Kritik:
Hm, also, ein
leicht verrückter europäischer Regisseur wagt sich
an die filmische Wiedererweckung einer eigentlich ein
für allemal beendeten Geschichte. Aber dem Ingenör
ist nichts zu schwör, auch der Tod in der Lavagrube mit
einem aus der Brust berstenden Alien nicht, und durch ein
paar Drehbuchtricks kann Ripley doch zurückkehren.
Gefilmt wird das Ganze vom genialen Darius Khondji, und
Sigourney Weaver spielt auch wieder mit. Alles Eierkuchen
also?
Eher nicht.
Zwar ist die Kinematographie tatsächlich hervorragend,
zwar krachen die Actionszenen schön im Ohr, zwar
weiß die Musik gut zu gefallen, zwar ist Sigourney
wirklich herausragend übersinnlich als überlegener
Hybrid und interagiert gut mit den anderen mehr oder weniger (der behaarte und durchgehend lächerlich klischeehafte General!) guten
Schauspielern, und ein paar schön agile und gemeine
Xenomorphen gibt es auch. Aber das alles vermag nicht den
Eindruck zu trüben, daß man das alles in dieser
Serie schon mal gesehen hat: die bösen Wissenschaftler,
die alles unter Kontrolle zu haben glauben, eine Truppe
Outlaws/Soldaten/Raumfahrer, die die Suppe dann
auslöffeln muß, verschwindende Gruppenmitglieder,
die Alien-Queen... Ein paar unlogische Stellen (nicht säureresistente Zellen, die haarsträubend unsinnige Mitnahme des infizierten Opfers...), schwache Dialoge und unverständlich-dümmliche Witze (die Boxhandschuhszene)
schleichen sich auch noch ein, und so gehen die gelungenen
Szenen wie die Vorstellung der Queen, der ästhetische
Pool mit den schwimmenden Xenomorphen, das Klon-Laboratorium
mit seinen immer moderneren sozioethischen Implikationen oder der
Alien-Kreißsaal unter den ganzen Wiederholungen etwas
unter. Selbst der Computer "Father" kann so nur ein
müdes Schmunzeln schaffen.
Weiter
befremdet Winona Ryder als Android doch gewaltig. Ihr liebliches
Aussehen in Ehren, aber für diese Rolle ist die zarte Noni so fehlbesetzt, als hätte man Meg Ryan
statt Linda Hamilton für The Terminator gecastet.
Mit ihrer zierlichen Figur, den großen Augen und dem
feinen Gesicht paßt sie eher in einen Liebesfilm als
in diesen Horror-Action-Schocker und versagt als tougher
Roboter und Söldner schauspielerisch auf ganzer Linie. Negativ fällt auch das völlig unnötig
reichliche Splatter-, Blut-, Hirn- und Schleimgemetzel auf,
detailbesessen und ekelerregend in Szene gesetzt. Von
schlechtesten Filmen einiges gewöhnt und mit einem
robusten Magen gesegnet, kann ich selbst am Eßtisch
eloquent von Sekreten aller Art parlieren, ohne daß
mir je schlecht würde. Aber die Großaufnahme des
zersplitterten Kopfes und vor allem die überaus
widerliche Geburt des Newborn (es zersplattert seine
Queen-Mutti) und sein von Ripley, seiner Mutter,
verursachter Tod - seine Haut platzt auf und es wird von
innen ekliges Stück für Stück aus einem
kleinen Loch im Fenster in das Vakuum des Weltalls gesogen -, von der Kamera geradezu pervers makaber inszeniert,
erzeugten bei mir keine Bewunderung, sondern nur
schockierten Brechreiz. Auch ein Alien-Film hat seine
Grenzen, und die überschreitet Jeunet mit solchen
Szenen bei weitem.
Da
trösten auch Ripleys neue Fähigkeiten, ihre
schön gezeigte Auseinandersetzung mit ihrem Klon-Dasein
und mit den Xenomorphen oder die erschütternden letzten
Sätze "Ich war noch nie auf der Erde.", "Ich auch
nicht." nicht, sondern ärgern nur, indem sie zeigen,
daß der Film zwar durchaus ein großes Potential
und gute Ideen hat, es aber durch solche irritierenden
Szenen kaputtmacht und am Ende gespalten dasteht. Wie Ripley
- aber so war das bestimmt nicht geplant.
von
5 Sternen.
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