Kritik:
Ja, es gibt
keinerlei Effekte, keine hochbezahlten Skriptdoktoren, keine
riesigen Sets, keine zugkräftigen Namen und keine
weiblichen Starlets mit üppigen Dekolletés. Ja, das
winzige Budget hat nicht einmal für einen Farbfilm
gereicht; und dennoch ist Clerks weit besser als
viele Big-Budget-Hollywood-Machwerke.
Ganz in der
minimalistischen Tradition Richard Linklaters stehend,
schnorrte sich der Regisseur, Autor und Costar Kevin Smith
die nötigen Mücken bei Freunden und Banken
zusammen, um die horrenden Kosten von etwa 20.000 US-Dollar
bezahlen zu können. Kurioserweise haben die
Lizenzgebühren für den eher durchschnittlichen
Soundtrack mehr Geld verschlungen. Aber so bleibt umso mehr
Raum für die herrlich saftigen, frechen, weisen und
hintergründigen Dialoge, die Smith seinen Figuren in
den Mund legt. Die Rahmengeschichte des nachgiebigen Dante,
der an seinem freien Tag doch arbeiten gehen muß und
allerlei komische Geschichten mit seinen Freunden Veronica,
Caitlin und dem Videoverleiher Randal erlebt, dient dabei
nur als Aufhänger für brüllend komische
Einzelszenen, die von der Realsatire bis zur Groteske alle
Facetten menschlichen Humors abdecken. Zartbesaitete Naturen
werden sich ob des expliziten Gebrauchs aller Wörter
aus dem Genital- und Sexualbereich die Ohren
zustopfen; alle anderen aber lachen herzhaft, wenn
Randal "Harter Schwanz stopft alle Löcher" bestellt oder wenn Veronica zugibt, daß sie schon - wir sind
schließlich immer noch in Amerika - 37 Männern
(inklusive Dante) einen geblasen hat. Und die verbalen
Ausfälle der einen Hälfte des dynamischen Duos Jay
und Silent Bob sind fast schon legendär.
Da
stört dann auch nicht, daß die Schauspieler und die handwerkliche Umsetzung durchweg nur mittelklassig sind oder daß Kevin Smith
keine Action schneiden kann. Denn vor lauter Freude,
daß es doch einen gut versteckten, schönen roten
Faden gibt (die Aufforderung, erwachsen zu werden und
Verantwortung zu übernehmen), sieht man Clerks diese
kleinen Nachlässigkeiten gerne nach. Haben
150-Millionen-Dollar-Filme schließlich auch.
von
5
Sternen.
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