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Charlie's Angels

-- Banzai! --

Szene aus Charlie's Angels

Info über Charlie's Angels (USA 2000)

Regie: Joseph McGinty Nichol

Darsteller: Cameron Diaz, Lucy Liu, Drew Barrymore, Bill Murray, Tim Curry, John Forsythe

Inhalt: Drei Detektivinnen kommen einem verbrecherischen Industriellen auf die Spur.

Kritik: Die Adaption mehr oder weniger erfolgreicher Serien für die Leinwand ist ein Kapitel für sich, in dem es von Fehlschlägen und Flops nur so wimmelt; selten ist die Zahl der gelungenen Filme, die es schaffen, sowohl den Geist der Serie zu wahren als auch eine Geschichte zu erzählen, welche für den Kinosaal eindrucksvoll genug ist.

Welch ein Glück, daß Charlie's Angels gar keinen Geist hat, den es zu wahren gälte: die Abenteuer dreier stets gut gekleideter Schönheiten, die (im Auftrag ihres aus unerklärlichen Gründen nur über eine Sprechanlage kommunizierenden Chefs Charlie) mit weiblichem Charme und harten Handkantenschlägen komplizierte Kriminalfälle lösen, sind gerüchteweise von einer solchen Einfalt, daß die Batman-Serie aus den Sechzigern daneben wie Macbeth wirkt. Insofern konnte der Regisseur Joseph McGinty Nichol, der sich gern McG nennt und wie neuerdings immer mehr Kollegen (David Fincher, Spike Jonze, Tarsem Singh...) aus der Videoclip-/Werbefilmbranche stammt, nicht viel falsch machen; und tatsächlich hat er es geschafft, die Siebziger-Jahre-Serie auf äußerst vergnügliche Weise für ein modernes Publikum aufzubereiten.

Die drei Schönheiten Alex, Dylan und Natalie, reizend, mit Humor und sichtlichem Spaß an der Sache von Lucy Liu (aus der Anorexia-Serie "Ally McBeal"), der mit einem umwerfend sympathischen Lachen gesegneten Cameron "Mary" Diaz und Drew "drogenfrei" Barrymore verkörpert, werden von Charlie (mit charismatischer Stimme: John Forsythe) beauftragt, den entführten Softwarehersteller Eric Xnox (routiniert: Sam Rockwell) aus den Fängen des bösen Roger Corwin (herrlich schleimig: Tim Curry) zu befreien, wobei ihnen Bosley (wie immer köstlich: Bill Murray) zur Seite steht. In wunderbaren Szenen, die ihre Rückprojektions- und Matte-Painting-Herkunft seltsamerweise nicht mal im Ansatz verhehlen, heizen die drei Engel zu Russell Carpenters (Titanic) stilsicherer Kamera und dem unglaublich fetzig-gelungenen Soundtrack den Bösewichten ein, wobei sie ausreichend Gelegenheit haben, von einem knapp-erotischen Kostüm ins nächste zu wechseln (Barrymores Lenkrad-Leck-Szene, in der sie unter dem Rennoverall dem prüfenden Augenschein nach offenbar nichts trägt, ist nur ein Beispiel...). In völlig unrealistisch-unblutigen, aber prima und spannend choreographierten Kampfszenen nieten sie reihenweise Thugs in Zeitlupe um und schaffen es nach weiteren hemmungslos übertrieben-unmöglichen Actionszenen und beschwingten Tanz- und Turnszenen sogar noch, den wahren Übeltätern, darunter Kelly Lynch, auf die Schliche zu kommen; in einem fulminanten Showdown können sie schließlich nicht nur alle Bösewichte besiegen, sondern auch ihren Chef retten. Nebenbei bleibt auch etwas Zeit für die Liebe, die vor allem bei Diaz' Beziehung mit einem netten Kellner für ständige Lacher sorgt. Ein paar Anspielungen auf zeitgenössische Kinohits (Bullet Time!) und eine große Portion Selbstironie (LL Cool J beklagt "T.J. Hooker: The Movie"...) dürfen natürlich nicht fehlen, und so wird Charlie's Angels zu einem kurzweilig-unterhaltsamen, freudig gespielten, auf technisch hohem Niveau inszenierten und sich selbst nie ernst nehmenden Popcornmovie reinster Güte.

Natürlich könnte man Nichols Film vorwerfen, daß manche Szenen nur Schauwerte liefern und gar zu locker mit den anderen zusammenhängen, natürlich könnte man sagen, daß die Engel bisweilen nur als bessere Sexhäschen dienen, und natürlich könnte man behaupten, daß einige Tricks zu sehr als solche erkennbar sind. Aber weil Charlie's Angels der erste Actionfilm seit langer, langer Zeit ist, der sich selbst und seine Protagonisten nicht einmal auf versteckteste Weise ernst nimmt und so für komplett unbeschwert-pures Vergnügen sorgt, lassen wir diese Punkte, die eh an jedem zweiten Film zu bemängeln wären, ausnahmsweise unter den Tisch fallen und freuen uns dank der Outtakes sogar über den Abspann hinaus.

****von 5 Sternen.

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