Kritik:
Hm. Ich habe
Denise Richards unterschätzt. Man läßt sich
so leicht von ihrer Erscheinung blenden - sie sieht eben
immer aus wie eine Art Hyper-All-American-College-Girl in
einem Fünfziger-Jahre-Heile-Welt-Film auf Speed:
tellergroße Augen, riesig-wuchtige Lippen,
außerirdisch weiße Zähne, eine
spitz-aristokratische Nase, ein völlig
unnatürliches Gigawatt-Grinsen und überirdisch
antigravitational-riesige, steile Brüste - und sofort
denkt man, daß sie nur ein weiteres zwar leckeres,
aber hohles Schokohäschen ist.
Aber ihre
Rollenwahl und ihre Spielweise lassen doch eine gewisse
Intelligenz und sogar guten Geschmack vermuten: die fast
independent-mäßig schrägen Wild
Things und natürlich Starship Troopers haben
mir mehr als gut gefallen - und Denise Richards mittendrin.
Wenn sie so weitermacht, könnte ich sie fast um ein
Autogramm ersuchen, denn auch Drop Dead Gorgeous ist
so, wie ich Filme liebe: rabenschwarz, zynisch,
geschmacklos, ultrabitter und sozialkritisch. Neben Denise
brillieren in dieser mit einem weitgehend guten Drehbuch gesegneten, galligen Kritik am Kleinstadtleben und
Amerika überhaupt vor allem die immer noch
wunder-wunderschöne (Diese Augen! Dieses Haar! Und
dieses Talent!), aber mittlerweile fett gewordene (Saavik,
komm zurück!) Kirstie Alley als reiche und ehrgeizige
Mutter, Ellen Barkin als White-Trash-Frau und Kirsten Dunst
als Sympathieträgerin Amber. Mit ihrer kleineren
Körpergröße, dem natürlicheren Aussehen
und den kleinen Zähnchen bildet sie eine Art Gegenpol
zu Denise Richards' seltsam klinischer Schönheit,
und mit ihrer porzellangleichen Haut sieht sie immer noch
ein bißchen so aus, als käme sie direkt aus
Interview with a Vampire: The Vampire Chronicles.
Die Musik
langweilt zwar manchmal etwas, die Kameraarbeit ist nicht
besonders originell, ein paar betuliche Längen hat der
Film auch, und manche
Schönheitswettbewerb-Insider-Scherze bleiben fast im
Hals stecken; aber insgesamt ergibt Drop Dead
Gorgeous ein schön schwarzes, pessimistisches Bild
eines degenerierten und moralisch hohlen Amerikas - wie wir
Europäer es eben lieben.
  1/2 von 5 Sternen.
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