Kritik:
Es war wieder
Winter (wenn man das naßkalt-feuchte Etwas in
Deutschland so nennen kann), und es kam wie alle Jahre
wieder ein neuer Disney-Zeichentrickfilm in die Kinos. Also
begab ich mich wieder freudig in ein Kino, um mir die Saga
vom Affenmenschen auf Walts Weise erzählt zu bekommen.
Und siehe da, es hat sich gelohnt.
Mit der
gewohnten zeichnerischen Routine, technischen Brillanz und
erzählerischen Rasanz werden der Dschungel, die Tiere
und ihre Bewegungen (besonders sei hier Tarzans wirklich
affige Fortbewegungsart angemerkt) und die Menschen wunderbar
lebensecht und realistisch dargestellt. Die Story ist
Disney-üblich wieder herzergreifend, lustig und traurig
zugleich, diesmal sogar wieder für jüngere Kinder
geeignet, einen Insider-Scherz über The Beauty and
the Beast gibt es auch noch, und man lernt, daß
soziale Bindungen wichtiger sein können als
biologische; die Sprecher sind natürlich auch
allererste Klasse - hier fällt auf, daß die
Gorillas im Original ein sehr geschliffenes Oxford-Englisch
sprechen. Welch ein Unterschied zu früheren Filmen wie
The Jungle Book, wo die Affen noch von schwarzen
Sprechern im Ghetto-Slang zu Leben gebracht wurden - die
rassistischen Konnotationen der Art "Schwarze = Affen"
scheinen also zumindest bei Disney überwunden. Insoweit
also viel Erfreuliches.
Aber leider
gibt es auch Dinge, die den hervorragenden Gesamteindruck
schmälern - sie lassen sich im Wesentlichen mit zwei
Worten umreißen: Phil Collins. Als wäre sein
"Gesang" im Original nicht schon schlimm genug,
läßt man ihn hier auch noch auf deutsch
"singen" und erreicht damit eine ähnlich
stimmungstötende Wirkung wie mit der
Was-ist-Seife-bitte-Kelly-Family am Ende von The
Hunchback of Notre Dame. Und um noch mehr von Collins
hören zu können, hat man diesmal sogar die Songs
der Figuren weggelassen! Eine doch mehr als bedauernswerte
Entwicklung.
Weiterhin
scheitern Teile des Films mit der langweiligen und schon oft
dagewesenen Abziehbild-Bösewicht-Figur Clayton, die dem
Bösesein keinen einzigen neuen Aspekt abgewinnt und wie
eine Mischung aus ähnlichen Großwildjägern
früherer Disney-Filme wirkt. Auch Tarzans Sidekicks wie
Terk lassen die Originalität früherer,
ähnlicher Figuren etwas vermissen, und insgesamt
erzählt der Film keine so große Geschichte
wie in den Jahren zuvor, sondern fast schon ein
Dschungel-Kammerspiel. Aber das ist ja auch mal ganz
nett.
Alles in allem überwiegen die positiven Aspekte also
dennoch und man kann sich wieder beruhigt im Kinosessel
zurücklehnen... wie (fast) jeden Winter.
1/2 von 5 Sternen.
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