Kritik:
Ja, ein
Faust-Movie und damit gleichsam die filmische Gelegenheit, die
verborgenen Wünsche und geheimen Lüste eines
Menschen offenzulegen, in seinen lächerlichen Begehren
die ganze Tragik der Sterblichen zu spiegeln, das
verhängnisvolle Dreieck zwischen Himmel, Erde und
Hölle zu beschwören und so endlich mit den
Mitteln des Kinos zu erkennen, "was die Welt im Innersten
zusammenhält".
Aber ach,
Bedazzled ist kein Experimentalfilm eines
europäischen Autorenfilmers, sondern ein Massenprodukt
aus Hollywood, nicht mit Gustaf
Gründgens, sondern mit Elizabeth
Hurley, die zwar in Strumpfhosen eindeutig
eine bessere Figur macht, auf der Bühne aber den Kürzeren zieht (laue Scherze
senken die Erwartungen für den Rest der Kritik). Regie
führt Harold Ramis, der schon mit Groundhog Day
zeigte, was Menschen garantiert nicht tun, wenn ihre
Taten keinerlei Folgen mehr zeitigen. Auch sein neuester
Streich leidet darunter, daß selbst
Heidi und Bambi verruchtere Wünsche zustandebringen
würden als der gutmütige Nerd Elliot Richards, dem
es angeblich tatsächlich genügt, der
Präsident der Vereinigten Staaten zu sein. Dem
geneigten Leser muß wie in meiner Groundhog
Day-Kritik die Frage gestellt werden, was
er denn tun würde, wenn er vom Teufel die unglaublich
hohe Zahl von sieben (sieben!) Wünschen freigestellt
bekäme? Einen Big Mac bestellen und zum
tumb-athletischen Basketballstar werden?
Insofern
ist Bedazzled also recht typisch
hollywood-unrealistisch; die handwerkliche und
tricktechnische Umsetzung ist bestenfalls Mittelklasse, die
schlappe Einführung und das
windelweich-schäbig-skurrile Happy End runden den
Gesamteindruck nicht gerade ab, und Liz Hurley hat, als
Schauspieltalent verteilt wurde, gerade ihr Dekolleté
gescheitelt.
Dafür ist selbiges, ein sabbernder Machospruch alle
zehn Kritiken sei mir gegönnt, in immer neuen roten
Kleidern zwar PG13-mäßig verhüllt, aber
nichtsdestotrotz überaus ansprechend anzusehen, und
zumindest die triebgesteuerten Y-Chromosomler kommen auch
ohne Dialoge und Handlung voll auf ihre Kosten: mit ihrer
tiefen, von entzückend-herbem englischen Dialekt gefärbten Stimme und
ihrer makellosen, zumindest natürlich wirkenden Figur
ist Hurley sowohl als pflichtvergessene Fermatsche Vermutung-Lehrerin als auch
als Diablo fahrende Besitzerin eines Nachtclubs durchgehend
atemberaubend. Daneben verblaßt Brendan Fraser fast,
der mit einer bravourösen Vorstellung wieder einmal
seine kömodiantische Extraklasse beweist - als
"emotional sensibelster Mann der Welt" oder als Abraham
Lincoln im Ford Theatre sorgt er trotz des sich manchmal arg
auf "lustige" Klischees verlassenden Drehbuches auf
sympathische Weise für herzhafte Lacher, welche
meistens das einzige sind, was die einzelnen Episoden
miteinander verbindet; denn mehr als eine
halbzahm-freundliche Sketchshow ist Bedazzled trotz
des zugrundeliegenden Themas nicht. Leider.
  1/2 von 5 Sternen.
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