Kritik:
Ohne wie ein
Angeber klingen zu wollen (obwohl dieser Satz doch ziemlich
angeberisch klingt), glaube ich doch, daß mich nichts
so schnell umwirft: kein untergehender Wilhelm in
Titanic, keine angeschossenen Amis in Saving
Private Ryan, keine nicht vorhandenen
Schauspielfähigkeiten von Bruce Willis in - Na?
Richtig! - Armageddon und kein Film mit Katja
Riemann.
Aber als
ich dann in Fight Club gesehen habe, woraus Brad Pitt und Edward Norton ihre Seife machen, oder als
ich sah, wie Norton diese Narbe bekommt, da wurde
sogar mir (Mr. Eisenbauch) ein bißchen funny
zumute - ich war also, mit einem Wort, restlos begeistert
(Hm. Wer schon mehrere meiner Kritiken "genossen" hat,
muß mich langsam für eine Art Hannibal Lecter
halten, der mit einem Kotelett verheiratet ist...). Auch die
großartigen Prügelszenen sind so real, so
tiefgehend, daß man sich danach selbst ganz
zerschlagen fühlt und die üblichen "Oh! Eine
MG-Salve hat mich getroffen! Ist nur eine Fleischwunde
- keine Sorge! Ich halte die Rakete weiter am Boden
fest!"-Szenen mit ganz anderen Augen betrachtet. Und man
fragt sich, ob die unrealistische Darstellung der
Auswirkungen von Gewalt selbige vielleicht eher fördert
denn eindämmt - denn was wirkt wohl abschreckender und
regt mehr zum Nachdenken über die Opfer an: ein Arnie,
der nach dem Einschlag der Pershing wieder aufsteht und
unverdrossen weiterstapft oder ein arg verdroschener Brad
Pitt, der blutend daliegt und seine Zähne wieder
einsammelt? Aber das nur am Rande...
Edward
Norton gibt einen hervorragenden, von Schlaflosigkeit
geplagten, schizophrenen postmodernen Yuppie, dessen Leben
ein Ikea-Katalog ist - kongenial unterstützt von Pitt als
seinem "Partner". Außerdem lobend zu erwähnen
sind Meat Loaf als Weichei mit dicken Titten und
natürlich Helena Bonham Carter, die langsam ihr
"Viktorianische Porzellanpuppe"-Image abstreift, obwohl sie
immer noch hauchzart und zerbrechlich aussieht. Die Maske
ist wunderbar wirklichkeitsnah, und die immer passende Musik der Dust Brothers untermalt die realistischen
Prügeleien und die atemberaubenden
Extrem-Close-Up-Kamerafahrten gekonnt. Überhaupt kann
sich die Kamera in den wunderbaren Sets so richtig austoben
und sie von oben bis unten erforschen, vom tiefsten
Dreckloch bis in die höchsten
Gehirnwindungen. Auch die herrlich verrückten, oftmals gar nicht als solche erkennbaren Effekte - vom recycelten Titanic-Atem bis zu diversen Porno-Einzelbildern (darunter ein Penis mit dunklem Schamhaar, um den Eindruck zu vermeiden, es handele sich um Brad Pitts bestes Stück...) - können sich sehen lassen und wurden mit viel Sorgfalt erstellt.
Und die
Story? Nach der "Auftragsarbeit" Alien³ , die in
ihrer Düsternis schon erste Züge von Finchers
eigenem Stil aufwies, dem großartigen, nihilistischen
Se7en und dem eher humoresken, aber dennoch vor allem
am Ende überraschenden The Game hat Fincher
jetzt ein neuerliches Bravourstück abgeliefert, dessen
Ende wieder völlig unerwartet ist (seine
Spezialität) und das bis dahin eine - unglaublich gut geschriebene und mit Tausenden erst auf den zweiten Blick erkennbaren Details ausgestattete - Geschichte von
Männern erzählt, die sich selbst und ihren
Körper in der modernen Gesellschaft nur noch
spüren können, wenn sie einander verprügeln
- nachher rächen sie sich mit anarchistischen Akten an
dieser sie entmenschlichenden, entkörperlichenden
Gesellschaft. Mit viel Humor (man achte auf die subliminalen
Bilder...), den prima Darstellern, detailgenauem,
verstörendem und großartig choreographiertem
Prügel-Realismus und den überraschend-energischen Wendungen
gelingt Fincher so ein wahres, gewalttätiges
Meisterwerk, und er rückt
näher an den Thron meines Lieblingsregisseurs, den
bislang Roland Emmerich innehat (hohoho). Nichts für
schwache Mägen!
von
5 Sternen.
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