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Fight Club

-- I don't know from which galaxy you are, but that's gonna hurt! --

Szene aus Fight Club

Info über Fight Club (USA 1999)

Regie: David Fincher

Darsteller: Brad Pitt, Edward Norton, Helena Bonham Carter, Meat Loaf, Jared Leto, Richmond Arquette

Inhalt: Brad Pitt kriegt mächtig eins in die Fresse! Das ist doch Grund genug hinzugehen, oder?

Kritik: Ohne wie ein Angeber klingen zu wollen (obwohl dieser Satz doch ziemlich angeberisch klingt), glaube ich doch, daß mich nichts so schnell umwirft: kein untergehender Wilhelm in Titanic, keine angeschossenen Amis in Saving Private Ryan, keine nicht vorhandenen Schauspielfähigkeiten von Bruce Willis in - Na? Richtig! - Armageddon und kein Film mit Katja Riemann.

Aber als ich dann in Fight Club gesehen habe, woraus Brad Pitt und Edward Norton ihre Seife machen, oder als ich sah, wie Norton diese Narbe bekommt, da wurde sogar mir (Mr. Eisenbauch) ein bißchen funny zumute - ich war also, mit einem Wort, restlos begeistert (Hm. Wer schon mehrere meiner Kritiken "genossen" hat, muß mich langsam für eine Art Hannibal Lecter halten, der mit einem Kotelett verheiratet ist...). Auch die großartigen Prügelszenen sind so real, so tiefgehend, daß man sich danach selbst ganz zerschlagen fühlt und die üblichen "Oh! Eine MG-Salve hat mich getroffen! Ist nur eine Fleischwunde - keine Sorge! Ich halte die Rakete weiter am Boden fest!"-Szenen mit ganz anderen Augen betrachtet. Und man fragt sich, ob die unrealistische Darstellung der Auswirkungen von Gewalt selbige vielleicht eher fördert denn eindämmt - denn was wirkt wohl abschreckender und regt mehr zum Nachdenken über die Opfer an: ein Arnie, der nach dem Einschlag der Pershing wieder aufsteht und unverdrossen weiterstapft oder ein arg verdroschener Brad Pitt, der blutend daliegt und seine Zähne wieder einsammelt? Aber das nur am Rande...

Edward Norton gibt einen hervorragenden, von Schlaflosigkeit geplagten, schizophrenen postmodernen Yuppie, dessen Leben ein Ikea-Katalog ist - kongenial unterstützt von Pitt als seinem "Partner". Außerdem lobend zu erwähnen sind Meat Loaf als Weichei mit dicken Titten und natürlich Helena Bonham Carter, die langsam ihr "Viktorianische Porzellanpuppe"-Image abstreift, obwohl sie immer noch hauchzart und zerbrechlich aussieht. Die Maske ist wunderbar wirklichkeitsnah, und die immer passende Musik der Dust Brothers untermalt die realistischen Prügeleien und die atemberaubenden Extrem-Close-Up-Kamerafahrten gekonnt. Überhaupt kann sich die Kamera in den wunderbaren Sets so richtig austoben und sie von oben bis unten erforschen, vom tiefsten Dreckloch bis in die höchsten Gehirnwindungen. Auch die herrlich verrückten, oftmals gar nicht als solche erkennbaren Effekte - vom recycelten Titanic-Atem bis zu diversen Porno-Einzelbildern (darunter ein Penis mit dunklem Schamhaar, um den Eindruck zu vermeiden, es handele sich um Brad Pitts bestes Stück...) - können sich sehen lassen und wurden mit viel Sorgfalt erstellt.

Und die Story? Nach der "Auftragsarbeit" Alien³ , die in ihrer Düsternis schon erste Züge von Finchers eigenem Stil aufwies, dem großartigen, nihilistischen Se7en und dem eher humoresken, aber dennoch vor allem am Ende überraschenden The Game hat Fincher jetzt ein neuerliches Bravourstück abgeliefert, dessen Ende wieder völlig unerwartet ist (seine Spezialität) und das bis dahin eine - unglaublich gut geschriebene und mit Tausenden erst auf den zweiten Blick erkennbaren Details ausgestattete - Geschichte von Männern erzählt, die sich selbst und ihren Körper in der modernen Gesellschaft nur noch spüren können, wenn sie einander verprügeln - nachher rächen sie sich mit anarchistischen Akten an dieser sie entmenschlichenden, entkörperlichenden Gesellschaft. Mit viel Humor (man achte auf die subliminalen Bilder...), den prima Darstellern, detailgenauem, verstörendem und großartig choreographiertem Prügel-Realismus und den überraschend-energischen Wendungen gelingt Fincher so ein wahres, gewalttätiges Meisterwerk, und er rückt näher an den Thron meines Lieblingsregisseurs, den bislang Roland Emmerich innehat (hohoho). Nichts für schwache Mägen!

******von 5 Sternen.

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