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Fickende Fische

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Szene aus Fickende Fische

Info über Fickende Fische (D 2002)

Regie: Almut Getto

Darsteller: Sophie Rogall, Tino Mewes, Ferdinand Dux, Ellen Ten Damme, Angelika Milster, Annette Uhlen

Inhalt: Der HIV-positive Jan verliebt sich in die freche Nina.

Kritik: Man möchte sich, wenn wieder einmal statt eines kleinen, fast makellosen Juwels wie Fickende Fische ein "Werk" des "Regisseurs" Joel Schumacher die Säle verstopft wie Durchfall eine dringend benötigte Toilette, wie ein Zeuge Jehovas in die Fußgängerzone stellen und flehentlich bei jedem Passanten dafür werben, zur Erringung des Seelenheils doch wenigstens einmal über seinen Schatten zu springen, ins Arthaus statt ins Gigaplex abzubiegen und so Almut Gettos Debüt den verdienten Erfolg zu schenken. Einmal eine gerechte Welt, wenigstens für die Dauer von neunzig Minuten!

Auch der junge, blasse und sensible, von seiner Mutter überversorgte und von seinem Vater nur sprach- und hilflos angeglotzte Jan, den Tino Mewes unglaublich natürlich, locker, stimmig und sympathisch gibt, wünscht sich eine gerechtere Welt, zumindest eine, in der er nicht durch eine kontaminierte Blutkonserve mit HIV infiziert worden ist. Entspannung und Befreiung findet der Junge nur zwischen Fischen und Algen, im großen Blau des Wassers, wo alles Sein ein geborgenes, endloses Schweben ist.
Aus solchen Tagträumereien reißt ihn Sophie Rogall als Nina, ebenfalls perfekt besetzt, glaubwürdig und einnehmend, mit einem Schlag heraus, als sie auf ihren Inlineskates mit Jan, Klischee ahoi, heftig zusammendonnert. Im Gegensatz zum ruhigen, eher aus dem gehobenen Bürgertum stammenden Jungen kommt das kesse Mädchen aus einer Scheidungsfamilie mit einer allzu jugendlichen Stiefmutter, einer Dildos verkaufenden Nachbarin (Angelika Milster) und einem schweigsam-protelarischen Bruder. Trotzdem lernen die beiden stark unterschiedlichen Jugendlichen einander schnell kennen und lieben, und wie lebensnah, unprätentiös, frech-humorvoll und gekonnt Getto, ihre Schauspieler, ihr klar-weiche Bilder liebender Kameramann Andreas Höfer und ihr restliches Team diese Szenen auf die große Leinwand bringen, muß man auch hier selbst gesehen haben, um sich gebührend davon beeindrucken und berücken zu lassen.

Ganz ohne etwas saloppe Stereotypen kommt auch Almut Getto leider nicht aus, aber bis auf einen recht ärgerlichen, makabren Kniff kurz vor dem Ende und den metaphorisch unpassend verbrämten Schluß in Tom Tykwer-ist-mein-Held-Manier halten sich der lebenslustige Opa, der Held und sein Wetter oder die "Musiker" von "Seeed" noch im erträglichen Rahmen und tragen bisweilen sogar zur Auflockerung bei, vor allem auf dem Weg zum unvermeidlichen dritten Akt, als Jan vor die Wahl kommt, entweder Nina selbst oder Ninas Beziehung zu ihm zu gefährden. Daß die folgenden Aufzüge für die Charaktere trotz dieses prekären Höhepunktes (zur Erfüllung der Zotenquote: im Doppelsinn) nicht zum Bocksgesang und für die Zuschauer nicht zum schafsartigen Wiederkäuen tausendmal gesehener Handlungshalme geraten, ist hier wie dort dem ebenfalls von Almut Getto verfaßten Drehbuch zu schulden, das auch in turbulenten Storywassern stets auf seinem wirklichkeitsnahen, schlichten, schließlich schlicht alle glücklichmachenden Kurs bleibt. Alle an Bord!

****von 5 Sternen.

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