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Baise-moi

-- Zum Heulen --

Szene aus Baise-moi

Info über Baise-moi (F 2000)

Regie: Virginie Despentes, Coralie Trinh Thi

Darsteller: Karen Bach, Raffaëla Anderson, Delphine MacCarty, Lisa Marshall, Estelle Isaac, Ouassini Embarek

Inhalt: Zwei von der Gesellschaft enttäuschte junge Frauen gehen auf eine Sex-und-Gewalt-Reise durch Frankreich.

Kritik: Die Auflösung und Entwertung althergebrachter sogenannter Tabus bringt es mit sich, daß nur wenig den aufgeklärten (mitteleuropäischen) Menschen von heute schrecken kann (manche nennen das Dekadenz). Also war ich, ständig auf der Suche nach aufregend-revolutionärem Filmmaterial, umso neugieriger, als mit Baise-moi ein Film angekündigt wurde, der im eigentlich freizügigen Frankreich für einen handfesten Skandal gesorgt hatte und sogar fast verboten worden war. Flugs begab ich mich mit mehreren mehr oder weniger unwilligen Freunden in das örtliche Programmkino und wurde maßlos enttäuscht.

Virginie Despentes' Werk, das die Bezeichnung "Film" höchstens in den Drogenträumen der Regisseurin verdient hat, ist nämlich weder provokant noch revolutionär, sondern nur ein fortwährendes Ärgernis, das Ridley Scotts unerträglich reaktionären Thelma & Louise locker an plumpster feministischer Hetze übertrifft. Es fängt schon mit der inakzeptablen Präsentation an, die eine sterbenslangweilige, unfokussiert-konfuse Kamera mit grauslicher Musik, lächerlichen Schnitten und trashigen Schauplätzen verbindet. Dazu kommen die miserablen Leistungen der Darsteller, wobei vor allem die Hauptdarstellerinnen, beide nebenberufliche Pornohäschen, negativ-emotionslos auffallen. Immerhin ist Karen Bach, die größere der beiden, als Verkörperung einer fast typisch aussehenden französischen Frau noch einigermaßen nett anzusehen.

Das hilft zwar nicht über die unsägliche Story hinweg (in der die zwei Heldinnen völlig unmotiviert (eine anscheinend routinemäßige Vergewaltigung wird bei einer der beiden als Grund vorgeschoben; und was ist mit der Anderen?) auf eine haarsträubend unlogische, von billigsten Klischees durchsetzte, repetitive und mit abstoßend schlechten Subjekt-Prädikat-Objekt-Dialogen durchsetzte Mord- und (man kann es nicht anders sagen) Ficktour durch das schöne Frankreich gehen), aber macht einige der Sexszenen zumindest halbwegs erträglich. Als Sexszenen kann man diese Stellen dabei eigentlich kaum noch bezeichnen, da die Regisseurinnen Virginie Despentes und Coralie Trinh Thi (auch eine Ex-Pornodarstellerin) kein Detail auslassen und mit machtvoll erigierten Penissen und offenen Vaginen versuchen, ihrem Film den Anschein einer Provokation zu verleihen. Da solche Einstellungen in einschlägigen Filmen (wer sagt, daß man in der Bundeswehr nichts fürs Leben lernt?) aber nicht nur besser, ästhetischer und professioneller gefilmt sind, sondern auch, um dem Zielpublikum bestmöglich zu Diensten sein zu können, weniger auf die männlichen als auf die weiblichen Geschlechtsorgane fokussiert sind, versagt Baise-moi auch als Porno auf ganzer Linie und langweilt nur, statt in irgendeiner Form zu erregen - einer realistischeren Darstellung menschlicher Sexualität in Filmen sind diese Szenen ihrer mangelhaften und uninspirierten Darstellung wegen nicht dienlich.

Schließlich, nach zum Glück nicht mehr als 80 Minuten, ist der Film zu Ende (die sich an der bösen Männerwelt - alle Männer in diesem Film sind natürlich entweder Vergewaltiger, Zuhälter, Kriminelle, Bordellbesucher oder auf andere Weise moralisch korrupt - rächenden Heldinnen kriegen - Moral muß sein - ihre Strafe, weil sie die Konventionen der Gesellschaft angeblich gesprengt haben), und der Zuschauer fühlt sich um 80 Minuten seines Lebens betrogen. Denn bis auf eine tatsächlich originelle Exekution eines Mannes am Ende gibt es in Baise-moi nichts, was einen wie auch immer gearteten Skandal rechtfertigen würde: die handwerkliche Umsetzung ist mehr als mäßig, das Skript wartet nur mit (von den Macherinnen überheblich als gesellschaftspolitische Aussagen ausgegebenen) ziel-und planlosen Tötungen voller unecht aussehendem Kunstblut auf, und die Pornoszenen sind keine. Der wahre Skandal ist, daß solche miserablen Machwerke es immer noch schaffen, Aufmerksamkeit zu erregen.

1/2 von 5 Sternen.

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