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Bring It On

-- Miserabel ist gar kein Ausdruck --

Szene aus Bring It On

Info über Bring It On (USA 2000)

Regie: Peyton Reed

Darsteller: Kirsten Dunst, Eliza Dushku, Jesse Bradford, Gabrielle Union, Clare Kramer, Lindsay Sloane

Inhalt: Die Erlebnisse eines Cheerleaderteams.

Kritik: Am unverfrorenen Mut zur Peinlichkeit bemißt sich, ob jemand ein wahrer Mann oder eine feige Maus ist. Also bestellte ich (und fühlte mich erst danach wie ein schmieriger Pädophiler) kühl eine Karte für die in Deutschland seltsamerweise mit einem neuen, natürlich sinnlosen englischen Titel bedachte Cheerleaderschmonzette Bring It On und setzte mich ungerührt einige Reihen vor die weibliche, pubertierende, giggelnd das Kino beschallende Zielgruppe von Peyton Reeds Werk. Das Leben ist schön.

Daß der Film höchstens als Foltermethode taugt, war da fast nebensächlich. Bring It On wirkt manchmal wie einer dieser verkappten Army-Rekrutierungs-Schinken, so penetrant werden die Vorzüge des Cheerleaderdaseins vorgeführt. Die voyeuristische Inszenierung zielt allerdings seltsamerweise an Nachwuchscheerleaderinnen vorbei und wendet sich eher an heimliche Spanner, die es genießen, jungen, kleingewachsenen Mädchen unter den knappen Rock zu schauen. An dieser Stelle müssen ein paar Worte über eine in letzter Zeit zu beobachtende, beunruhigende Tendenz verloren werden, die nicht nur Vladimir Nabokov im Grab rotieren läßt: die Lolitaisierung der Öffentlichkeit. Der Aufschrei ist jedesmal berechtigterweise groß, wenn wieder ein Kind Opfer eines Sexualtäters geworden ist. Diese Verbrechen haben in den letzten Jahren stark abgenommen, dennoch widmen ihnen die Medien weit mehr Raum als früher. Ein Blick in eben diese Medien zeigt auf, daß es nicht bei dieser einen Sensationslust bleibt: minderjährige sogenannte Sängerinnen locken unverhohlen mit ihrer angeblichen Jungfräulichkeit, im PC-Spiel "Tomb Raider IV" darf der geneigte Spieler eine 16-jährige Lara Croft verrenken, in American Beauty stellt Kevin Spacey der allzu mager-kindlichen Mena Suvari nach, Anna Kournikova sorgt trotz andauernder Erfolglosigkeit bei jedem Spiel für volle Ränge, und selbst grottigste TV-Filme finden genug Zuschauer, wenn sie nur "Natalie MCX: Wieder auf dem Babystrich" heißen. Auch Bring It On ist zumindest suspekt, und sei es nur, weil die durchschnittliche US-amerikanische Frau nicht größer als 1,60 m ist und in jungen Jahren entsprechend kindlich aussieht.

Die attraktiv-sympathische Kirsten Dunst ist immerhin 1,70 m groß und erfreut auch hier wieder mit einer natürlich-ausgewogenen Darstellung und porzellanigem Teint. An ihrer Seite sind die aus "Buffy" bekannte Eliza Dushku und Lindsay Sloane, die Valerie aus der Hexenserie Sabrina. Zusammen quälen sie sich mit einigen anderen, auf Sparflamme spielenden Kolleginnen durch die recht ordentlich choreographierten Tanzszenen, zu denen grausam übersetzte Schlachtgesänge geschmettert werden. Ein paar platt-vorhersehbare, pseudo-provokative Highschool- und Tanzgruppenwitzchen (die Bewerber, der Choreograph...) mit nur einem ganz kleinen Schuß Ironie und eine 08/15-Lovestory mit dem unbegabten Jesse Bradford gibt es im Laufe der spannungslos abgefilmten, passabel musikalisch untermalten, in plumpen Dialogen stereotyp Homosexuellen- und Schwarzenklischees reproduzierenden, ideen- und überraschungslosen Handlung auch (gegen Ende sinkt das Niveau sowohl des Filmes als auch der Scherze, was zu manchen von American Pie und Konsorten inspirierten Körperausscheidungsscherzen und zum erwarteten Sieg der aschenputtligen Außenseiter führt), aber der Schwerpunkt liegt in der durch schlüpfrige Anspielungen unterstützten Betrachtung halb entblößter Schülerinnen, die für Besucher eines US-Footballspiels völlig normal zu sein scheint. Der Abspann schließlich erlöst den sich schon ganz schmutzig vorkommenden Zuschauer und zeigt als kleines Schmankerl sogar noch ein paar (unsinnigerweise mitsynchronisierte) Outtakes, die Bring It On freilich auch nicht mehr gut machen.

*von 5 Sternen.

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