Kritik:
Eine starke weibliche Hauptrolle, die auch Männern
gegenüber ihre Frau steht! Neun von zehn
Schauspielern sind Frauen! Glaubhafte
Charakterentwicklung! Perfekt ausgearbeitete Nebenrollen!
Spritzige und umwerfend gut gesprochene Dialoge! ...nein,
das ist nicht das Glanzstück der Zusammenarbeit aller
europäischen Autorenfilmer, sondern das
komödiantische Peter-Lord-Nick-Park-Meisterwerk aus den
Aardman Studios: Chicken Run!
Die Wallace & Gromit-Schöpfer haben ganze
Arbeit geleistet: in jahrelanger Plackerei haben sie
hunderte Hennen aus Stahl und Knete zusammengesetzt und in
Stop-Motion-Technologie zum Leben erweckt - und
wie! Als wäre nichts einfacher, tanzt die ganze
Hühnerbatterie in einem Schuppen, tritt zum Appell an
oder bricht kollektiv in Panik aus - die Mühsal, pro
Bild ein oder mehrere Körperteile jedes einzelnen Huhns
um jeweils eine Winzigkeit zu bewegen, damit mit 24 Bildern
pro Sekunde der Eindruck einer flüssigen Bewegung
entsteht, mag man sich gar nicht vorstellen.
Muß
man auch gar nicht: vor lauter Lachen über die
unglaublich komischen Grimassen und Bewegungen der Akteure
und vor lauter Staunen über die liebevoll
ausgearbeiteten Details (die jeder einzelnen Figur - von der
leicht einfältigen Strickhenne Babs über den
korrekten RAF-Veteranen Fowler bis zu Mel Gibsons Hahn im Korb
Rocky - soviel Tiefe, Glaubwürdigkeit und Leben geben,
daß es für drei Bruce-Willis-Rollen reicht) kommt
man gar nicht dazu, über den immensen animatorischen
Aufwand nachzudenken. Die wunderbaren, gekonnt gefilmten
Sets, der herrlich heroische Score, die knackigen
Soundeffekte und die skurrilen Maschinen und Apparate sind
mit soviel Sorgfalt und Akkuratesse hergestellt, daß
Chicken Run auch ganz ohne Story und Schauspieler
noch ein prima Film wäre.
Aber mit
den bestens aufgelegten Schauspielern, die in der Form ihres
Lebens mit unglaublich humorvollen Akzenten (man muß
Macs Schottisch im Original hören!) gekonnt, nuanciert
und niemals übertrieben die Hennen und Hähne
sprechen, mit den zugespitzten, hintergründigen und
witzigen Dialogen und mit der wundervollen, starke und
glaubwürdige Frauenrollen beinhaltenden
Ausbrecherstory, die - was für eine Seltenheit -
Erwachsenen wie Kindern gleichermaßen gefallen wird
(den einen wegen den filmischen Anspielungen und den
vielschichtigen Interaktionen, den anderen wegen den
liebenswerten Hühnern und den slapstickartigen
Einfällen), wird Chicken Run sogar zu einem der
besten Animations- und Trickfilme seit langer Zeit.
Selbst um den Tod mogelt sich Chicken Run nicht herum
und zeigt ihn in einer für Groß und Klein
erschreckenden, aber nicht verstörenden oder
unnachvollziehbaren Weise. Nach einer hochspannenden
Schlußactionszene ganz ohne Disney-artige
Bösewichtopferungen erreicht der Film schließlich
ein alle zufriedenstellendes Happy End, und mit einem
breiten Grinsen verlassen die Zuschauer den Saal, im
schönen Wissen, sich endlich mal wieder richtig gut
amüsiert zu haben. Gack-gack-gack!
1/2 von 5 Sternen.
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