Kritik:
"Papi, ich will
Jurassic Park sehen!" - wie viele Kindergeburtstage
schlitterten mit diesem arglos vorgetragenen Wunsch Anfang
der Neunziger in die Krise? Angefangen mit der von der immer
fürsorglichen FSK auferlegten hohen
Altersbeschränkung über die "brutalen"
Freßszenen bis hin zum Merchandise-Overkill nach der
Vorstellung bot ein Besuch des Films genug Gründe
für einen Nervenzusammenbruch der überforderten
Eltern.
Dabei
hätten sie sich doch einfach entspannt
zurücklehnen können, denn wenn Spielberg eins
kann, dann unterhaltsame Filme drehen. Hier zeigt er sich
auf dem Höhepunkt seines Schaffens: genau ausbalanciert
ist die Spannungskurve, die Witze sind genauso gut getimt wie die Bilder, die Schockeffekte und die
Begleitmusik, und schön spitzt sich die Situation bis
zur etwas eigenartigen, die gängigen Konventionen etwas
mißachtenden Auflösung zu - nicht eine dicke
Kanone oder eine schlaue List rettet Sam Neill und die Kinder,
sondern der T-Rex auf der Suche nach einem Imbiß. Nett
von typisch guter John-Williams-Musik untermalt,
fährt die Kamera über die herrliche
Naturlandschaft der Isla Nublar, und sogar etwas
Selbstironie kann man Jurassic Park zuschreiben, als die vielen nun
unverkäuflichen Merchandise-Artikel genüßlich im Park-Shop präsentiert werden.
Die gelungenen Effekte wurden ja seinerzeit ausführlich
bewundert, und noch heute staunt man über den Realismus
der Dinos, der nun freilich fast schon zum Standard
gehört.
Weil die
Effekte aber damals noch so teuer waren, mußte Steven
eben an anderer Stelle sparen und eher weniger bekannte,
aber dennoch solide und sympathische Schauspieler
engagieren. Besonders zynisch: Jeff Goldblum. Meist
überzeugend bringen sie die Story zum Leben, die im
Allgemeinen etwas dünn und ziemlich actionorientiert
ist und dabei vieles im Vergleich zum Buch
unterläßt, vereinfacht oder glättet - man
muß ja auf die zuschauenden Geburtstagskinder
Rücksicht nehmen.
Dazu baute
Spielberg auch noch - von Chrichtons Buchvorlage
unterstützt (der Mann schreibt schon so wie ein
Drehbuch) - zwei Kinder ein, und das trotz der bereits
vielerorts besprochenen eisernen Hollywoodregel, nie mit
Kindern, Tieren oder Wasser zu drehen (auch diesmal wieder
ein Gruß an Kevin Costner). Diese Regel gibt durchaus
Sinn: Wasser hat nun einmal keine Balken - man muß also
entweder ein Schiff mieten (teuer) oder sich Balken bauen
(noch teurer); nachher kann alles von einem Sturm, einer
Welle o.ä. zerstört werden, und prompt sind wieder
zwei Bruce-Willis-Gagen im Meer abgesoffen. Tiere und Kinder
dagegen muß man teuer trainieren, und dann können
sie's doch nicht, weil sie keine Lebenserfahrung für komplexe Rollen haben.
Jedenfalls bemühen sich die zwei Gören zwar,
wirken letztlich aber doch immer nur wie Stadtindianer auf
dem Abenteuerspielplatz und machen so Teile der Stimmung des
Films kaputt. Wer sich daran aber nicht stört und einen spannenden, geradlinig-schnörkellosen Actionfilm sehen will, dem sei Jurassic
Park empfohlen.
  von
5 Sternen.
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