Kritik:
Und wieder ist ein
Zeichentrickfilm in die Kinos gekommen, und wieder bin ich,
nach animierten Bildern dürstend, hineingestrebt. Denn
da hierzulande bekanntlich alles comic- und
zeichentrickartige verdammt und verbannt wird, stand beispielsweise der deutsche Erscheinungstermin von
Mononoke Hime, einem der beliebtesten
Zeichentrickfilme aller Zeiten, auch Jahre nach der Premiere
des Films noch immer in den Sternen. So muß man sich
eben inmitten von kreischenden Bälgern, deren Eltern
weiterhin glauben, alles Animierte käme von Disney, mit
zwar guten und soliden, aber nicht vollständig
umwerfenden Filmen wie The Road to El Dorado
begnügen,.
Mittlerweile
hat Dreamworks einen ähnlich hohen
Qualitätsstandard wie Disney erreicht: die Charaktere
sind lebendig, farbenfroh und sympathisch animiert, die
Action und die computergestützten Effekte laufen
flüssig und lustig ab, die Gags mit den tierischen
Sidekicks sind humorvoll und kindgerecht, und die Sprecher
sind mit Eifer bei der Sache. Nur die Elton John-Songs sind
meist etwas lasch und kommen in den falschen Momenten.
Dafür wird man mit einigen schönen Charakterszenen
entschädigt: Kenneth Branagh ist als warmherziger
Miguel ebenso liebenswert wie Kevin Kline als goldgieriger
Tulio, Rosie Perez steht in der kurios-unterhaltsamen
Tradition exotisch-aufreizender Trickschönheiten wie
Pocahontas, und Jim Cummings ist als
hünenhafter, brutal-unmenschlicher Conquistador Hernan
Cortes ein toller, durch und durch böser
Zeichentrick-bad guy, der allerdings nur selten
auftritt, da vor allem Armand Assante als Hohepriester
Tzekel-Kan den Helden im Nacken sitzt.
Diese sind
nach einigen Zufällen und herrlich schrägen, slapstickartigen
Szenen (die Möwe auf dem Ruder!) mit
Cortes' Schiff in die Neue Welt und mittels einer
Schatzkarte ins verborgene El Dorado gelangt, wo sie
durch einen Zufall als Götter verehrt werden. Trotz des
unterliegenden gewichtigen Themas (die conquista) ist
The Road to El Dorado zum Glück nie so
ernst-melancholisch wie The Prince of Egypt, sondern
eher eine gelungene, leichte Komödie. Natürlich
müssen die zwei Helden verschiedene Proben bestehen, um
ihre Göttlichkeit zu beweisen, natürlich verliebt
sich einer von den beiden in die Stadtschönheit (die
übrigens recht emanzipiert den "Göttern" schnell
auf die Schliche kommt), natürlich ist der Hohepriester
erzürnt über seinen Machtverlust, und
natürlich überwinden die zwei Betrüger am
Ende mehr oder weniger freiwillig ihre Goldgier, um El
Dorado zu retten. Einen heftigen, direkten Showdown wie in
manchen Disney-Filmen gibt es hier nicht, was die Spannung
aber nicht mindert. Denn trotz der eigentlich bekannten
Bausteine ist The Road to El Dorado ein gelungenes,
handfestes und liebevoll umgesetztes Stück
Zeichentrickunterhaltung, das nicht nur ältere
Menschen, sondern endlich mal wieder auch
uneingeschränkt kleinere Kinder anspricht.
   von
5 Sternen.
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