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Dinosaur

-- Moses mit anderen Mitteln --

Szene aus Dinosaur

Info über Dinosaur (USA 2000)

Regie: Eric Leighton, Ralph Zondag

Darsteller: D.B. Sweeney, Alfre Woodard, Hayden Panettiere, Julianna Margulies, Ossie Davis, Max Casella

Inhalt: Der junge Dinosaurier Aladar hilft einer Dino-Karawane ins Gelobte Land.

Kritik: Kollege Computer macht es möglich, daß heute Welten auf der Leinwand entstehen, die noch vor wenigen Jahren wenn nicht unvorstellbar, so doch unmöglich zu realisieren waren. Eine andere Sache ist es, den digital erzeugten Szenarien und Kreaturen glaubhaft Leben und Ausstrahlung zu verleihen, was oft genug schiefgeht. Wie gut, wenn man sich da in die Hände der routinierten Disney-Spezialisten begeben kann.

Denn trotz einiger Merkwürdigkeiten ist auch Dinosaur eine Kinobesuchsempfehlung wert: so unglaublich detailliert und "lebens"nah (nur selten etwas steif) animierte Wesen sah man noch selten, und die wunderschönen, in aller Welt zusammengefilmten Landschaften, die mit den Computerbildern zu einer spektakulären Vision der fernen Vergangenheit verbunden wurden, suchen ihresgleichen in der Filmgeschichte. Auch die Sprecher, darunter D.B. "Chance" Sweeney und Alfre Woodard, sind mit Spaß und Einfühlungsvermögen bei der Sache und erwecken ihre Charaktere sympathisch zum Leben, während ein paar Äffchen für den comic relief sorgen, der angesichts mahlender Fleischfresserkiefer vor allem für die jüngeren Zuschauer bitter nötig sein dürfte - die naturgetreue Darstellung der Kämpfe zwischen verschiedenen Dinosaurierarten könnte zarteren Naturen durchaus Alpträume bereiten, und der Bodycount (gesteinigte Fleischfresser, verdurstete Kadaver in der Wüste, totgeschleuderte Anführer...) erreicht für einen Disney-Film geradezu schwindelerregende Höhen.

Dabei ist Dinosaur ansonsten ein fast typisches Werk aus den Händen von Walts Erben, das einige frappierende Drehbuchähnlichkeiten sowohl zum Auszug der Israelis (aus der Bibel) als auch zu The Lion King (aus dem eigenen Hause) aufweist: der gerechte und starke Außenseiter wächst bei skurrilen Adoptiveltern auf, stößt später zu Artgenossen, befreit diese von ihrem tyrannischen, Todesmärsche bevorzugenden Herrscher und führt sie in eine rosige Zukunft. Nebenbei darf der Held sich noch in die Herdenschönheit verlieben, einige weise Sinn-des-Lebens-Sprüche absondern und ein paar kräftige, aber dumme Bösewichte mittels Teamwork in die Flucht schlagen, bis der Kreis des Lebens schließlich mit einer neuen Generation sowohl endet als auch beginnt. Daß Dinosaur dennoch nicht wie ein billiger Abklatsch der oben genannten Vorbilder wirkt und spannend bleibt, ist der musikalisch und technisch-filmisch hochwertigen Inszenierung zu verdanken, die Action- und Gefühlsszenen in genau richtigen Portionen zu dosieren weiß. Einige kleinere Variationen und nette Scherze gibt es auch noch, und so etabliert sich Disneys neuester Streich als zwar gewohnt optimistisch-freundliches, aber auch realistisch-brutales, für die kleinsten Zuschauer nur bedingt geeignetes Stück Unterhaltung, das mindestens einen Blick aus tellergroßen Dinoaugen wert ist.

****von 5 Sternen.

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