Kritik:
Die verworrenen
Gedankengänge der Mitarbeiter der deutschen
Synchronstudios haben Nightwatch den wohl
unzusammenhängendsten "deutschen" Titel aller Zeiten
beschert: "Freeze" hat mit einem Leichenschauhaus
soviel zu tun wie (gutes) Speiseeis mit Formalin. Aber auch
im "Original" leidet Ole Bornedals Film an einer
fragwürdigen Lokalisation: die Entmündigungs- und
Abschottungstaktik Hollywoods läßt es nicht zu,
daß einfach fremde Filme mit unbekannten
Schauspielern, Orten und Sitten importiert werden. Also
werden ausländische Erfolgsfilme einfach mit bekannten
Gesichtern an vertrauten Plätzen nachgedreht (nebenbei wird
noch die Story amerikanisiert und geglättet), und
fertig ist der Kassenerfolg.
Leider
nicht. Im Vergleich mit Bornedals dänischem
Originalfilm fehlen einige wichtige Szenen, und die
weißen Schlägertypen wurden - so ein unverhohlener
Rassismus ist mir noch selten untergekommen - durch einen
Latino und einen Schwarzen ersetzt. Dafür verbreitet
der Film immer noch eine gruselige Atmosphäre, von der
spannenden Musik und der guten Kamera in den
klaustrophobischen Settings schön unterstützt.
Martins Arbeit, sein Spiel mit James und die
Verdächtigungen des Inspektors werden für einen
Hollywoodfilm ungewöhnlich ausführlich
psychologisch dargestellt, und eigentlich würde die
Spannung, angestachelt von morbiden Leichenaufnahmen, immer
weiter wachsen, wenn der Mörder nicht schon viel zu
früh entlarvt würde. Danach ist klar, daß
der Rest des Films in einem Showdown bestehen wird, aus dem
die Helden in letzter Minute entkommen, um dem Happy-End
entgegenzusteuern. Und siehe da, genauso geschieht es - Hollywood
ist doch berechenbar.
Genauso
berechenbar sind die bestenfalls durchschnittlichen
Leistungen der Schauspieler: Ewan McGregor ist als
Martin genauso eindimensional wie sein Freund James (Josh Brolin), Nick
Nolte erschöpft sich in knautschigen Grimassen, und
Patricia Arquette enttäuscht als verunsicherte Freundin
mit allzu aufgesetzter blonder Perücke. Einzig Brad
Dourif als von Narkotika benebelter diensthabender Arzt
verströmt so etwas wie Spiellaune. Vielleicht liegt die
allgemeine Lustlosigkeit ja an der bestimmt niedrigen Gage
in diesem Low-Budget-Film, der insgesamt doch eher
enttäuscht und einschläfert als aufregt. Hier
wäre eine Synchronisation des Originals ausnahmsweise
angemessen gewesen.
von 5 Sternen.
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