Kritik:
Einmal soll es,
einmal muß es, Sommerhormone und Chauvikassen
beiseite, gefragt werden: was ist nur los mit der deutschen
Frau im Allgemeinen und mit der deutschen Schauspielerin im
Besonderen? Wo sind sie, die Jahrhundertschönheiten,
die Grazien, die Göttinnen, deren bloße
Erwähnung ein verzücktes Lächeln auf die
Gesichter der Wissenden zaubert? Außer Spesen und
einer, die so hieß wie ein Einbruchswerkzeug, nichts
gewesen? Ein kurzer Gang durch die Fußgängerzone,
ein schnelles Zappen durch die Flieges und Käfers
dieser Welt, ein geschwindes Blättern durch die
Magazine läßt den Blick und die Hoffnungen
sinken: Haare dort, wo keine hingehören, Haare dort
nicht, wo welche hingehören, dromedargleiche Laufstile
und Buckel und statt (Neues aus Kalau) Schmelz in den Augen
Schmalz in den Ohren. Und das sind nur die
Männer.
Den Frauen,
den Schauspielerinnen zumal, scheint es nicht schöner
zu gehen, wenn eine wie Ihr-wißt-schon, deren geistiges
Sein ihren körperlichen Schein an Trompetenhaftigkeit
(laut und hohl) noch bei weitem übertrifft, zur
"Schönsten" unter ihnen gewählt wird. Bei Lichte
betrachtet weisen denn auch die vermeintlich wirklich
bezaubernden Elfen unserer Leinwände allerlei seltsame
Macken auf: schlupflidig-merkelig frisiert die Frau Doktor,
mit wulstigen Lippen und Simpsons-Augen gesegnet die, deren
Feinde sie "Matschkopf" nennen, und mit linealscharfen
Gesichtskonturen ausgestattet "Romy II".
Und Julia Hummer? Ein Name, so sperrig-lächerlich wie
Donald Ducks Schnabel, eine Stimme, so piepsig-skurril wie
Minnie Maus' aufgeregtes Organ, ein Gesicht wie eine
Mischung aus Humpty Dumptys und Bugs Bunnys markantesten
Merkmalen und ein all das vereinender breitbeckenig-tapsiger
Watschelgang, als gälte es, ein Osterei auf
Pinguinflossen zu balancieren. Und diese Julia Hummer und
Christiane Paul, Heike Makatsch und Marie Bäumer sind
schön, Filmstars gar?
Voller Ernst: ja. Präsenz und Natürlichkeit,
Esprit und Charme lassen Kurioses flugs vergessen, machen es
zu einem liebenswerten Kennzeichen, einem besonderen Kniff,
und ehe man sich versieht, schaut man nicht länger
zufrieden, sondern begeistert, fast verzückt zu.
Look closer...
Denkbar
günstige Voraussetzungen also, um den von lauter hippen
Nachwuchsregisseuren mit noch viel hipperen
Jungdarstellerinnen gedrehten Honolulu gelingen zu
lassen, in dem eine Raverin einen Fisch plättet, zwei
Männer sich die Nacht an der Bushaltestelle mit
Frauengeschichten vertreiben, ein Mädchen die
Erinnerung an ihren Ex-Freund im Freibad ertränkt, zwei
Freundinnen mit Milchshake albern, ein Metzger einer
höheren Tochter zeigt, wie es klingt, wenn die Sonne
auf der Erde auftrifft, und eine Frau und ein Mann mit
dem Krankenwagen nach Verona und zwei Damen mit dem Bus nach
Honolulu fahren. Das ist manchmal albern, zwischendurch
etwas klischeehaft soapig und erdschwer
beziehungspalaverig-unlustig, mit nicht immer ganz
treffsicheren Dialogen garniert und bisweilen
nachlässig gespielt, schlapp gefilmt und uninspiriert vertont, aber ab und
zu auch freudig beschwingt, hintergründig ironisch und
charmant dargestellt, wobei besonders die bisher vor
allem als Ottos Braut in Erscheinung getretene Eva
Haßmann durch ihre energetisch-frische Spielweise und
Alexandra Maria Lara und Julia Hummer durch ihre gelungen-emotionalen
Auftritte in Erinnerung bleiben. Natürlich spielen (wie
immer... hüstel) Nacktszenen keine Rolle bei der
Leistungsbeurteilung, da Chiara Schoras' und Anna Thalbachs
Leistungen sich auch ohne/mit full frontal nudity
nicht über Vorabendniveau erheben würden. Einiges
an Licht und Schatten bietet Honolulu so, und die
große künstlerische Fahrt durch die Gasse zwischen Top und Flop endet nicht erst auf
Oahu, sondern schon, um bei den Klassikern zu bleiben, in
Küßnacht. Aber das ist ja fast schon
Italien.
 1/2 von
5 Sternen.
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