Kritik:
Das
Science-Fiction-Genre hat es schwer. Auch die
bedeutungsvollsten und tiefsinnigsten Meisterwerke sehen
sich nur allzu rasch dem "Kinderkram"- und "Unmöglicher
Blödsinn"-Vorwurf gegenüber, da sich die Zuschauer
vom futuristischen Aussehen blenden lassen und die
darunterliegenden, oftmals gelungenen Erzählstrukturen
und starken Charaktere nicht bemerken. Leider gibt es aber
auch immer wieder mißratene Vertreter, die die Science
Fiction weiterhin in einem schlechten Licht dastehen
lassen.
So wie
Event Horizon. Das Drehbuch mutet an, als hätte
der Autor den gesamten Sci-Fi-Bestand seiner Videothek
ausgeliehen, angesehen und die besten Einzelszenen notiert,
um sie irgendwie zu einem Ganzen verwursten zu können.
Neben primitiven 2001: A Space Odyssey-Anleihen,
einem Stargate, einigen grün gefärbten
Korridorszenen aus Alien und einer gehörigen
Portion Forbidden Planet ist es vor allem die direkt
aus The Shining kopierte Blutwelle, die als
schlechtes Plagiat in Erinnerung bleibt. Die Musik ist nur
zweitklassig, die Effekte, vor allem die schwerelos
umherfliegenden Gegenstände und Flüssigkeiten,
sind allermeistens als solche zu erkennen, die Kamera des
Sci-Fi-erfahrenen Adrian Biddle (Aliens) bemüht
sich um Originalität, ist aber größtenteils
nur wirr, und die Schauspielleistungen sind hölzerner
als die Mammutbäume der US-Nationalparks. Dazu kommen
noch abstoßend eklige und unzusammenhängende
Splatter- und Goreszenen mit brennenden und blutenden
Menschen, und fertig ist ein krudes Machwerk, das keiner
sehen will.
Dabei
läßt sich Event Horizon zu Anfang noch
durchaus spannend an. Der von Alpträumen geplagte
Wissenschaftler Sam Neill bricht nach einer schönen,
vom Alien-Setdesign inspirierten Briefingszene mit
einem Rettungsteam unter Führung von Laurence Fishburne
zur Event Horizon auf, die nach einem
Überlichtgeschwindigkeitsexperiment sieben Jahre lang
verschwunden gewesen war. Beim Schiff angekommen, geschehen
seltsame Dinge im schön designten Antriebskern, und ein
Besatzungsmitglied fällt ins Koma. Danach gibt es
weitere gruselige Zwischenfälle, das Rettungsschiff
explodiert, Menschen werden auf widerliche Weise fast im
Vakuum zerrissen, und haarsträubende
Technobabble-Szenen wechseln mit leidlich spannender,
physikalisch unmöglicher Action und
pseudo-psychologischen "Stelle Dich Deinen
Dämonen"-Dialogen, während Sam Neill in einer Art
spirituellem Kontakt zum offenbar lebenden, gelungen
ausgestatteten Schiff zu stehen scheint. Gegen Ende
schließlich, nach 95 zu langen Minuten und einem
lächerlich langweiligen Showdown, verschwindet (fast)
alles in einem riesigen Plothole und befreit den Zuschauer
endlich von den nicht zu Ende gedachten, gestohlenen,
unverständlichen und einander widersprechenden
Storyfäden, die vergeblich versuchen, das Wrack
Event Horizon zusammenzuhalten.
von
5 Sternen.
|