Kritik:
Rebel Without a
Cause gehört zu den ganz wenigen Filmen, bei denen
die Nennung des Titels reicht, um bei einer bestimmten
Altersgruppe ein verzücktes Schwärmen
auszulösen, so genau haben diese wenigen Filme das
Lebensgefühl ihrer Zeit getroffen. Bei Nicholas Rays
Film kommt als zweiter legendenbildender Faktor noch der
unvergleichliche James Dean als Hauptdarsteller hinzu,
früh und tragisch mit dem Auto verunglückt, und
fertig ist der Filmmythos.
Natürlich
wirkt Rebel Without a Cause aus dem Jahr 1955 mit
seiner altmodischen Musik, dem nicht vorhandenen Schnitt-
und Erzähltempo und den schrillen Technicolor-Farben,
die James Deans berühmte rote Jacke wie ein Signalfeuer
leuchten lassen, für heutige, an immer schnellere
Bildwechsel gewöhnte Augen geradezu lächerlich
altbacken. Auch die plakativ-posende Art der Schauspielerei
mit großen Gesten und feurigen Blicken, die dicken
Straßenkreuzer und die steilen Büstenhalter
wirken heute nur mehr befremdlich. Dazu kommt noch, aber
dafür können die Macher ja nichts, die deutsche
Synchronisation, die mit Ausdrücken wie "Backfisch",
"Bengels" oder "Frauenzimmer" und der gewollt deutschen
Aussprache jedes Namens ("Iudi" und "Paul" sind nur zwei
zahme Beispiele) allzu deutlich ihre Herkunft aus
spießigen Adenauer-Zeiten offenbart, wozu auch der
verfälschende deutsche Titel paßt, der mit einem
überheblichen Bibelzitat die Rebellion und
Aufmüpfigkeit der Jugendlichen als simple
Geistesverwirrung abtut. Die recht einfach, aber
gemächlich erzählte Story schließlich
verwundert auch ein bißchen: an einem einzigen
Tag lernt James Dean ein Mädchen kennen, legt sich mit
ihrem Freund und seiner Bande bei einem Messerkampf und
abends bei einem "Hasenfuß"-Rennen an, beobachtet den
Unfalltod des Bandenführers und greift sich dessen
Freundin (die ihn kaum fünf Minuten nach dem Tod ihres
alten Freundes liebgewinnt), mit der er nur wenige Stunden
später verkehrt, als kannten sie sich schon
Jahre.
Trotz
dieses Unrealismus spielen Dean als glutvoller Jim und seine
Partner recht ordentlich - einzig Natalie Wood als Judy
mißfällt mit sterotypen Gesten. Nicholas Ray
zeigt schön die Orientierungslosigkeit und Verwirrung
der damaligen Jugendlichen, die von lieblosen oder schwachen
Eltern im Stich gelassen werden und mit Kraftmeier-Posen und
gruppendynamischen Taten nach Orientierung suchen - auch
heute aktuelle Themen. Daß es dabei zum Tod eines
vernachlässigten, einsamen und wahrscheinlich schwulen Scheidungskindes kommt,
das von der kalten, intoleranten und verständnislosen Gesellschaft
ermordet wird, ist da nur logisch und verleiht Rebel
Without a Cause die nötige Tragik, um
unauslöschlich in den Gedächtnissen der Menschen
zu verbleiben, denen dieser Film aus dem Lebensempfinden
spricht - jungen Menschen nicht nur in den Fünfzigern.
von
5 Sternen.
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