Kritik:
Wenn selbst die
größten Dichter nicht vor dem horror vacui
gefeit sind, der fürchterlichen Angst vor dem leeren
Blatt, wie ergeht es dann erst dem ärmlichen
Hobbykritiker, der über Meet Joe Black schreiben
möchte, diese säulenfeste Zementierung
völliger Leere in genau drei Stunden Zelluloid? Das
Leben ist schwer, und Erlösung durch Erdnußbutter
bringt nur gewichtige Nachteile. All die
Kalorien!
Der Reihe
nach: auf dem Papier noch macht Meet Joe Black einen durchaus edlen Eindruck, mit
Anthony Hopkins, Brad Pitt, Marcia Gay Harden und der
klassisch elegant-schönen Claire Forlani attraktiv
besetzt, vom Sleepy Hollow-Kameramann Emmanuel
Lubezki realistisch-pointiert gefilmt, von Thomas Newman
originell vertont und von Martin Brest routiniert
inszeniert. Und wahrlich, obwohl sich außer dem eher
langweilig-unauffälligen Jake Weber keiner der Akteure
allzu sehr ins Zeug legt, reichen die gekonnten und
harmonischen Leistungen der Darsteller und die
überbordend luxuriöse Ausstattung, die exquisite
Garderobe, die gelegentlichen sanften Scherze
(Erdnußbutter!) und die dezenten Effekte allemal aus,
um auch den verwöhnten Zuschauer zufrieden zu
stimmen.
Leider
jedoch dienen all diese Trümpfe den Belangen einer zwar durchdacht-freundlichen, aber nachgerade quälend langweiligen, unnötig
prüden, vollständig ereignislosen, mit trägen
Schnitten und nicht vorhandenem Tempo erzählten, um
mindestens zwei Stunden zu langen und endlich
tränenerstickt-sentimentalen Story, die allen Zusehern,
ob verwöhnt oder anspruchslos, in seltsam
geschlechterparitätischer Keuschheit zuerst den Blick
sowohl auf Forlanis als auch auf Pitts Brust verweigert, um
die Minuten dann durch immer noch eine weite High-Society-Aufnahme
oder immer noch einen überflüssigen Dialog zu
dehnen, bis schließlich das Ende der Sonne nahe
scheint. Claire Forlani findet nicht nur Zeit, sich mit der Energie einer toten Schildkröte in Brad Pitt zu verlieben, jeden
einzelnen Knopf an Pitts Weste aufzuknöpfen und
über zwanzig verschiedene Kleider anzuprobieren,
sondern kann auch noch Pitt und Hopkins dabei zusehen, wie
sie jede einzelne Stufe einer Treppe erklimmen, als
führte sie direkt zum Himmel. Derweil ergehen sich der
mit den Jahren zur Rundlichkeit neigende Anthony Hopkins und
der hier als Musterschönling im Maßanzug agierende
Brad Pitt in zwar stimmigen, aber endlos-plattgewalzten Dialogen über Liebe,
Ehre und Freundschaft, wehren - die Action-Komponente des
Films! - eine feindliche Firmenübernahme ab, indem sie
den Vorstand zu Tode langweilen, und brechen nach einer
triefig-kitschigen Abschiedsorgie zu wimmernder Musik und
leuchtenden Feuerwerksbildern endlich dorthin auf, wohin
noch kein Zuschauer je gegangen ist. Wie auch,
schlafend?
  von
5 Sternen.
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