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Apocalypse Now

-- Charlie don't surf! --

Szene aus Apocalypse Now

Info über Apocalypse Now (USA 1979)

Regie: Francis Ford Coppola

Darsteller: Martin Sheen, Marlon Brando, Robert Duvall, Laurence Fishburne, Dennis Hopper, Harrison Ford

Inhalt: Captain Willard soll den in Vietnam verrückt gewordenen Colonel Kurtz ausschalten.

Kritik: Zum Glück bin ich kein Regisseur geworden. So ist mir eine Apokalypse erspart geblieben, wie sie Francis Ford Coppola beim Dreh von Apocalypse Now widerfuhr: der ursprünglich auf wenige Wochen angelegte Drehplan verlängerte sich um vierzehn Monate, weil die Kulissen zerstörende Stürme, eine Herzattacke von Martin Sheen, ein renitenter und schlecht vorbereiteter Marlon Brando, widerspenstige Einheimische und zugekokste Nebendarsteller jeden Drehtag zu einem Purgatorium machten. Daß dennoch so ein beeindruckendes Ergebnis dabei herausgekommen ist, spricht für Coppolas Talent - auch wenn er während des Drehs über 50 Kilo verlor.

Der ausgebrannte Captain Willard, von Martin Sheen intensiv monologisierend und abgestumpft gespielt, ist in Vietnam (gedreht auf den Philippinen), um den desertierten Oberst Walter E. Kurtz auszuschalten. Das Militär verzeiht seinem verlorenen Sohn Kurtz, der einst die besten Chancen hatte, den Mord an vier vietnamesischen Agenten nicht. So also bricht Willard mit einem Patrouillenkutter und vier durchweg glaubhaft wild, ängstlich oder drogenbenebelt dargestellten Kameraden, darunter einem jungen Laurence Fishburne, gen Norden, nach Kambodscha auf, wo sich Kurtz versteckt. Den ganzen Film lang begleitet uns dabei Willards rückblickender, manchmal etwas zu pathetischer Kommentar, der seine ganze Desillusioniertheit und die Sinnlosigkeit des Krieges bedrückend nahebringt.

Fast dampfende Dschungelaufnahmen von Vittorio Storaro, die grell mit den signalfarbenen Leuchtraketen und Explosionen kontrastieren, atmosphärische, beinahe surreale Nachtaufnahmen mit hellen Scheinwerferlichtern und weite Landschaftsaufnahmen bilden den visuellen Rahmen für Willards Reise in den tiefsten Dschungel, an immer wahnsinnigeren Szenarien entlang. Er begegnet dem zackig-sadistischen, von Robert Duvall meisterhaft porträtierten Surffreak Lt. Col. Kilgore, der bei seinen Hubschrauberangriffen gern Wagner spielt und den Geruch von Napalm am Morgen liebt. Er sieht eine Frontgala, bei der extra eingeflogene Playboy-Bunnys fast von den johlenden Soldaten in Stücke gerissen werden, und beobachtet das von LSD beschleunigte Verrücktwerden seiner Mannschaft. Zusammen mit der erinnerungswürdigen Musik wird so immer beklemmender die Zerstörungskraft des Wahnsinns Vietnam deutlich, der Ende der Sechziger auf seinem mörderischen Höhepunkt war.

Schließlich erreicht Willard Kurtz' Sanktuarium, eine verfallene Tempelanlage in Kambodscha, und findet einen Gedichte lesenden, von seinen Anhängern abgöttisch verehrten, vom "rechten" Weg abgekommenen Colonel, dessen Tage gezählt sind. Marlon Brandos packende und eingehende Darstellung und die immer bessere Kamera machen den letzten Akt noch einmal besonders spannend, bis er mit einem rauschenden Fest und dem unausweichlichen Ende, dem einzigen, das Willard so etwas wie einen Sinn in seinem Leben bewahrt, in finalen Explosionen aufgeht. Während so im Vordergund die Credits ablaufen, machen die von Napalm verbrannten Wälder im Hintergrund noch einmal deutlich, wie der Krieg alles Leben abtötet, ohne Sieger und ohne Helden.

****1/2 von 5 Sternen.

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