Kritik:
Die vage Furcht,
als Misanthrop, Amokläufer oder Schlimmeres verschrieen
zu werden, hindert auch sonst vorsätzlich-rücksichtslos über Filmemacher-
und Leseregos hinwegtrampelnde Kritikerorks wie mich daran,
bei geselligen "Videoabenden" (in Wahrheit erstklassige
Keimerlebnisse einer späteren, langen
Alkoholikerkarriere) laut brüllend aufzuspringen, den
Fernseher brutal zu zertrümmern, die Leinwand geräuschvoll zu zerfetzen und
alle Datenträger eigenbäuchig zu verspeisen, auf
daß die die Rage auslösende, "Film" genannte
Tröpfchenfolter nie mehr auch nur ein Menschenkind
quäle.
Saving
Silverman aber, eine Warnung an unsere jähzornigen
Zeitgenossen, macht auch die letzten Reste zivilisierten
Anstandes schneller vergessen, als ein Einzelbild die
Projektorlinse passiert. Abgesehen von der Kamera, Musik und
Ausstattung auf Hi-8-Urlaubsvideo-Niveau, dem
kreuzdämlich-unwitzigen, misogyn-homophoben
No-Brainer-Skript, der sabbernden Holzhammer"erotik" und den
unerträglich lachhaften Schauspielerparodisten schafft
es Dennis Dugans "Werk" allein dadurch, daß es vorgibt, ein
Film zu sein, tatsächlich auf ewig in dieselben Datenbanken,
Nachschlagewerke und Annalen wie Meisterwerke vom Schlage
eines Shrek, The Lord of the Rings: The Fellowship
of the Ring oder 2001: A Space Odyssey, sie
so gleichsam von ferne unablässig befleckend. Vor zur
Leinwand!
Aber im
Einzelnen, jedoch nur, bis nichts mehr über diese filmische Beleidigung zu sagen bleibt (in Kürze also):
Jack Black als hyperaktiver, heimlich schwuler
White-Trash-Proll wäre allein ja noch halbwegs zu
ignorieren, geht im Verbund mit dem
neurotisch-untalentierten Steve Zahn aber eine derart
unheilige Allianz ein, daß sich, mal wieder, akuter
Brechreiz regt. Die unangenehme Zeit auf der Toilette hat
aber auch ihr Gutes, denn so verpasst man garantiert die
"Auftritte" der von Kopf bis Fuß so unkomischen wie
langweiligen Amanda Peet, deren Dekolleté bereits in
weiteren überflüssigen Werken wie Body
Shots mitgewirkt hat. Als dominante Psychologin modelt
sie den gutmütigen Darren Silverman (Jason Biggs ein
weiteres Mal als halb so alter, aber doppelt so nerviger Verschnitt Adam Sandlers)
bis zur Unkenntlichkeit um, und
seine "Freunde" beschließen, ihn mit der Hilfe des
Schlagersängers Neil Diamond (der sich, wahrscheinlich
um Kasino- oder Trinkschulden zu bezahlen, selbst spielt) von Judys
(Peet) Einfluß zu befreien. Sie rekrutieren seine alte
Flamme Sandy (Amanda Detmer) und ihren gemeinsamen, morbiden
Ex-Coach Norton (Ronald Lee Ermey), um dann in einer Folge ständig mißlingender, aggressiv frauen- und verkappt
schwulenfeindlicher Fäkal- und Kloakenscherze zu ihrer
Mission aufzubrechen, während Detmer für
wenigstens ein bißchen sympathische Ausstrahlung und
Ermey für einen oder zwei gelungene One-Liner in
Anlehnung an seine vergangenen Full Metal
Jacket-Zeiten sorgt. Da das auf Dauer natürlich
nicht von den anderen, halbverwesten Witzleichen, der
unterirdischen handwerklichen Qualität von Dugans
Klopapierersatz und den zum dreisten Zuschauerfang sinnlos eingefügten Nacktszenen abzulenken
vermag, folgen der ersten Zeit auf der
Toilette eine zweite, dritte und vierte, bis der Magen
und der Film gleichermaßen schließen. Wenn also -
clever, clever - im Darm nicht mehr genug ist, um sich so unflätig wie Ronald Lee Ermey in Dennis Dugans Garten zu erleichtern, bleibt nur noch der mutige Kopfsprung ins Sendegerät, um der Qual effektvoll ein Ende zu bereiten und der gebeutelten Welt endlich einmal selbst zu helfen. Banzai!
1/2
von 5 Sternen.
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