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Romeo and Juliet

-- Na bitte, geht doch! --

Szene aus Romeo and Juliet

Info über Romeo and Juliet (GB 1968)

Regie: Franco Zeffirelli

Darsteller: Leonard Whiting, Olivia Hussey, John McEnery, Milo O'Shea, Pat Heywood, Michael York

Inhalt: Wer braucht für Romeo und Julia schon eine Inhaltsangabe?

Kritik: Na also, es ist ja doch möglich, eine gute Verfilmung von William Shakespeares unvergeßlichem "Romeo und Julia" abzuliefern. Nach der traumatischen Erfahrung der Baz-Luhrmann-"Verfilmung" hatte ich meinen Glauben an den Stoff fast schon verloren, aber Zeffirellis Achtundsechziger-Film hat mich gerettet.

Mit etwas den Zeitgeist verratenden, üppigen Pilzkopffrisuren und schönen, detailreichen Kostümen agieren die durchgehend guten bis hervorragenden Schauspieler in mittelmäßigen bis guten, schön gefilmten Kulissen und bringen mit viel Engagement, nah am Originaltext und am Stück, unterstützt von manchmal etwas zu sentimentaler Musik Shakespeares Stück auf die Leinwand. Die niedrige Altersbewertung verhindert, daß man bei den Schwertkämpfen mehr sieht als ein bißchen Kunstblut, und nach der ersten Nacht, der heißesten nie gezeigten Liebesszene aller Zeiten, zieht Julia unrealistischerweise wie in Hollywoodfilmen üblich die Bettdecke bis zum Kinn hoch; dennoch zeigt sich Zeffirellis Film in dieser Hinsicht freizügiger als Luhrmanns Streifen. Eine auch schon in Dangerous Liaisons/Cruel Intentions zu beobachtende bedenkliche Entwicklung hin zu mehr Prüderie.

Trotz fehlendem Splatter sind die Kampf- und Martkszenen dennoch dynamisch und spritzig und verleiten zum Mitfiebern - so genau sind die einzelnen Figuren getroffen, so schön sind die unterschiedlichen Charaktere von Tybalt über Mercutio bis hin zur Amme gezeichnet, daß man nur staunen kann. Den Kontrast zu den staubigen Kämpfen bilden die Szenen zwischen Romeo - der vom jungen Leonard Whiting sehr überzeugend schmachtend und heißblütig verkörpert wird - und Julia - die von der noch jüngeren, hinreißend nach einer jungen Isabelle Adjani aussehenden Olivia Hussey ab und zu etwas übertrieben großäugig schluchzend, aber meist schön romantisch und in der Blüte der Jugend stehend gegeben wird -, die an Intensität, Romantik und Gefühl ihresgleichen suchen. Wunderbarerweise schafft es Zeffirelli dabei, Kitsch und Schmalz durch eine unaufdringliche Inszenierung fast ganz zu vermeiden und macht den Film so noch genießbarer.

Zusammengefasst also etabliert sich Franco Zeffirellis Romeo and Juliet als werkgetreue, schön ausgestattete und prima gespielte Version des Klassikers, die frei von Klischees und Plattheiten bleibt und so jedem zu empfehlen ist, der Leos Kurz- und Claires Bauerngesicht nicht mehr sehen kann.

****1/2 von 5 Sternen.

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