Kritik:
Siehe da, man kann
einen Comic ja doch anspruchsvoll und werkgetreu verfilmen!
Man muß nur die richtigen Leute engagieren, und schon
kommt etwas wundervoll Verstörendes wie
Batman heraus.
Tim Burton,
Meister verschrobener Szenarien und
bildgewaltig-entrückter Sets, schafft hier ein Gotham
City wie aus einem klaustrophobischen Alptraum: riesige,
schwarze Wolkenkratzer, die die wenigen, farblos angezogenen
Menschen in den viel zu engen Straßen geradezu zu
erdrücken scheinen, völlig übertrieben
monumentalistische Heldenstatuen-Architektur, das Fehlen
jeglicher Beleuchtung und die von jeder Zinne dräuenden
mittelalterlichen Wasserspeier, im Englischen mit
"gargoyles" viel eindrucksvoller beschrieben, schaffen eine
dichte Atmosphäre der Beklemmung und Angst, die in
jeder Szene zu spüren ist. Diese Stadt, ein zu einer
Fratze verzerrtes Abbild New Yorks, vernichtet und
zerquetscht seine Bewohner Stück für Stück,
und wie lakonisch Burton das zeigen kann, hebt ihn
gegenüber anderen Regisseuren deutlich
hervor.
Auch zu
einer Fratze verzerrt ist das Gesicht des Jokers, der nach
einem Säureunfall psychotisch geworden ist und mit
bunten Kostümen und lächerlich verrückten
Attacken zeigt, daß man als Comic-Bösewicht
lustig und furchterregend zugleich sein kann. Jack Nicholson
spielt seinen Jack Napier daher auch mal skurril und mal
eiskalt, aber immer professionell, genau und mit viel
Spaß an der Sache. Den dürfte er mit seinen
Mitspielern durchaus gehabt haben: Michael Gough als Diener
Alfred ist wie in jedem Teil ein ironischer Genuß, Kim
Basinger als investigative und um ihr Gewicht verlegene
Reporterin Vicki Vale sowohl schön anzusehen als auch
nuanciert und humorvoll, und Michael Keaton ist in jedem
Moment eine Wucht. Wie er diesen Batman spielt, der seit der
Ermordung seiner Eltern davon besessen ist, die
Kriminalität zu bekämpfen, diesen kranken Mann,
der zwischen seinem bürgerlichen Leben als
Millionär und seiner geheimen, seltsamen Existenz als
Fledermaus schizophren hin- und hergerissen ist, das
verdient Anerkennung und macht Batman zu einem
kontinuierlichen Genuß. Dazu kommt die ausgefeilte
Story mit schönen Konfrontationen und Showdowns, die
perfekte Kamera, die eingängige Musik und Burtons
eigenwillig kraftvoll-dunkler Regiestil, und fertig ist eine
der tiefgehendsten und beeindruckendsten Comic-Verfilmungen
aller Zeiten.
1/2 von 5 Sternen.
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