Kritik:
Kollege Computer
macht es möglich, daß heute Welten auf der
Leinwand entstehen, die noch vor wenigen Jahren wenn nicht
unvorstellbar, so doch unmöglich zu realisieren waren.
Eine andere Sache ist es, den digital erzeugten Szenarien
und Kreaturen glaubhaft Leben und Ausstrahlung zu verleihen,
was oft genug schiefgeht. Wie gut, wenn man sich da in die
Hände der routinierten Disney-Spezialisten begeben
kann.
Denn trotz
einiger Merkwürdigkeiten ist auch Dinosaur eine
Kinobesuchsempfehlung wert: so unglaublich detailliert und
"lebens"nah (nur selten etwas steif) animierte Wesen sah man
noch selten, und die wunderschönen, in aller Welt
zusammengefilmten Landschaften, die mit den Computerbildern
zu einer spektakulären Vision der fernen Vergangenheit
verbunden wurden, suchen ihresgleichen in der
Filmgeschichte. Auch die Sprecher, darunter D.B. "Chance" Sweeney und Alfre Woodard, sind mit Spaß und
Einfühlungsvermögen bei der Sache und erwecken
ihre Charaktere sympathisch zum Leben, während ein paar
Äffchen für den comic relief sorgen, der
angesichts mahlender Fleischfresserkiefer vor allem für
die jüngeren Zuschauer bitter nötig sein
dürfte - die naturgetreue Darstellung der Kämpfe
zwischen verschiedenen Dinosaurierarten könnte zarteren
Naturen durchaus Alpträume bereiten, und der Bodycount (gesteinigte Fleischfresser, verdurstete Kadaver in der Wüste, totgeschleuderte Anführer...) erreicht für einen Disney-Film geradezu
schwindelerregende Höhen.
Dabei ist
Dinosaur ansonsten ein fast typisches Werk aus den
Händen von Walts Erben, das einige frappierende
Drehbuchähnlichkeiten sowohl zum Auszug der Israelis
(aus der Bibel) als auch zu The Lion King (aus dem
eigenen Hause) aufweist: der gerechte und starke
Außenseiter wächst bei skurrilen Adoptiveltern
auf, stößt später zu Artgenossen, befreit diese von ihrem tyrannischen, Todesmärsche bevorzugenden Herrscher und führt sie in eine rosige Zukunft. Nebenbei darf der Held sich
noch in die Herdenschönheit verlieben, einige weise
Sinn-des-Lebens-Sprüche absondern und ein paar
kräftige, aber dumme Bösewichte mittels Teamwork
in die Flucht schlagen, bis der Kreis des Lebens
schließlich mit einer neuen Generation sowohl endet
als auch beginnt. Daß Dinosaur dennoch nicht
wie ein billiger Abklatsch der oben genannten Vorbilder
wirkt und spannend bleibt, ist der musikalisch
und technisch-filmisch hochwertigen Inszenierung zu
verdanken, die Action- und Gefühlsszenen in genau
richtigen Portionen zu dosieren weiß. Einige
kleinere Variationen und nette Scherze gibt es auch noch, und
so etabliert sich Disneys neuester Streich als zwar gewohnt
optimistisch-freundliches, aber auch realistisch-brutales,
für die kleinsten Zuschauer nur bedingt geeignetes
Stück Unterhaltung, das mindestens einen Blick aus
tellergroßen Dinoaugen wert ist.
von
5 Sternen.
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