Kritik:
Die
Entstehungsgeschichte von Star Trek: Generations
(im Deutschen mit "Treffen der Generationen" gewohnt
unpassend-bieder betitelt) wird sich ungefähr so
abgespielt haben, daß die Macher zuerst mit der Idee
aufkamen, die alte mit der neuen Besatzung zu verbinden, und
dann erst nach einer Möglichkeit suchten, dies
drehbuchtechnisch zu verwirklichen. Traurig,
traurig.
Denn da
Leonard Nimoy (Spock) und DeForest Kelley (Dr. McCoy) offensichtlich den faulen
Braten rochen, haben sie auf ihre Teilnahme verzichtet,
wodurch James Doohan (Scotty) und Walter Koenig (is scho
recht, Chekov) ihre Dialoge und Rollen übernehmen
mußten, was natürlich nie richtig paßt und
dem Star Trek-Fan wie ein Schlag ins Gesicht und wie ein
Mißbrauch der bekannten Figuren anmutet. Auch der
Einsatz der unfähigen Nase John Harriman ausgerechnet
als Kapitän der Enterprise, des Flaggschiffs der Flotte
(eine hübsche Pointe wenigstens, daß es sich um
ein Schiff der Excelsior-Klasse handelt, mit deren erstem
Schiff, der Excelsior, Kirk und seine Crew manch ein
Scharmützel focht), ist genauso unglaubwürdig wie
die Behauptung, daß sich im Umkreis von vier
Lichtjahren um die Erde, dem Zentrum der Föderation,
kein einziges Raumschiff befinden soll. Überhaupt
steckt der ganze Film voller Widersprüche, Dummheiten
und Unmöglichkeiten, die systematisch die
Voraussetzungen der Serie ignorieren und so gerade die
Next Generation-Fans vergraulen, die zum ersten Mal ihre
Helden im Kino bewundern wollten: warum ist Kirk der
Einzige, der die Deflektorschüssel der Enterprise-B
ummodeln kann (ungefähr so, als würde man den
US-Präsidenten bei einem Defekt der Air Force One
bitten, selbst den Schraubenschlüssel in die Hand zu
nehmen)? Warum werden die El-Aurian-Flüchtlinge nicht
gefragt, wer sie denn nun angegriffen hat (weil die
Borg dann in der Serie nicht als neue Gegner hätten eingeführt
werden können)? Warum sind die
Holodeck-Regeln plötzlich außer Kraft usw.
usf.?
Neben
diesen Ärgernissen fallen noch die lasche Musik und die
uninspirierte Kamera auf, die die guten und bisweilen
bombastischen (die Dom Perignon-Eröffnung! Stellar Cartography!), nur selten peinlichen (die aus dem Vorgänger geklaute Bird-of-Prey-Explosion!) Effekte wirkungslos verpuffen lassen. Dazu kommen die durchweg schlechten und hölzernen
Schauspielleistungen: neben den zu Statisten degradierten
übrigen Besatzungsmitgliedern irritiert besonders Brent Spiner als "lustiger" "Mr. Tricorder" mit sogenannten
"Emotionen", "Tränen" und pseudo-selbstreflexiven Erwägungen, die
in peinlich-moralischen Sätzen abgesondert werden, Malcolm McDowell ist nicht mehr als der stereotype
verrückte Professor, und Whoopi Goldberg kann der in
der Serie praktizierten enigmatischen Rolle der Guinan
nichts hinzufügen. Besonders ärgerlich sind
allerdings die miserablen Leistungen der beiden Captains,
die im Nexus zusammenkommen, einer storyimmanenten Ausgeburt
aus der Hölle: wenn dort Zeit und Raum aufgehoben sind,
hindert nichts Kirk und Picard daran, Soran zum Beispiel
immer wieder anzugreifen, oder ihn schon vor seiner Geburt zu
erwischen, oder bevor er auf die Enterprise trifft. Wie man
es auch dreht und wendet: der ganze Nexus ist ein
einziges riesiges Plothole - so sehen die also
aus.
Anyway: Jean-Luc
Picard, derselbe Mann, der eine Entführung durch die
Borg überstanden hat, derselbe Mann, der Dutzenden
mordlustigen Außerirdischen die Stirn geboten hat und von Klingonen fast schon als ihresgleichen angesehen wird, heult herum und verläßt, den armen Riker
anschreiend, sogar die Brücke, nur weil seine Familie
nicht mehr bestehen wird! Er blättert in bunten (?) Fotoalben,
fällt auf Sorans plumpe Tricks herein ("Die Zeit ist
das Feuer, in dem wir verbrennen") und wünscht sich im
Nexus eine spießige Musterfamilie herbei. Ist das der
Picard, den man aus der Serie kennt? Ganz entschieden nein,
und so spielt Patrick Stewart denn auch: als wäre ihm
gänzlich unwohl in seiner Haut.
So kann er sich vielleicht besser in William Shatner
hineinversetzen, der sich in seiner nach Alkohol- und
Cortisonmißbrauch aufgedunsenen Haut bestimmt auch
schlecht fühlt. Immerhin spielt Shatner nur ein wenig
miserabler als sonst: ohne Mimik, ohne Timing und-ohne-Satzmelodie. Dadurch werden die unsäglich
lahmen Pferde-und-Cowboys-Szenen der beiden fast noch
unerträglicher als die darauffolgende dilettantische
und abgedroschene Action, die Kirk und dem Film endlich ein
Ende setzt. Daß Picard dann noch vergißt, seine wertvollen Figürchen aus
dem Wrack der Enterprise
mitzunehmen, ist geradezu bezeichnend.
Ach ja, das
Wrack: in einem tricktechnisch zwar gelungenen, aber
für die Story völlig belanglosen,
überflüssigen und dadurch ärgerlichen
Nebenplot wird die für den Film seltsamerweise auf der
Brücke abgedunkelte Enterprise-D, weiß der Berman
warum, zu Schrott gemacht. Zuerst kriegen die klingonischen
Schwestern Lursa und B'etor auf haarsträubend
lächerliche Weise die Schildfrequenz des
Föderationsschiffs heraus und decken es dann mit
Torpedos ein (daß die Schilde remoduliert werden
können, hat man inzwischen wohl vergessen). Das gibt
dem Schottuntendurchroller Geordi Gelegenheit, die
Hauptsektion des Schiffes auf spektakuläre Weise zu
evakuieren, wobei schreiende Kinder, die ihre
Teddybären verlieren, natürlich nicht fehlen
dürfen. Dann stürzt die Untertassensektion in
einer länglichen Szene auf einem Planeten ab und geht
zu Bruch. Was das Ganze soll, außer das Können
der Trickspezialisten zu demonstrieren, bleibt bis zum Ende unklar.
Also: David
Carson, in der Serie recht erfolgreich, legt hier ein
F/X-optisch zwar ansprechendes, aber grausam gespieltes,
durchgehend unlogisches, die Fans mißachtendes und
sich selbst widersprechendes Machwerk vor, mehr als
würdig, eine ungerade Zahl zu tragen und nicht mal
für lange Star Trek-Abende gut.
 von
5 Sternen.
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