Kritik:
Jaja, eine
Sneak-Preview fühlt sich zwar elitär an (ich
weiß was, was Du nicht weißt), aber ist wie ein
Gang ins Hallenbad. Man weiß nie, was man kriegt: eine
knackige Blondine (Sexist! Briefbomben! ...gut, dann eben
nur eine warzige Mausgraue...) oder Fußpilz. Aber
schwammige (pun intended) Vergleiche beiseite: nachdem ich
letzthin mit Sleepy Hollow wieder mal mehr Glück
als Verstand hatte (böse Zungen behaupten, das
wäre immer so, weil einer der beiden Werte
beständig gegen Null streben würde, durch den
Konsum zuvieler schlechter Filme stetig herabgesenkt...),
gab es diesmal Body Shots mit einer meiner
Haßgestalten, Jerry "Nerven? Kenn ich nur das Verb
davon" O'Connell.
Acht
hübsche und gut bis leidlich angezogene Yuppies
(Anwälte, Footballer...) gleiten mit viel Sprit durch
die Nacht in einen In-Club, in die Gosse, ins Bett und
wieder raus... Alles wird präsentiert in sehr stylishen
Bildern und Szenen, die manchmal fast interessant sein
könnten, wenn sie nicht so
schickimicki-mäßig prätentios und arrogant
fotografiert wären, in einer Art, die Kamera zu
führen, die zu sagen scheint "Seht her, ist das nicht
cool, was für Bilder ich an die Leinwand zaubern kann?
Diese fetten Nahaufnahmen - wie authentisch! Diese Lichter
und leuchtenden Farben! Und erst die großartigen
Fade-Ins und -Outs, die tollen Überblenden..."
Entsprechend pseudo-angesagt gibt sich der zwar nicht
schlechte, aber keineswegs umwerfende Soundtrack. Für
diese eher mauen Leistungen tönt das Plakat eine
(dicke) Spur zu großspurig von "einem Film, der die
Dekade definiert". Aber zu einem Kultfilm wird man nicht,
weil man sich selbst dazu erklärt, und cool wird man
auch nicht, wenn man sagt, daß man es ist, und so tut,
als ob man es wäre.
Dabei
könnte Body Shots mit diesen künstlerischen
Voraussetzungen dennoch ein ganz netter Film sein, wenn er
nur nicht immer versuchen würde, sich mit
aufgeblasenen, aber langweiligen Dialogen krampfhaft selbst
als "cooler" Zitatenschatz zu empfehlen. Die
Charaktere, die in die Kamera sprechen und ihre Meinungen zu
Liebe, Sex und Beziehungen kundtun, gehen einem mit ihrem
markigen, pseudo-unprüden, moralisch-zynischen,
phoney-selbstreflexiven Statements nicht unter die Haut,
sondern nur auf die Nerven - von rimming (eine akkurate
Beschreibung dieses Vorganges findet sich in South
Park: Bigger, Longer and Uncut) über S/M bis
Quickies wird alles angesprochen, was man noch nie wissen
wollte. Man spürt zwar die Absicht des Regisseurs,
etwas zur Liebe am Ende des Jahrhunderts zu sagen, aber der
aufdringliche Versuch in der Art eines "Achtung! Die
Botschaft des Films kommt jetzt! Verpassen Sie sie
nicht! Sie kommt jetzt!" irritiert nur, statt zu
berühren.
Die
Schauspieler sind oftmals auch gar nicht gut genug, um
glaubhaft ihre Sicht der Dinge zu vermitteln. Zwar sind
die meisten recht hübsch, aber das reißt's
auch nicht raus, und so entstehen nur passable bis
langweilige Darstellungen. American Pie Tara Reid ist
ein etwas aufgesetztes "Vergewaltigungs"opfer, genauso
bemüht wie Sean Patrick Flanery und Amanda Peet, die in
zu gedehnten Kußszenen zeigen dürfen, was sie nicht
können. Halbwitzig die einen, verhuscht die anderen
- eine Freude ist das nicht. Und Jerry "Wesley" O'Connell? Ich glaube, die Rolle wurde
ihm auf den Leib geschrieben: ein fühllos kalter,
prügelnder, zu lauter, aufgeblasener Sportstar, den
seine Freunde peinlich und Frauen zuerst toll und dann
schrecklich finden, weil er innen hohl ist... ein Footballer
eben (Hoffentlich liest das jetzt kein Aktiver... aber
Footballer können ja gar nicht lesen - ups). Er liefert
also eine etwas zu aufgedrehte, aber dennoch halbwegs
intensive Darstellung ab und überrascht so positiv.
Aber das hilft diesem zynisch-desillusionierten
Möchtegern-Streifen mit
Anziehpüppchen-Schauspielern und "coolen" Bildern natürlich nicht. Soviel wert wie ein dicker Kater am Morgen danach.
 von 5 Sternen.
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