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Office Killer

-- Wo ist mein Selbstmordzubehör? --

Szene aus Office Killer

Info über Office Killer (USA 1997)

Regie: Cindy Sherman

Darsteller: Carol Kane, Molly Ringwald, Jeanne Tripplehorn, Barbara Sukowa, Mike Hodge, Michael Imperioli

Inhalt: Hohoho, "Inhalt"...

Kritik: Nie hätte ich das gedacht. Nie hätte ich gedacht, daß mich ein Film einmal dazu bringen würde, meine guten Manieren zu vergessen. Nie hätte ich gedacht, daß ein Film mich veranlassen würde, im Kino zu sprechen. Nie hätte ich gedacht, daß ich so lange und so laut meckern und spotten würde, bis mir unbekannte Leute mich auffordern würden, "die Klappe zu halten". Und am allerwenigsten hätte ich gedacht, daß ich, sonst ein Ausbund an Höflichkeit (hohoho) danach sogar noch weiter zischeln würde. Nie hätte ich das gedacht.

Ja, es war wieder einmal Zeit für eine Sneak. Und wie das Glück beziehungsweise der sadistische Kinobetreiber aus der Hölle so spielt, gab es den berauschenden C-Film Office Killer. Im hochinteressanten und gänzlich unalltäglichen Büromilieu spielend, von 5$-Dekors vom Sperrmüll umgeben, wird das mörderische Tun der mausigen Büroangestellten Dorine vorgestellt. Diese wird von der fast talentlosen Carol Kane so farblos, langweilig und hölzern gespielt, als gälte es, die Zuschauer schnellstmöglich einzuschläfern. Aber das wird gekonnt von den anderen sogenannten Schauspielern verhindert, die anscheinend ihren Teil des Drehbuchs im Gully gefunden haben. Mit vor Wut rotverschleierten, aber hellwachen Augen verfolgt man das quälend schlechte Timing und die Emotionslosigkeit der wie immer konstant nichtssagenden Jeanne Tripplehorn, das sinn- und zusammenhangslose, durch die durchweg grausame Synchronisation noch verschlimmerte Gekreische der normalerweise aparten Molly Ringwald oder das schimpansenartige Gehampel der männlichen "Rollen".

In schrecklich billigen Kulissen, mit Musik unterster Kategorie und einer äußerst um Pseudo-Originalität bemühten Kamera also tötet Dorine, gerade zur Heimarbeit verdonnert, aus Versehen einen Mitarbeiter und kommt auf den blutigen Geschmack. Durch einen unmotivierten Schlenker des "Drehbuchs" - wahrscheinlich Notizen auf alten Cornflakes - beansprucht sie die Arbeit des Toten für sich und wird dadurch plötzlich - o Wunder - von der unbeachteten grauen Maus zum Liebling der Redaktion. Einzig die tapfere Molly Ringwald schöpft Verdacht, entkommt knapp einem Anschlag und schickt schließlich ihren Freund zu Dorine...

Weil dieser "Plot" für nicht mehr als ein Blatt Klopapier taugt, erschöpft sich der Film in immer neuen phantasielosen Morden und zeigt in immer ekligeren Szenen, wie Dorine die Leichen daheim stapelt und pflegt. Das gewollte Suhlen in schlechten Masken aus Schleim, Eingeweiden und rohem Fleisch, länglich zelebriert und genüßlich ausgekostet, schlägt ein neues Kapitel im Zynismus der Regisseure gegenüber den Zuschauern auf. Bisher legten Filme zumindest Wert darauf, daß der Zuschauer bei Laune gehalten wird. Solche Szenen wie in Office Killer aber mit ihrem abstoßend nekrophilen und von der Story überhaupt nicht benötigten Spaß an zerfetzten Körpern legen es geradezu darauf an, daß die Zuschauer kollektiv auf die Leinwand brechen.

Vielleicht hätte ich das ja tun sollen. Dann wären mir wenigstens die "Rückblenden" erspart geblieben, die mit großartiger Fastfoodpsychologie den Grund für Dorines Störungen erläutern. Sie ist von ihrem Vater mißbraucht worden, ganz klar, und ist deswegen nur ein irres Mauerblümchen geworden. Einen Schlag ins Gesicht jedes wirklichen Opfers, eine Verhöhnung aller Mütter und Kinder und den unplausibelsten Autounfall der Filmgeschichte, all das liefert dieser "Film" in nur einer Szene. Getoppt wird das Ganze nur noch vom phoney-"offenen", bösen Ende, dessen einziger Lichtblick der Beginn der Credits ist, das Signal, endlich auf die Toilette zu stürmen und seinen Mageninhalt geräuschvoll in die Kloschüssel zu entleeren. Aber nicht spülen - vielleicht findet sich tief im Wasser ja ein Drehbuch wie das von Office Killer.

0 von 5 Sternen.

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