Kritik:
Dem sogenannten
Geschmack des sogenannten Veranstalters der örtlichen
Montagssneak ist es zu verdanken, daß unter meinen
Kritiken öfters äußerst skurrile Filme
auftauchen, die ich mir nie freiwillig angesehen
hätte.
So auch
Guest House Paradiso. Die Beschreibung klingt
einigermaßen abschreckend: zwei verrückte und
einander grimme Hotelbetreiber prügeln sich mit
Feuerlöschern und Fleischhaken, werden in heißen
Öfen eingeschlossen, klemmen sich gegenseitig die Hoden
mit - Achtung, feinsinnige Anspielung - Nußknackern
ab, reißen einem Gast sein Brustwarzenpiercing ab und
servieren den Gästen radioaktiven Fisch, worauf diese
ihre Mageninhalte in giftgrünen Fontänen auf den
Hotelflur entleeren. Die filmische Umsetzung tastet sich
dabei mutig bis an die Ekelgrenze der Zuschauer heran - das
minutenlange, genüßlich ausgekostete Gekotze mit
einer herrlich schrägen Indiana-Jones-Persiflage und
das schlußendlich abreißende Piercing
könnten zarter besaiteteren Naturen durchaus auf den
Magen schlagen. Auch sonst halten die
Hauptdarsteller/Drehbuchautoren/Regisseure Rik Mayall und
Adrian Edmondson mit ihren Ideen nicht hinterm Berg, was zu
Namen wie "Gina Carbonara", zu Eskapaden mit knallroter
Noppenunterwäsche und zu ungehemmt-sadistischer
Kinderquälerei führt. Die Musik ist dabei weniger
gelungen als die Kamera, die das Hotel in einer schön
entrückten, traumähnlichen Atmosphäre und die
Schauspielerin Carbonara wie einen Filmstar der Fünfziger Jahre
in weichem Licht zeigt. Die verquere Story dient letztlich
nur dazu, den Gags einen lockeren Sinnzusammenhang zu geben
(immerhin führt sie zu einem Happy-End), und die
Schauspielleistungen sind zwar witzig, aber nicht unbedingt
berauschend.
Als
regulärer Film taugt Guest House Paradiso also
nur bedingt, aber in einer verbilligten (Sneak-)Vorstellung
ist er allemal sein Geld wert. Wer nicht in
Komödienstimmung ist oder wer nicht über die
unmöglich krachigen Soundeffekte oder über
hemmungslos übertriebene Szenen wie den Auftritt des
gnadenlos machohaften Lovers von Gina Carbonara, die Ankunft
der radioaktiv verseuchten Atomkraftwerksmitarbeiter mit
ausgefallenen Haaren und die Kerze im Auge lachen kann,
bleibt auch einer kostenlosen Vorführung besser fern.
Alle anderen aber geben das Hirn an der Kasse ab und
erfreuen sich 90 Minuten lang eines
bescheuert-sinnfrei-brachialen Filmes, der seine
Späße einmal nicht aus der Verspottung von
Minderheiten oder der Nachäffung von Filmvorbildern
bezieht, sondern rücksichtslos seine spezielle "Humor
ist, wenn man trotzdem lacht"-Maxime durchzieht, was ihm von
manchen offenbar nur tiefgeistig-hochgestochenen Lustspielen zugeneigten
Kritikern das Prädikat "schlechtester Film aller
Zeiten" einbrachte. Ganz so schlimm ist Guest House
Paradiso aber doch nicht.
 1/2 von 5 Sternen.
|