Kritik:
Nach langer
Wartezeit ist er jetzt endlich da, der letzte Teil der so
glorreich begonnenen Scream-Reihe. Überraschte
der erste Film noch mit selbstreflexiver Ironie, viel Blut
und gutem Humor, war der zweite Teil schon nur noch ein
fader Aufguß ohne neue Ideen. Für den dritten
Teil hat Dimension Films bis zum Schluß eine gewaltige
Geheimniskrämerei betrieben, um die Identität des
Mörders auf alle Fälle geheimzuhalten. Es erging
sogar ein Appell an alle Besprecher und Kritiker, doch bitte
jeden noch so indirekten Hinweis zu unterlassen.
"Stab 3", der
Film im Film wird gedreht, und wieder geht der irre
Edvard-Munch-Mörder um und schlachtet die Darsteller
darstellenden Darsteller auf der Suche nach Sidney Prescott,
die sich in Kalifornien versteckt hält. Zu
konventioneller Kamera und mauer Musik absolvieren kleinere
und größere Stars größere und
kleinere, selbstironische Auftritte, von denen besonders
Silent Bobs und Jays Touristenausflug, Carrie Fishers "I
slept with George Lucas"-Zitat und Lance Henriksens
The Terminator-Statue dem Filmfan gefallen. Auf der
anderen Seite stehen die Hauptdarsteller, denen man leider
zu stark die Soap- und Comedyherkunft anmerkt.
Niemals-Titten-Neve Campbell ist noch farbloser und
zugeknöpfter als in den ersten beiden Teilen, Courteney
Cox Arquette hat jede Gale-Weathers-Energie verloren, die
Polizisten schläfern bei jedem Auftritt ein, und die
Stab 3-Crew, zusammengesetzt aus Indie-Möchtegernen wie
Parker Posey, enttäuscht auf ganzer Linie. Selbst das
prominente Opfer ist nicht mehr die knuddelige Drew
Barrymore oder die sympathische Sarah Michelle Gellar,
sondern das untalentierte, aber großbusige Centerfold
Jenny McCarthy. Einzig Liev Schreiber als "100% Cotton" in
einem Kurzauftritt am Anfang und David Arquette als
liebenswerter Dewey sorgen für die wenigen
schauspielerischen Lichtblicke.
Zwischen
den Morden, die halbblutig, phantasielos und mit schlechter
Maske die eigenen Horror-Überlebensregeln nicht
beachten und daher besonders vorhersehbar und nicht gruselig
sind, ergeht sich Scream 3 in zahllosen Anspielungen
und (Selbst-)Referenzen ("Angelina Tyler"/"Jennifer Jolie",
"Tom Prinze" und "John Milton" als Eigennamen sind nur drei
- teils auch noch abgekupferte - Beispiele), die - so wie
Randys überflüssiger, weil isoliert dastehender
und zu sehr zelebrierter Videoauftritt - gerne an den
leichtfüßigen tongue-in-cheek-Umgang mit
der Materie wie im ersten Film anknüpfen möchten,
aber nach einiger Zeit nur schwerfällig und unlustig
wirken. Was soll man von einer Trilogie halten, die sich zu
Anfang noch über die dummen Opfer in Horrorfilmen
lustig macht, am Ende aber doch jeden bei unheimlichen
Geräuschen im dunklen Keller genauer nachschauen
läßt?
So
quält sich der Film zusammen mit einer langweiligen
Sidneys-Mutter-im-Haifischbecken-Hollywood-Story und vielen
Schreien bis zum unlogischen, apokryphen und völlig an den Haaren herbeigezogenen Ende. Aber das
macht nichts, denn da die Auflösung wie schon in
Scream 2 völlig unvorhersehbar, unmotiviert und
komplett banal ist, gibt es auch keine emotionale Bindung
oder Spannung. So schaut man unbeteiligt zu, wie Sidney, getreu der Schablone folgend, den Weg zum
zuckersüß-idyllischen
Willst-Du-mich-heiraten-Ende freischießt (lang lebe die
Selbstjustiz), welches Scream 3
nicht wie den Schluß einer Trilogie aussehen
läßt, sondern nur wie den dritten Teil einer
endlosen direct-to-video-Horrorreihe.
1/2 von
5 Sternen.
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