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Air Force One

-- Warum gucke ich mir solche Filme eigentlich überhaupt an? --

Szene aus Air Force One

Info über Air Force One (USA 1997)

Regie: Wolfgang Petersen

Darsteller: Harrison Ford, Glenn Close, Gary Oldman, Wendy Crewson, William H. Macy, Jürgen Prochnow

Inhalt: Böse kommunistische Menschenfresser wollen dem Anführer der freien Welt etwas antun. Das läßt der natürlich nicht auf sich sitzen und schlägt höchstpersönlich zurück.

Kritik: Und wieder einmal ist es Zeit für einen genüßlichen Verriss eines sogenannten Films eines sogenannten (wahrscheinlich selbsternannten) deutschen Regisseurs, der nach Amerika ausgewandert ist. Denn wenn ich nur gute und schöne Filme bewerten würde, wer wollte dann noch meine Kritiken lesen? Ich auf jeden Fall nicht. Und wer liest sie mit den Verrissen? Niemand, ich weiß. In diesem Sinne habe ich mir also auch Air Force One angetan, und nachdem ich endlich tüchtig rückwärts gefrühstückt hatte, war ich bereit für diese Kritik.

Also, Gary Oldman spielt einen... Bösewicht! Das ist ja geradezu genial originell! Und so überraschend! Und Oldman spielt denn auch dementsprechend facettenreich, daß man versucht ist, faule Tomaten auf die Leinwand zu schmeißen. Da übersieht man fast, daß die Bösen natürlich die üblichen Klischee-Russen-Terroristen sind ("Viel Vodka! Amerikanski böse! Hoch Rrussland!"), die unsere heldenhaften Amerikaner bedrohen. Die Hollywood-Regisseure haben einen schweren Stand, seit das "Reich des Bösen" zusammengebrochen ist - neue Bösewichte mußten her, nachdem - Zitat Terminator 2- Judgment Day - "die" doch jetzt "unsere Freunde" sind. Was liegt da näher, als ebenso fremd wirkende und auch russisch sprechende "Terroristen" zu nehmen?

Anyway, die Amerikaner werden jedenfalls von völlig unterforderten und dementsprechend langweilenden, eigentlich verdienten Schauspielern wie Harrison Ford und Glenn Close repräsentiert. Ich frage mich, was die beiden bewog, in so einem potentiell imageschädigenden, hohlen Actionreißer mitzuspielen. Ebbe in der Kasse? Langeweile? Anbiederung ans Action-Publikum? Gezielte Karriereselbstzerstörung (da hätten sie doch bei van Damme in die Lehre gehen können)? Jedenfalls muß Ford einen dieser Emmerich/Petersenschen Präsidententypen geben, die Einzelkämpfer und Pilotenasse in Vietnam waren, im Golfkrieg Saddam persönlich weggeblasen haben und zuhause Rambos in Pantoffeln sind. Das steht interessanterweise im Gegensatz zu wirklichen, hier ungenannten Präsidenten, die sich vor Vietnam gedrückt haben, Hasch nur geraucht und nicht inhaliert und in Posaunen geblasen haben ...aber das nur am Rande. Steht dahinter vielleicht Petersens in Deutschland unerfüllte Sehnsucht nach einer charismatischen Führerfigur, die alles kann und darf, während ihm seine spröde Tippse (Glenn Close) die Daumen drückt?

Also darf der Präsident zulangen und - Gewalt löst man mit noch mehr Gewalt und vielen großen Wummen - die bösen Sowjets - ups - "Terroristen" eigenhändig in abgedroschenen Fight-Szenen rausschmeißen, von einer sterbenslangweiligen Kamera präsentiert, von idiotischer Musik begleitet und von gräßlichen Spezialeffekten umrahmt. Schwerkraft, Dialoge und Naturgesetze spielen wie immer keine Rolle. Damit zumindest der US-Zuschauer diese Unzulänglichkeiten nicht bemerkt, geilt sich Petersens Zelluloidverschwendung an der penetranten US-Flagge und vielen zackigen, vom Pentagon gesponserten Uniformen auf, was den Brechreiz aber nur noch verstärkt. Gegen Ende des Films sind dann wieder gut zwei Stunden des Lebens für immer verloren, in denen man so viel angenehmere Dinge hätte tun können - sich selbst die Augen ausschaben zum Beispiel. Dann kann einen der Petersen immerhin nicht mehr belästigen.

0 von 5 Sternen, was sonst?

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