Kritik:
Woran liegt es,
daß der deutsche Film auch nach Jahrzehnten
international einfach nicht auf die Füße kommt?
Im Inland rennen die Zuschauer begeistert und kritiklos auch
in die schrecklichsten Helmut Dietl-Schicki-Micki-Schinken, und im Ausland bleibt selbst
innovativen deutschen Werken (selten genug sind sie ja) jede
Aufmerksamkeit versagt. Vielleicht wäre das anders,
wenn es nur mehr gute deutsche Filme mit sympathischen und charismatischen Schauspielern gäbe, die auch über die Stadtgrenzen
von Buxtehude hinaus bekannt sind.
Detlev Buck
kann leider (oder zum Glück) nicht dazu gezählt
werden. In Männerpension hat er nicht nur das
halbe Drehbuch geschrieben und Regie geführt, sondern
auch noch eine der Hauptrollen übernommen. Was selbst
gestandenen Regiegrößen schwergefallen wäre,
gerät bei Buck zum vollständigen Fiasko, da er
anscheinend aus Überarbeitung alle drei Aufgaben mehr
oder minder sträflich vernachlässigt hat. Das
hanebüchen-platt-hohle Drehbuch, bestenfalls wie die
Abschlußarbeit des Klassenkaspers des "So schreibe ich
ein Drehbuch"-Volkshochschulkurses wirkend, wimmelt nur so
von lau-pubertären Scherzen (Jenny Elvers' "lustiger"
Rocklupfer, der sie natürlich über Nacht
"berühmt" gemacht hat, ist nur ein abschreckendes
Beispiel), hölzernen Dialogen und
abgedroschen-kitschigen Situationen. Die Regie
präsentiert sich uninspiriert und lahm, und die
Leistungen Bucks und des ohnehin nervigen Nuschelkönigs
Til Schweiger sind selbst für das deutsche Kino unter
aller Sau.
Aber trotz
aller offensichtlichen Nachteile kann
Männerpension aufgrund einiger hervorragender
Einzelkünstler doch noch ein paar Pluspunkte verbuchen:
die Kamera des talentierten Slavomir Idziak ist genauso
überraschend gut wie das Filmdebüt der
Ex-Viva-Moderatorin Heike "Girlie" Makatsch, die als
gutherzig-lispelnde Maren mit dem einzig netten Lied des
ganzen Films in Erinnerung bleibt. Zumindest für
männliche Zuschauer auf alle Fälle
unvergeßlich ist aber Marie Bäumer als
aggressiv-dominante Emilia Bauer mit einer unwahrscheinlich
erotisch-energiegeladenen "Ich bin nicht Romy
Schneider"-Darstellung. Man muß sie schon in Aktion
sehen, um sich gebührend wundern zu können, warum
Du-weißt-schon-wer und nicht Marie Bäumer der
größte weibliche Star aus deutschen Landen ist.
Dazu hat Buck noch, um mehr als Bäumers wahnsinnig
attraktives Gesicht zeigen zu können, eine eigentlich
überflüssige Nacktszene ins Skript gezwängt;
aber in diesem Fall kann man(n) ausnahmsweise Gnade vor
Recht ergehen lassen.
Zusammengenommen
aber ist Männerpension trotz einiger weniger
guter Leistungen doch nicht mehr als eine platte
Möchtegern-Liebeskomödie mit vielen handwerklichen
und schauspielerischen Schwächen. Das ist in
Hollywood-Filmen dieser Art meist auch nicht besser, aber
dort spielt wenigstens nicht Til Schweiger mit.
von 5 Sternen.
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