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The Blair Witch Project

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Szene aus The Blair Witch Project

Info über The Blair Witch Project (USA 1999)

Regie: Daniel Myrick, Eduardo Sánchez

Darsteller: Heather Donahue, Michael Williams, Joshua Leonard, Bob Griffin, Jim King, Patricia Decou

Inhalt: Drei Studenten verschwinden in den Wäldern von Maryland.

Kritik: Sein Daddy hat ihm den Kinobesuch verboten - "Aber egal! Nichts kann die Phantasie eines kleinen Jungen übertreffen!" - Bart Simpson sagt's, und seine Helden Itchy und Scratchy erscheinen in einer Gedankenblase, stehen rum, warten, stehen rum, warten... "Ah! Das Fernsehen hat meine Einbildungskraft ruiniert!"

Ungefähr so fühlte ich mich in Teilen von The Blair Witch Project. Da nie Ungeheuer, Monster oder Hexen zu sehen sind, ist man auf seine eigene Phantasie angewiesen, um sich zu gruseln. Aber durch den Konsum zuvieler "Meisterwerke" wie Instinct ist mein Gehirn bereits verseucht wie Block 4 von Tschernobyl, und ich hatte Mühe, mir selbst schreckliche Dinge vorzustellen, während lauter grauenvolle Bilder von Richard Gere und Kevin Costner in meinem Kopf schwirrten. Dabei hatte ich den meisten Zuschauern im Kino (kreischende Halbwüchsige, die noch nie einen Wald von innen gesehen haben; die heutige Jugend geht ziemlich schnell den Bach runter...) immerhin noch meine Armee-Erfahrungen voraus: wir kampierten einst in einem Wald und schoben turnusmäßig Wache. Auch ich setzte mich also mitten in der Nacht an meinen Posten und lauschte in den stockdunklen Wald hinein - jedes Blätterrascheln, jeder Schrei eines Uhus, jedes noch so kleine Geräusch kam mir vor wie eine feindliche Division, die verstohlen vorbeimarschierte. So war ich, der gebürtige Stadtmensch, wieder um eine interessante Erfahrung reicher. Aber das nur am Rande - jedenfalls konnte ich so besser die irrationale Panik der Städter-Studenten verstehen, die unzureichend ausgerüstet in der ihnen unbekannten, unbeherrschbaren Umgebung der Wälder Marylands verlorengehen - interessant hier Heather Donahues Geschwafel über die Urbarmachung der Natur in den USA, ihr Glaube an die Macht der Zivilisation. Ein Lehrstück darüber, wie sehr sich die "zivilisierten" Menschen von heute von der Natur und ihren Ursprüngen entfernt haben.

Auch die Zerstörungskraft gruppendynamischer Prozesse wird hier eindrucksvoll dargestellt und wirkt deshalb so echt, weil alles (mehr oder weniger) echt ist. Das Filmmaterial ist tatsächlich von den drei Studenten selbst gedreht worden (leider ohne Musik), und die meisten Dialoge sind improvisiert. Die drei wurden vom Filmteam regelmäßig nachts überfallen und fühlten sich bald wirklich von der Hexe von Blair verfolgt. Durch diesen neuen schauspielerischen Ansatz, die "authentisch" verwackelten Bilder und die geschickt gemachte Website wurde der Film als "wahr" ausgegeben und grenzenlos gehypt - in den USA.

Hier allerdings weiß man mittlerweile, daß es "nur" ein Film ist, und so gehen einige Überraschungseffekte und etwas von der Spannung verloren. Nichtsdestotrotz ist The Blair Witch Project originell und gefühlsecht - ein Film, der dem Zuschauer nichts abnimmt, sondern ihn zwingt, sich das Böse selbst vorzustellen. In Zeiten von vorverdauten Reißern mit dem intellektuellen Anspruch von Modern-Talking-Liedern, die die Gehirne der Leute in Brei verwandeln, ein riskantes Unterfangen.

***von 5 Sternen.

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