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Meet Joe Black

-- Gähnen Deluxe II --

Szene aus Meet Joe Black

Info über Meet Joe Black (USA 1998)

Regie: Martin Brest

Darsteller: Brad Pitt, Anthony Hopkins, Claire Forlani, Jake Weber, Marcia Gay Harden, Jeffrey Tambor

Inhalt: Der Tod nimmt in Brad Pitts Gestalt an den letzten Lebenswochen eines Unternehmers teil.

Kritik: Wenn selbst die größten Dichter nicht vor dem horror vacui gefeit sind, der fürchterlichen Angst vor dem leeren Blatt, wie ergeht es dann erst dem ärmlichen Hobbykritiker, der über Meet Joe Black schreiben möchte, diese säulenfeste Zementierung völliger Leere in genau drei Stunden Zelluloid? Das Leben ist schwer, und Erlösung durch Erdnußbutter bringt nur gewichtige Nachteile. All die Kalorien!

Der Reihe nach: auf dem Papier noch macht Meet Joe Black einen durchaus edlen Eindruck, mit Anthony Hopkins, Brad Pitt, Marcia Gay Harden und der klassisch elegant-schönen Claire Forlani attraktiv besetzt, vom Sleepy Hollow-Kameramann Emmanuel Lubezki realistisch-pointiert gefilmt, von Thomas Newman originell vertont und von Martin Brest routiniert inszeniert. Und wahrlich, obwohl sich außer dem eher langweilig-unauffälligen Jake Weber keiner der Akteure allzu sehr ins Zeug legt, reichen die gekonnten und harmonischen Leistungen der Darsteller und die überbordend luxuriöse Ausstattung, die exquisite Garderobe, die gelegentlichen sanften Scherze (Erdnußbutter!) und die dezenten Effekte allemal aus, um auch den verwöhnten Zuschauer zufrieden zu stimmen.

Leider jedoch dienen all diese Trümpfe den Belangen einer zwar durchdacht-freundlichen, aber nachgerade quälend langweiligen, unnötig prüden, vollständig ereignislosen, mit trägen Schnitten und nicht vorhandenem Tempo erzählten, um mindestens zwei Stunden zu langen und endlich tränenerstickt-sentimentalen Story, die allen Zusehern, ob verwöhnt oder anspruchslos, in seltsam geschlechterparitätischer Keuschheit zuerst den Blick sowohl auf Forlanis als auch auf Pitts Brust verweigert, um die Minuten dann durch immer noch eine weite High-Society-Aufnahme oder immer noch einen überflüssigen Dialog zu dehnen, bis schließlich das Ende der Sonne nahe scheint. Claire Forlani findet nicht nur Zeit, sich mit der Energie einer toten Schildkröte in Brad Pitt zu verlieben, jeden einzelnen Knopf an Pitts Weste aufzuknöpfen und über zwanzig verschiedene Kleider anzuprobieren, sondern kann auch noch Pitt und Hopkins dabei zusehen, wie sie jede einzelne Stufe einer Treppe erklimmen, als führte sie direkt zum Himmel. Derweil ergehen sich der mit den Jahren zur Rundlichkeit neigende Anthony Hopkins und der hier als Musterschönling im Maßanzug agierende Brad Pitt in zwar stimmigen, aber endlos-plattgewalzten Dialogen über Liebe, Ehre und Freundschaft, wehren - die Action-Komponente des Films! - eine feindliche Firmenübernahme ab, indem sie den Vorstand zu Tode langweilen, und brechen nach einer triefig-kitschigen Abschiedsorgie zu wimmernder Musik und leuchtenden Feuerwerksbildern endlich dorthin auf, wohin noch kein Zuschauer je gegangen ist. Wie auch, schlafend?

***von 5 Sternen.

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