik:
Aaaaachtung! Stillgestanden,
Leser! Nimm Haltung an! Hast Du überhaupt
gedient, Du verdammter Zivilist? Soll das ein
Stillgestanden sein, Du vaterlandsloser Wicht? Haltung
annehmen! Hühnerbrust raus, Wampe rein, O-Beine
zusammen! Zwischen die Arschbacken darf keine Luft
passen! Verfluchtes Zivilistenpack! Zuhören
jetzt!
Der Kenner
bemerkt an dieser meinen Geisteszustand widerspiegelnden
Einleitung mittlerweile, daß ich mal wieder in einer
Sneak war und mit dementsprechender Kost abgespeist
wurde: Jonathan Mostows unsäglichem U-Boot-Drama
U-571.
Knapp und kurz ist der Titel, damit ihn sich auch Otto
Normalproll merken kann, und knapp und korrekt reden sich
auch die zackigen amerikanischen Marinesoldaten an - die
grausame Synchronisation (mit allen bekannten
Star Trek-Sprechern) erreicht hier mit schmissigen Jawolls
und Soforts ein neues Maß der Peinlichkeit.
Daß die Schauspieler sich in keinem Moment wie
Soldaten benehmen, reden und anfühlen (sie laufen nicht
mal wie Matrosen, sondern wie beschwipste Störche),
stört dabei nur realitätsbesessene Wirklichkeitsfanatiker. Und
daß Nazis, allen voran natürlich die von
parteitreuen NSDAP-Vasallen geradezu verseuchte
U-Boot-Flotte, in ausnahmslos jedem Fall nur grausame, unmenschliche Tiere
sind, die es möglichst effektiv auszulöschen gilt,
ist in Hollywood und anderswo schließlich schon lange
bekannt. So erschießt die eins zu eins aus Das Boot
kopierte deutsche Crew (der Kapitänleutnant ist der
verschollene Bruder von Jürgen Prochnow) brutal
hilflose Schiffbrüchige, auch wenn das historisch
Quatsch ist. Aber wozu gibt es den "Alles Fiktion"-Hinweis
am Anfang? Der verhindert nämlich auch, daß
sich die Engländer darüber ärgern, daß
sie es waren, die in Wahrheit als erste eine
Enigma-Chiffriermaschine erbeuteten.
Doch wen
schert die Wahrheit, wenn es dafür schön kracht
und harte amerikanische Helden, Übermenschen, das
personifizierte Gute, gerechte Engel gar, den Nazis
tüchtig eins auf die Mütze geben? Da greift man im
Inneren eines U-Bootes schon mal zum Maschinengewehr -
Schäden entstehen natürlich nicht - oder trifft
mit einem einzigen Torpedo ein feindliches Schiff, das
daraufhin wie eine Sprengkörperfabrik in die Luft
fliegt. Daß die Feinde auch mit Schiffskanonen nichts
treffen und nur Blindgänger abfeuern, ist natürlich Ehrensache - schließlich
müssen unsere guten Helden noch bis zum ultrakitschigen
Sonnenuntergang-Happy-End aushalten. Vorher lavieren sich
die durchweg unglaubwürdig, hölzern und
gelangweilt spielenden Stars (besonders nervig: Bill
Paxton als Kapitän ohne autoritäre Ausstrahlung,
Matthew McConaughey als schwitzender erster Offizier, Harvey
Keitel als Pseudo-Scotty und vor allem Jon "Auf jedes U-Boot ein Sänger" Bon Jovi als
idiotischer Leutnant mit ständig offenem Mund und
Schafsblick) durch eine zwar leidlich spannende und mit
technisch meist akkuraten U-Booten, ordentlichen Schiffs-,
Wasserbomben- und Explosionseffekten gespickte, aber
hochgradig klischeehafte und vorhersehbare Story. Da wandelt
sich der erste Offizier vom kumpelhaften Weichei zum -
das Wohl der Vielen geht über das Wohl des Einen,
so muß es sein - kaltblütigen Menschenopferer, da
erklären die Helden jede Aktion ausführlich, damit
auch keiner intellektuell außen vor bleibt, und da
wird psychologisiert und rivalisiert, daß es eine
Freude ist. Auch die legendären Sätze "Ich brauche
fünf Minuten." - "Wir haben keine fünf
Minuten!" dürfen zur Freude des Publikums
natürlich nicht fehlen, und eine "Wir sinken immer
weiter"-Szene gehört ebenso dazu.
Auch von
der technischen Seite gibt es wenig Erfreuliches: die
stereotype Musik ist genauso ärgerlich wie die
ständig durch Wackeln Explosionen simulierende Kamera,
die sich sonst in Nahaufnahmen schwitzender Köpfe
erschöpft. Echte U-Boot-Kampfatmosphäre und
Spannung kommt dabei nie auf, viel zu lahm sind dafür
die spärlichen Soundeffekte, viel zu schlecht sind
die krampfhaft mit aufgerissenen Augen herumtorkelnden
Besatzungsmitglieder, und viel zu oft gesehen sind die immer
gleichen Versatzstücke: Funkenflug, Wassereinbruch
und spritzendes Blut reißen keinen mehr vom Hocker.
Immerhin gibt es ein paar schöne Außenaufnahmen
des Bootes, aber das hebt das Wrack U-571 auch nicht
mehr. Rühren!
1/2 von 5 Sternen.
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