Kritik:
Nach dem
Genuß mehrerer Einheiten Alkoholika im Zuge
unterhaltsamer Trinkspiele mit einigen Freunden ging ich
nach Hause, wo mich mein erster Weg nicht in mein Zimmer,
sondern direkt aufs Klo führte, auf dem ich meinen
Mageninhalt geräuschvoll und halbwegs zielgenau
entleerte. Da vor allem Produkte der erfindungsreichen Firma
Berentzen die Revolte meines sonst robusten Magens
ausgelöst hatten, war die resultierende Brühe von
bestechend grüner Farbe, die fast schön hätte
genannt werden können, wenn ihr nicht das Stigma ihrer
halb verdauten Herkunft angehangen hätte...
Noch viel
unappetitlichere Erinnerungen als diese zerrt ein Besuch von
Scary Movie mit Leichtigkeit aus den Abgründen
des Gedächtnisses ans Licht. Dabei sind Kamera, Musik,
Effekte und Schauspieler doch ganz passabel, wenngleich sie
nie berauschen. Es ist bezeichnend, daß der
Kurzauftritt des Busenwunders und Dennis-Rodman-Liebchens
Carmen Electra und die eher durchschnittliche Vorstellung
der sehr attraktiv-langbeinigen, aber auch extrem
chirurgisch veränderten Shannon Elizabeth am ehesten in
Erinnerung bleiben. Manch ein anderer Charakter verschwindet
schon mal in der Mitte des Films, ohne daß seine
Abwesenheit erklärt wird, und andere Charaktere tauchen
auf, ohne daß sie vorher vorgestellt wurden. Das
führt sogleich zum Hauptkritikpunkt von Scary
Movie, dem sogenannten "Drehbuch".
Im Versuch,
sowohl die geschmacklosen Farrelly-Brüder als auch das
berüchtigte trio infernale
Zucker-Abrahams-Zucker zu übertreffen, hat der
Wayans-Clan sich die Protagonisten der Teenie-Horrorwelle
vorgenommen. Daß Scream selbst schon
gleichzeitig ein guter Horrorfilm und eine exzellente
Parodie ist und daß Parodien von Parodien wenig Sinn
haben, hat ihnen wohl keiner gesagt. So nahmen sich die
Wayans' ohne Rücksicht auf Verluste die ersten beiden
Teile der Scream-Reihe, I Know What You Did
Last Summer, The Blair Witch Project, The Sixth Sense und The Matrix vor und verwursteten alles
zu einer einzigen Pampe, die nur geringe Ähnlichkeit
mit irgend etwas, geschweige denn einem Script aufweist.
In völlig haltlosen und im Kern unlogischen Szenen wird
versucht, die unterschiedlichen Teile zu einer Einheit zu
verknüpfen, was natürlich jedesmal schiefgeht.
Ganze Handlungsstränge werden da vergessen oder neu
erfunden, und jedes Mittel ist recht, um die billigsten
Scherze an den Mann oder die Frau zu bringen. Ob eklig
fließende Nase, ohrdurchbohrender Penis oder Bullet
Time-ähnlich fliegendes Geschirr - die ständige
humoristische Übertreibung einzelner Elemente ansonsten
bis ins Detail unverändert übernommener Szenen
beweist das erstaunliche Gespür der Wayans-Brüder
dafür, wie man Filme garantiert nicht
parodiert.
Auch die
zum Brüllen komischen Namen - Buffy Gilmore, Cindy
Campbell und (Achtung, Witz!) Doofy - und der Umgang
mit Genitalscherzen - Staubsaugeronanie (die
nach-dem-Abspann-Szene!), mit der Heckenschere rasierte
Schamhaare, wuchtige Spermafontänen und der
unvermeidliche Finger im Hintern - machen den speziellen
Wayans-"Humor" auf abstoßende Weise deutlich.
Zwischendurch wird noch die Handlung von Scream mit
den besprochenen Einfügungen mühsam, langwierig
und seltsam blutig nacherzählt, wobei nicht ein
angeblich parodistischer Scherz wirklich zündet. Einzig
die Witze, die sich nicht auf die Horror-Vorbilder beziehen,
haben so etwas wie einen eigenen Charme und wissen durchaus
zu gefallen (der im Set irrende Cameo-Star! "Amistad 2"! Das
"Wassssaaaaa"-Telefonat! Der "Wie verschneide ich Heroin"-Dialog!) - leider gibt es nur drei oder
vier davon. Die befremdlich homophoben Schwuchtelscherze,
die Kiffer-Klischees und die Behindi-Stereotypen
schließlich geben Scary Movie den Rest und
lassen den Film als verkorkstes, zusammengeflicktes und
reaktionäres Machwerk dastehen, das zudem noch nicht
mal eine richtige Parodie ist, also ein innovatives Spiel mit den Klischees eines Genres, sondern nur ein billiger, phantasielos-widerwärtiger Scream-Abklatsch.
von
5 Sternen.
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