Kritik:
Die
Entstehungsgeschichte von Star Trek: The Motion
Picture ist eine einzige Aneinanderreihung von
Unwägbarkeiten, Hindernissen, seltsamen Zufällen
und bornierten Produzenten. Schon die dritte Staffel der
Originalserie war nur dank massiver Fanproteste und gegen
den Widerstand mächtiger Bestimmer zustandegekommen.
Danach war erstmal Schluß, und während die
(aufgrund im Nachhinein als fehlerhaft erkannter
Einschaltquotenberechnungen abgesetzte) Serie durch
Wiederholungen auf ungezählten amerikanischen Sendern
nach und nach Kultstatus erlangte, bemühten sich der
Star Trek-Erfinder Gene Roddenberry und seine
Gesinnungsgenossen lange vergeblich um eine Neuauflage der
Serie. Gleichsam als Nebenprodukt entstand dabei eine qualitativ
zwar hochwertige, aber kurzlebige Zeichentrickserie mit den
Originalsprechern. Als endlich die Pläne für eine
neue Serie fertig gediehen und einige neue Schauspieler
engagiert worden waren (Leonard Nimoy hatte geschworen, nie
mehr spitze Ohren anzuziehen, worauf er durch drei neue
Charaktere ersetzt werden sollte), wurde alles wieder
umgeworfen, da Star Wars: Episode IV - A New Hope die Kinokassen
und die Produzentenköpfe gehörig
durcheinandergewirbelt hatte. Paramount erkannte, daß
Science-Fiction-Kino wieder salonfähig war und
beschloß, mit der eigenen, potentiell goldenen Gans "Star Trek" das
große Geld auf der Leinwand zu machen. Da alles
natürlich auf Weisung der Studiobosse blitzschnell
gehen mußte, wurde flugs ein Drehbuch der neuen
Serie, ein billiger Abklatsch einer Originalfolge, fürs
Kino umgeschrieben, Leonard Nimoy wurde wieder ins Boot
geholt, zwei neue Charaktere blieben drin, ein Regisseur
wurde engagiert, und das einfallslos Star Trek: The
Motion Picture betitelte Wagnis begann.
Daß
der resultierende Film bei solchen Voraussetzungen
bestenfalls zu einer Katastrophe wurde, ist da gar nicht
mehr verwunderlich. Auch das in astronomische Höhen
geschwollene Budget überrascht nicht, und die
hanebüchene Story erzeugt auch nicht mehr als ein
spöttisches Lächeln. Im Bestreben, möglichst
schnell Star Wars: Episode IV - A New Hope Paroli zu bieten, hat
Robert Wise alles über Bord geworfen, was die Serie so
interessant gemacht hat: als würden sie sich nicht
kennen, stolpern die zwar äußerlich gealterten,
aber innerlich offenbar völlig unveränderten
Crewmitglieder durch eine überlange, mit
pseudo-nachdenklichen Diskursen angefüllte und
sterbenslangweilige
Laßt-uns-die-Erde-retten-aber-erst-zum-Ende-des-Countdowns-Story.
Fort sind die erheiternden Neckereien zwischen Bones und
Spock, weg Spocks logische Hinweise an Kirk, dahin Scottys
Wundertaten. Auch die neuen Charaktere - die
"nymphomanische", glatzköpfige Deltanerin Lt. Ilia und
der Kirk-Verschnitt Commander Decker - taugen letztendlich
nur als Red-Shirts, genauso wie die völlig motivlos
gezeigten Klingonen. Selbst die Enterprise ist nicht mehr,
was sie mal war: in Räumen, die den Charme
sozialistischer Parlamentsvorhallen ausstrahlen, schlurfen
blasse Crewmitglieder in lächerlichen Pyjamas von einer
Tür zur anderen.
Was dem
Film an gelungenen Dialogen, guten Schauspielern (noch
schlapper als sonst: William Shatner), bewährten
Charakterinteraktionen, Spannung, Action und Charme fehlt,
versucht er durch eine nichtendenwollende Spezialeffektorgie
zu kaschieren. Zwar sind die F/X für die damalige Zeit
gelungen, aber auch das phantasievollste Innere von
intelligenten Sonden (eins von Roddenberrys Lieblingsthemen,
auch zuvor schon bis zum Exzeß ausgewalzt) wird
langweilig, wenn es zwei Drittel des Films darstellt und
noch dazu von altklugen philosophischen Erwägungen
untermalt wird. Auch die Musik und die Bilder fügen
sich anstandslos in das hochgeistige Geschehen, bis auch der
letzte Zuschauer in den Schlaf der Gerechten sinkt. Und so
bleibt am Ende nur die Erkenntnis, daß Star
Trek: The Motion Picture auch nur ein typischer
Erstlingsfilm einer erfolgreichen Serie ist:
überambitioniert, das Serienerbe und die Fans
mißachtend und megalomanisch-überheblich. Zum
Glück gab es Fortsetzungen.
von
5 Sternen.
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