Kritik:
Und wieder einmal
ist es Zeit für einen genüßlichen Verriss
eines sogenannten Films eines sogenannten (wahrscheinlich
selbsternannten) deutschen Regisseurs, der nach Amerika
ausgewandert ist. Denn wenn ich nur gute und schöne
Filme bewerten würde, wer wollte dann noch meine
Kritiken lesen? Ich auf jeden Fall nicht. Und wer liest sie
mit den Verrissen? Niemand, ich weiß. In diesem Sinne
habe ich mir also auch Air Force One angetan, und
nachdem ich endlich tüchtig rückwärts
gefrühstückt hatte, war ich bereit für diese
Kritik.
Also, Gary
Oldman spielt einen... Bösewicht! Das ist ja
geradezu genial originell! Und so überraschend! Und
Oldman spielt denn auch dementsprechend facettenreich,
daß man versucht ist, faule Tomaten auf die Leinwand
zu schmeißen. Da übersieht man fast, daß
die Bösen natürlich die üblichen
Klischee-Russen-Terroristen sind ("Viel Vodka! Amerikanski
böse! Hoch Rrussland!"), die unsere heldenhaften
Amerikaner bedrohen. Die Hollywood-Regisseure haben einen schweren Stand, seit das "Reich des Bösen"
zusammengebrochen ist - neue Bösewichte mußten
her, nachdem - Zitat Terminator 2- Judgment Day - "die" doch jetzt
"unsere Freunde" sind. Was liegt da näher, als ebenso
fremd wirkende und auch russisch sprechende "Terroristen" zu
nehmen?
Anyway, die
Amerikaner werden jedenfalls von völlig unterforderten
und dementsprechend langweilenden, eigentlich verdienten
Schauspielern wie Harrison Ford und Glenn Close
repräsentiert. Ich frage mich, was die beiden bewog, in
so einem potentiell imageschädigenden, hohlen
Actionreißer mitzuspielen. Ebbe in der Kasse?
Langeweile? Anbiederung ans Action-Publikum? Gezielte
Karriereselbstzerstörung (da hätten sie doch bei
van Damme in die Lehre gehen können)? Jedenfalls
muß Ford einen dieser Emmerich/Petersenschen
Präsidententypen geben, die Einzelkämpfer und
Pilotenasse in Vietnam waren, im Golfkrieg Saddam
persönlich weggeblasen haben und zuhause Rambos in Pantoffeln sind. Das steht interessanterweise im Gegensatz zu
wirklichen, hier ungenannten Präsidenten, die sich vor
Vietnam gedrückt haben, Hasch nur geraucht und nicht
inhaliert und in Posaunen geblasen haben ...aber
das nur am Rande. Steht dahinter vielleicht Petersens in
Deutschland unerfüllte Sehnsucht nach einer
charismatischen Führerfigur, die alles kann und darf,
während ihm seine spröde Tippse (Glenn Close) die Daumen
drückt?
Also darf der Präsident zulangen und - Gewalt löst
man mit noch mehr Gewalt und vielen großen Wummen - die
bösen Sowjets - ups - "Terroristen" eigenhändig in
abgedroschenen Fight-Szenen rausschmeißen, von einer
sterbenslangweiligen Kamera präsentiert, von
idiotischer Musik begleitet und von gräßlichen
Spezialeffekten umrahmt. Schwerkraft, Dialoge und
Naturgesetze spielen wie immer keine Rolle. Damit zumindest
der US-Zuschauer diese Unzulänglichkeiten nicht
bemerkt, geilt sich Petersens Zelluloidverschwendung an der
penetranten US-Flagge und vielen zackigen, vom Pentagon gesponserten Uniformen auf, was den Brechreiz aber nur noch
verstärkt. Gegen Ende
des Films sind dann wieder gut zwei Stunden des Lebens
für immer verloren, in denen man so viel angenehmere
Dinge hätte tun können - sich selbst die Augen
ausschaben zum Beispiel. Dann kann einen der Petersen
immerhin nicht mehr belästigen.
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