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Romeo Must Die

-- Kracka-Bumm-Zumm! --

Szene aus Romeo Must Die

Info über Romeo Must Die (USA 2000)

Regie: Andrzej Bartkowiak

Darsteller: Jet Li, Aaliyah, Isaiah Washington, Russell Wong, Delroy Lindo, DMX

Inhalt: Der Hong-Kong-Cop Han gerät in Bandenrivalitäten zwischen Asiaten und Afroamerikanern.

Kritik: Auch ein weltfremd abgehobener und untot seelenloser Kritikerzombie wie ich braucht ab und zu etwas erdigen Bodenkontakt. Angestachelt durch den krachigen Trailer und "Äiiih, full geil, ehh, Mann, voll fett, Jet Li, boooaah, Kung Fu, äiiih"-Freunde begab ich mich also ins nächste Kino, um mir Romeo Must Die zu geben, in Erwartung einer zwar hirnlosen, aber explosiven Actionpackung.

Siehe da, es fängt ja schon gut an: eine wirklich coole Anfangsszene mit fetter Musik, stylishen Credits und einer wunderbar urban glitzernden Kamera zeigt einen S-Mercedes, der lautlos die Lichter der Großstadt reflektierend durch die Straßen gleitet. Der talentierte Kameramann Andrzej Bartkowiak, bekannt aus The Devil's Advocate, zeigt in seinem Regiedebüt ein bemerkenswertes Händchen für ansprechend, dynamisch und interessant fotografierte Szenen in leuchtenden Farben, die die teuren Autos, Anzüge und Immobilien schön zum Leben erwecken.
Leider ist Bartkowiak aber, wie einst schon Jan De Bont, für den er ironischerweise den unsäglichen Speed gefilmt hat, nicht bei seinem unbestritten hervorragend beherrschten kinematographischen Leisten geblieben, sondern hat in den scheinbar höhergelegenen Regiestuhl gewechselt und vor lauter Freude darüber vergessen, daß zu einem guten Film mehr gehört als nur coole Bilder.

Denn trotz der gut wummernden, aber etwas zu häufig spielenden Musik, beigesteuert von diversen Hiphoppern und der tragisch verstorbenen R&B-Lady Aaliyah, die auch die weibliche Hauptrolle spielt, trotz der durchaus lustigen Sprüche ("My friends call me Akhbar"), trotz der immer gelungenen, spannenden, Jet Lis Künste trotz Drähten und CGI-Hilfe eindrucksvoll demonstrierenden Fights schleicht sich in zwei Dritteln des Films tödliche Langeweile ein. Auch die originellen Röntgenaufnahmen, die äußerst attraktive, aber eher mittelmäßig talentierte Aaliyah und die sporadischen schönen Szenen wie die Posh-Lesben-Discoshots oder die zu ihrem eigenen Lied in der Disco mitsingende Aaliyah können nicht verhindern, daß der Zuschauer sich nach der x-ten Immobilienspekulationsszene nach dem Ende sehnt.

Viel zu ambitioniert nämlich versucht Bartkowiak, einen uninteressanten, komplexen, etwas unlogischen und schwer durchschaubaren Plot um Immobilien, Betrug und Intrigen mit zwei Minderheitenporträts, diversen Familienproblemen, einer schrankenlosen Lovestory und harten Actionszenen zu einem einheitlichen Film zu vertäuen. Obwohl einige Teile wie die kleine, sanfte und humorvolle Liebesgeschichte zwischen Li und Aaliyah mit einem leichten Romeo-und-Julia-Anstrich oder die akkurate Zeichnung der Rituale und Umgangsformen der Schwarzen und der Chinesen - von guten Schauspielern wie Delroy Lindo oder Henry O überzeugend vorgebracht - durchaus zu gefallen wissen, und obwohl die Verlorener-Sohn-, Fettsäcke-sind-böse-und-blöd-, Frauen-können-kein-Blut-sehen- und Ich-habe-Ihnen-vertraut-Klischees angesichts der bombigen Kampfszenen vernachlässigt werden könnten, will Romeo Must Die unbedingt noch mehr sein als "nur" ein guter Actionfilm und verliert sich so immer wieder in endlosen, quälend langweiligen Immobilienintrigen, "Familiengesprächen" und Geldschachereien, um der Action einen pseudo-plausiblen Hintergrund zu geben.

Schade nur, daß niemand nach solchen Erklärungen verlangt, wohl wissend, daß bei Martial-Arts-Filmen dieser Art nicht der größte Realismus zählt, sondern der härteste Schlag. Den hat Romeo Must Die zwar, aber er versinkt fast zur Gänze in der weichen Watte der restlichen, Action-Fans abschreckenden und Filmkunst-Freunde anödenden Story, seine ganze Kraft sinnlos und enttäuschend vergeudend.

**1/2 von 5 Sternen.

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