Kritik:
Die arme Kim
Basinger hat bemitleidenswerterweise in ihrer Karriere trotz
ihrer klaren Schönheit bis auf gelegentliche positive
Ausreißer nicht allzuviel erreicht und spielt auch
heute noch in trashigen Filmen mit, die gerade mal für
meine geliebte und gefürchtete Montagssneak gut
sind.
Immerhin
ist Bless the Child einer der besseren Sneakfilme der
letzten Zeit. Die sorgfältige Ausstattung, die
ordentliche Kamera, der passable Suspense-Soundtrack und die
mitunter recht spannende Story mit einigen (auch mal
Pseudo-)Schockeffekten und plötzlich auftauchenden
Dämonen und Wasserspeiern werden zufrieden zur Kenntnis
genommen, während die manchmal amateurhaft als solche
erkennbaren Spezialeffekte zu Abzügen führen.
Neben der souveränen Leistung von Rufus Sewell als
bedrohlich-glasäugig blickendem Bösewicht und der
immerhin erträglichen Darstellung der sehr jungen
Holliston Coleman sind noch die Gastauftritte von Ian Holm
und Christina Ricci positiv zu vermerken. Vor allem Ricci
ist wie meistens nett anzusehen und macht ihre Szenen zu
einem durchgehenden Vergnügen - zumindest solange sie
nicht von fliegenden Dämonen auf züchtig blutlose
Weise zerstückelt wird. Dagegen fallen die
nervig-klischeehaften Darbietungen des mutigen FBI-Agenten
Jimmy Smits und der drogensüchtigen Angela Bettis eher
ab - untertroffen werden sie nur noch von Basingers von
vorne bis hinten ärgerlicher,
unglaubwürdig-steif-eindimensionaler
Besorgte-Mutter-Darstellung.
Als mutige
Tante rettet sie ihre telekinetisch begabte Nichte aus den
Fängen einer halbwegs detailliert-sarkastisch dargestellten Sekte
und quält sich zwischendurch mit Computern, die (wie in
kaum einem anderen Film) realistisch ruckeln, auf Ergebnisse
warten lassen und sogar die Benutzung einer Maus zulassen.
Dazu kommt noch eine gehörige Portion christliche
Gott-Teufel-Kerzen-und-Kreuze-Symbolik, die zwar
atmosphärisch dargestellt wird (der Marienschrein!),
aber häufig nur peinlich überzogen und
missionarisch wirkt (die betenden Nonnen!). Vor allem der
ultraschmalzige Schluß macht noch dazu klar, warum man als
Regisseur nie die ehernen Hollywoodregeln brechen sollte:
wenn man ein Kind als Hauptdarsteller hat, kann man es am
Ende natürlich nicht töten lassen und verbaut sich
so jeden Weg, der nicht zum stereotyp-ärgerlichen
Happy-End führt. Aber trotz dieser
Nachlässigkeiten ist Bless the Child insgesamt
doch ein anspruchslos-unblutig-durchschnittlicher, solide
ausgeführter Thriller mit ein paar kleinen
Überraschungen, der jedoch angesichts seines
religiösen Eifers auch direkt aus dem Vatikan stammen
könnte.
von 5 Sternen.
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