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Captain Corelli's Mandolin

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Szene aus Captain Corelli's Mandolin

Info über Captain Corelli's Mandolin (USA 2001)

Regie: John Madden

Darsteller: Penélope Cruz, Nicolas Cage, John Hurt, Christian Bale, Irene Papas, David Morrissey

Inhalt: Neckermann macht auch Ihnen eine Reise nach Kephallonia möglich!

Kritik: Die Fremdsprachenkenntnisse, die Weltsicht, mithin der globale Horizont einer Nation sind eine direkte Funktion ihrer Größe und geographischen Lage, der Verbreitung ihrer eigenen Sprache und der Antwort auf die Frage, ob im nationalen Kino und Fernsehen eher synchronisiert, untertitelt oder gleich ganz neu gemacht wird. So kommt es, daß amerikanische Schüler, zu Besuch in der Alten Welt, staunend vor Kühlschränken stehen, die sie nie in dieser Ecke der Erde vermutet hätten, und sich ernsthaft wundern, daß nicht alle Englisch mit Akzent, sondern tatsächlich eine oder - Schock! - sogar mehrere ganz und gar fremde Sprachen sprechen.

Was Wunder, schallt es unter der Cineasten-Baskenmütze hervor, wenn alles, was die Nordamerikaner von fremden Ländern, in diesem Fall von der griechischen Insel Kephallonia, zu sehen kriegen, Spanier, Italo- und Angloamerikaner und sogar Engländer sind, die krampfhaft versuchen, ihre wrigley-elastischen Münder so zu verformen wie Herr Papadopoulos (der, dessen Gemüsewagen bei Verfolgungsjagden in New York immer zerschmettert wird) nach einem zweitägigen Schnellsprachkurs an der Volkshochschule von Oshkosh im "Partystaat" Wisconsin. Es rucken die Lippen, es schnalzen die Zungen und es rollen die Äuglein hilflos im Schädel, aber am Ende wartet man bei jedem angeblich fröhlichen Lacher Christian Bales doch nur darauf, daß er Huey Lewis auflegt und seine Axt rausholt, bei jeder platten Weltweisheit John Hurts nur darauf, daß er zugibt, daß es vier Lichter sind, bei jedem "Heil Puccini!" Nicolas Cages nur darauf, daß er im Rippenunterhemd Deutsche verkloppt, und bei jeder abgedroschenen Naziphrase David Morrisseys nur darauf, daß er wenigstens einmal den zugehörigen "Vy du yu not laik as, Itelian!?"-Klischeeakzent hinkriegt. Bei Penélope Cruz dagegen wartet man auf nichts, da sie, keine Oscar-Anwärterin, aber schauspielerisch auch keine gänzliche Blindgängerin und sympathisch, selbst auf Urdu mit einem senegalesischen Akzent noch genauso bezaubernd wie immer wirken würde - der Salma Hayek-Effekt.

Auch der einmaligen Kamerakoryphäe John Toll kann man selbst dann nicht böse sein, wenn er Cages schmelzenden Blick so kongenial-perfide in Szene setzt, daß der Zuschauer entweder in Ohnmacht fällt oder sich ganz und gar durchröntgt fühlt: zu schön sind die Insel und ihre Bewohner, zu leuchtend sind die Farben, zu duftend ist der Sommer und zu verlockend sind die Freuden der griechischen Lebensart. Toll übertrifft sich Mal um Mal selbst mit immer wundervolleren Bildern, behält ständig den Überblick und erhält gekonnt-dezente Unterstützung von Stephen Warbeck, dessen Filmmusik fast ganz fern aller Sirtaki-Klischees nur dann spielt, wenn sie wirklich nötig ist. John Madden schließlich, seit Shakespeare in Love leidlich bekannt, sorgt für ein meist angenehmes Tempo und gute Leistungen, und fertig programmiert scheint der Erfolg.

Wären da nur nicht, ohne Reihenfolge der Schlechtigkeit, die Story, der Cage und die fürchterliche Klampfe. Fast überstürzt handelt Madden die ersten dreißig Minuten ab - in denen Penélope Cruz sich in den schönen, aber eher einfältigen Fischer Mandras verliebt (Christian Bale als Grieche ist ein Lehrbeispiel für zwar mutiges, aber leider völlig mißlungenes Casting; in ihm ist soviel von einem simplen Fischer wie intakte Haut an einem von Patrick Batemans Opfern), der dann in den Krieg eingezogen wird, aus dem er mangels Lese- und Schreibfähigkeit aber keine Briefe schicken kann, was Cruz zuerst wütend und dann traurig macht -, um sich dann umso länger der (historisch korrekten) Besatzung Kephallonias durch die Italiener zu widmen. Der Hauptmann und Opernliebhaber Antonio Corelli (Nicolas Cage versagt unerklärlicherweise bei der Darstellung eines der ältesten Stereotypen der Welt, des Italieners zwischen Wein, Weib und Gesang, fast vollkommen), der mitten im Zweiten Weltkrieg seine Männer danach aussucht, ob sie gut singen können, bezieht Quartier im Haus, das Doktor Iannis (John Hurt als resoluter Landarzt) und seine Tochter Pelagia (Penélope Cruz als energisch-emanzipierte angehende Ärztin) bewohnen, genießt das müßige Inselleben und, es kommt, wie's kommen muß, verliebt sich in Pelagia, immer von Iannis' pseudoabgeklärten moralischen Kommentaren begleitet, die gerade so klingen, als würde der gute Doktor sein Einkommen als naseweise Teilzeitbriefkastentante aufbessern.

Sich in Penélope Cruz zu verlieben, stellt an sich ja noch kein Verbrechen dar, wird durch Corellis titelgebende Laute aber zu einer fortwährend verkitschteren und bald unerträglichen Brühe aus Schmalz und Schicksal. Gewandet in einen tiefsinnigen Künstlerpulli, klampft der Hauptmann zuerst versonnen auf dem Instrument, um dann schmachtend aufzublicken wie ein halbverhungerter Bildhauer, der einen Kanten trocken Brot erblickt. Was romantisch sein soll, ist so nur nervig, und Pelagia flieht, nur um sich später doch noch, Areolae voraus, in Corellis Arme zu werfen. Der Zuschauer schöpft wieder Hoffnung, da ein liebender Capitano schwerlich gleichzeitig Musik machen kann, und beginnt, mit den Liebenden die warme Ausstrahlung Kephallonias zu genießen.

Indes, immer wenn Captain Corelli's Mandolin halbwegs gut zu werden verspricht, reißen John Madden und seine Autoren das Ruder gewaltsam herum, diesmal in Form der Deutschen, die beginnen, ihre mittlerweile kapituliert habenden Ex-Alliierten zu drangsalieren, was in Verbindung mit den Umtrieben des griechischen Maquis zu grausamen Massakern an Italienern und Griechen führt. Tragische Mißverständnisse, furchtbare Zufälle, gewaltige Konfrontationen, verquere Casablanca-Ethik und Fluten von Glyzerintränen wechseln in einem so wirren Ringelpiez, daß am Ende nicht nur die Zuschauer ganz tonlos (vor Ärger) sind, sondern sogar Corellis Mandoline. Ohne Schrumpfgitarre kein Film, und so endet Captain Corelli's Mandolin nach einem hektischen Anfang und einem zwar kitschigen, aber dennoch halbwegs netten Mittelteil in einem wirr gepflügten Feld aus ungenießbarem Kraut und matschigen Rüben. Die macht auch ein angepapptes Happy End aus dem Sonderangebot nicht mehr frisch, und zurück bleibt nur eine tiefe Suhle Schmonzes. M-u-d-d-y p-u-d-d-l-e.

***von 5 Sternen.

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