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Nightwatch

-- Tote begehen wenigstens keine Seitensprünge --

Szene aus Nightwatch

Info über Nightwatch (USA 1998)

Regie: Ole Bornedal

Darsteller: Ewan McGregor, Patricia Arquette, Nick Nolte, Josh Brolin, Brad Dourif, John C. Reilly

Inhalt: Der Jurastudent Martin nimmt einen Job als Nachtwächter in der Pathologie an. Bald gerät er unter Nekrophilie- und Mordverdacht.

Kritik: Die verworrenen Gedankengänge der Mitarbeiter der deutschen Synchronstudios haben Nightwatch den wohl unzusammenhängendsten "deutschen" Titel aller Zeiten beschert: "Freeze" hat mit einem Leichenschauhaus soviel zu tun wie (gutes) Speiseeis mit Formalin. Aber auch im "Original" leidet Ole Bornedals Film an einer fragwürdigen Lokalisation: die Entmündigungs- und Abschottungstaktik Hollywoods läßt es nicht zu, daß einfach fremde Filme mit unbekannten Schauspielern, Orten und Sitten importiert werden. Also werden ausländische Erfolgsfilme einfach mit bekannten Gesichtern an vertrauten Plätzen nachgedreht (nebenbei wird noch die Story amerikanisiert und geglättet), und fertig ist der Kassenerfolg.

Leider nicht. Im Vergleich mit Bornedals dänischem Originalfilm fehlen einige wichtige Szenen, und die weißen Schlägertypen wurden - so ein unverhohlener Rassismus ist mir noch selten untergekommen - durch einen Latino und einen Schwarzen ersetzt. Dafür verbreitet der Film immer noch eine gruselige Atmosphäre, von der spannenden Musik und der guten Kamera in den klaustrophobischen Settings schön unterstützt. Martins Arbeit, sein Spiel mit James und die Verdächtigungen des Inspektors werden für einen Hollywoodfilm ungewöhnlich ausführlich psychologisch dargestellt, und eigentlich würde die Spannung, angestachelt von morbiden Leichenaufnahmen, immer weiter wachsen, wenn der Mörder nicht schon viel zu früh entlarvt würde. Danach ist klar, daß der Rest des Films in einem Showdown bestehen wird, aus dem die Helden in letzter Minute entkommen, um dem Happy-End entgegenzusteuern. Und siehe da, genauso geschieht es - Hollywood ist doch berechenbar.

Genauso berechenbar sind die bestenfalls durchschnittlichen Leistungen der Schauspieler: Ewan McGregor ist als Martin genauso eindimensional wie sein Freund James (Josh Brolin), Nick Nolte erschöpft sich in knautschigen Grimassen, und Patricia Arquette enttäuscht als verunsicherte Freundin mit allzu aufgesetzter blonder Perücke. Einzig Brad Dourif als von Narkotika benebelter diensthabender Arzt verströmt so etwas wie Spiellaune. Vielleicht liegt die allgemeine Lustlosigkeit ja an der bestimmt niedrigen Gage in diesem Low-Budget-Film, der insgesamt doch eher enttäuscht und einschläfert als aufregt. Hier wäre eine Synchronisation des Originals ausnahmsweise angemessen gewesen.

**von 5 Sternen.

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