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Me, Myself & Irene

-- Ich brauche einen Sickbag als Standardausrüstung --

Szene aus Me, Myself & Irene

Info über Me, Myself & Irene (USA 2000)

Regie: Bobby Farrelly, Peter Farrelly

Darsteller: Jim Carrey, Renée Zellweger, Chris Cooper, Robert Forster, Anthony Anderson, Mongo Brownlee

Inhalt: Ein schizophrener Cop flüchtet mit einem Mädchen.

Kritik: Ich weiß wirklich nicht, was mich dazu bewegt, immer wieder in die neueste Jim Carrey-Komödie zu gehen. Da Me, Myself & Irene auch noch von den für ihren speziellen Humor bekannten Farrelly-Brüdern gedreht wurde, hätte ich auf Fäkal- und Analwitze unterster Sorte gefaßt sein müssen. Aber ungeachtet aller wie Menetekel an der Wand brennenden Warnhinweise war ich wieder einmal dümmer als meine Kingsize-Packung Popcorn. Wer nicht verstehen will, muß fühlen.

Wie ein Strafgericht kommen Carreys unlustige Grimassen und Verrenkungen über mich. Die Tore der Hölle öffnen sich, und die eigentlich aparte Renée Zellweger offenbart das ganze Ausmaß ihrer nicht vorhandenen Ausstrahlung und Schauspielkunst, und Chris Cooper verlängert seine Rolle aus American Beauty, nur diesmal als Cop. Dazu kommen die unerträglich rassistisch als angeblich clevere, verfettete "motherfucker" dargestellten "Söhne" Carreys, und rote Schleier senken sich vor meine Augen. Wenn Hollywood in hundert Jahren nicht mehr fertigbringt, als das baumwollpflückende, "Low down, sweet chariot" singende Schwarzen-Klischee zu aktualisieren, dann soll die Apokalypse ruhig kommen. Sie würde mich wenigstens vor den zutiefst geschmacklosen und explizit ausgekosteten Rektal-, Nekro- und Genitalscherzen retten, die die "witzige" Seite des Films zu einer fortwährenden Tortur machen.

Aber das ist noch nicht das Schlimmste: im krampfhaften Bemühen, sowohl eine frivole Analkomödie als auch ein ernstzunehmendes Drama zu sein, versuchen sich die Farrelly-Brüder in dialoglastigen, sentimental Liebe, Trennung, Schizophrenie (wo bleiben die politisch korrekten Fundamentalisten, wenn man sie braucht?) und Selbstfindung beweinenden Heul- und Schniefszenen, was natürlich genauso in die Hose geht wie Jim Carreys Riesendildo. Denn auch der in Carreys Selbstverprügelungsszene ständig zitierte David Fincher hätte es nicht vermocht, zwei einander völlig entgegengesetzte Genres zu einem sinnvollen Ganzen zu verquicken. Bei den Farrellys wird dieser Eiertanz zu einer Polka auf glühenden Kohlen, und der Zuschauer fühlt sich, als würde er auf kleiner Flamme gebraten.
Nach zwei viel zu langen Stunden schlechter Kamera, miserabler Musik, mauer Maske, sterbenslangweiligen Sets und einem tödlich süßen, gewaltsam in die Story penetrierten Happy-End ist die filmische Entsprechung zu einem Verhör der spanischen Inquisition endlich zu Ende, und wie gerädert schleichen die Zuschauer aus dem Kino. So verpassen sie wenigstens die einen neuen Tiefpunkt setzende Nach-dem-Abspann-Szene.

1/2 von 5 Sternen; aber auch nur wegen Anna Kournikovas selbstironischem Auftritt.

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