Kritik:
Ich weiß
wirklich nicht, was mich dazu bewegt, immer wieder in die
neueste Jim Carrey-Komödie zu gehen. Da Me, Myself
& Irene auch noch von den für ihren
speziellen Humor bekannten Farrelly-Brüdern gedreht
wurde, hätte ich auf Fäkal- und Analwitze
unterster Sorte gefaßt sein müssen. Aber
ungeachtet aller wie Menetekel an der Wand brennenden
Warnhinweise war ich wieder einmal dümmer als meine
Kingsize-Packung Popcorn. Wer nicht verstehen will,
muß fühlen.
Wie ein
Strafgericht kommen Carreys unlustige Grimassen und
Verrenkungen über mich. Die Tore der Hölle
öffnen sich, und die eigentlich aparte Renée
Zellweger offenbart das ganze Ausmaß ihrer nicht
vorhandenen Ausstrahlung und Schauspielkunst, und Chris
Cooper verlängert seine Rolle aus American
Beauty, nur diesmal als Cop. Dazu kommen die
unerträglich rassistisch als angeblich clevere, verfettete "motherfucker"
dargestellten "Söhne" Carreys, und rote Schleier
senken sich vor meine Augen. Wenn Hollywood in hundert
Jahren nicht mehr fertigbringt, als das
baumwollpflückende, "Low down, sweet chariot" singende
Schwarzen-Klischee zu aktualisieren, dann soll die
Apokalypse ruhig kommen. Sie würde mich wenigstens vor
den zutiefst geschmacklosen und explizit ausgekosteten
Rektal-, Nekro- und Genitalscherzen retten, die die
"witzige" Seite des Films zu einer fortwährenden
Tortur machen.
Aber das
ist noch nicht das Schlimmste: im krampfhaften Bemühen,
sowohl eine frivole Analkomödie als auch ein
ernstzunehmendes Drama zu sein, versuchen sich die
Farrelly-Brüder in dialoglastigen, sentimental Liebe,
Trennung, Schizophrenie (wo bleiben die politisch korrekten
Fundamentalisten, wenn man sie braucht?) und Selbstfindung
beweinenden Heul- und Schniefszenen, was natürlich
genauso in die Hose geht wie Jim Carreys Riesendildo. Denn
auch der in Carreys Selbstverprügelungsszene
ständig zitierte David Fincher hätte es nicht
vermocht, zwei einander völlig entgegengesetzte Genres
zu einem sinnvollen Ganzen zu verquicken. Bei den Farrellys
wird dieser Eiertanz zu einer Polka auf glühenden
Kohlen, und der Zuschauer fühlt sich, als würde er
auf kleiner Flamme gebraten.
Nach zwei viel zu langen Stunden schlechter Kamera,
miserabler Musik, mauer Maske, sterbenslangweiligen Sets und
einem tödlich süßen, gewaltsam in die Story
penetrierten Happy-End ist die filmische Entsprechung zu
einem Verhör der spanischen Inquisition endlich zu
Ende, und wie gerädert schleichen die Zuschauer aus dem
Kino. So verpassen sie wenigstens die einen neuen Tiefpunkt
setzende Nach-dem-Abspann-Szene.
1/2 von
5 Sternen; aber auch
nur wegen Anna Kournikovas selbstironischem
Auftritt.
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