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8 femmes

-- Presque fantastique! --

Szene aus 8 femmes

Info über 8 femmes (F 2002)

Regie: François Ozon

Darsteller: Catherine Deneuve, Fanny Ardant, Isabelle Huppert, Emmanuelle Béart, Virginie Ledoyen, Danielle Darrieux

Inhalt: Mord in einer herrschaftlichen Villa! Alle sind verdächtig.

Kritik: Das vielbeklagte Elend des ewiglich todkranken deutschen Filmes wird nicht zuletzt dann deutlich, wenn man, über ein fast ganz und gar wunderbares Werk unserer nächsten Nachbarn wie 8 femmes nachdenkend, sich vorstellt, wie dieser Film aussähe, käme er aus dem Land zwischen Bottrop und Bitterfeld: Jenny Elvers in einem tief ausgeschnittenen Ballkleid aus der Sammlung der Björn-Steiger-Stiftung, durch eine in Bielefeld befindliche Villa torkelnd wie ein sterbendes Kamel in der Wüste; Iris Berben, den furchtbaren Blick auf ihre Unterwäsche offenbarend; Katja Riemann im vergeblichen Versuch, komisch zu sein, tatsächlich aber nur zur Sterbehilfe tauglich; und als Regisseur der cholerische, rumpelstilzchenhäßliche Dieter Wedel mit seiner bewährten Methode, bekannte Filmvorbilder krakelig abzupausen wie der zurückgebliebene Kasper der ersten Klasse. Schnell also die protzige, an den deutschen Kinojammer gemahnende Synchronisation, welche tatsächlich Katja Riemann anstelle der unvergleichlichen Isabelle Huppert "bietet", geflohen, und ins wie immer wohlklingend romanische Original.

Bonbonbunt rosa gekleidet also schneit die hier leicht angerundete, vor allem aus The Beach und der Werbung bekannte Virginie Ledoyen ins ebenfalls herrlich technicolorfarbene, ausladende Anwesen ihres Vaters, während vor dem Fenster die Flocken aus der Schneekanone still fallen. Ihre Mutter (Catherine Deneuve), ihre Großmutter mütterlicherseits (Danielle Darrieux), ihre kleine Schwester (Ludivine Sagnier), ihre Tante mütterlicherseits (Isabelle Huppert), das Zimmermädchen Louise (Emmanuelle Béart) und die Köchin Madame Chanel (Firmine Richard) begrüßen die Studentin mehr oder weniger herzlich, und schon hier wird klar, daß einen mit François Ozons Kinovergnügen kein normaler Film erwartet: so streng die antike Einheit von Raum, Zeit und Handlung gewahrt wird, so ausgelassen und im mehrfachen Sinne des Wortes farbig gibt sich die hier versammelte Elite der weiblichen französischen Leinwandstars im bissig-spritzigen Spiel miteinander. Allein Catherine Deneuves zeitlos elegante Darstellung der herrschaftlichen Gaby, Emmanuelle Béarts schlangenzüngige und schnippische Louise, Ludivine Sagniers frisch-neugierige Catherine und Isabelle Hupperts wundervoll verstockte und aufbrausende alternde Jungfer Augustine hätten jeweils zu Hauptdarstellerinnen eines ganz eigenen Filmes gereicht und werden zusammen daher auch zu einem einmalig unvergeßlichen - und dank der von den einzelnen Charakteren meist recht ordentlich gesungenen Lieder sogar sehr beschwingten - Erlebnis.

Die Lieder sind es auch, die einiges über die Beziehungen der acht Frauen - mittlerweile ist Pierrette dazugestoßen, die von der wunderbaren Fanny Ardant so rauchig-attraktiv wie mysteriös-hypnotisch gegeben wird - zu Marcel verraten, dem gutmütigen pater familias, der am Anfang des Films offenbar ermordet aufgefunden wird, was wie schon in Robert Altmans hochklassigem Gosford Park zu einer Untersuchung führt, bei der das Opfer und sein Tod letztlich die unwichtigste Rolle spielen. In einem raschen Reigen kommen dunkelste Geheimnisse aller Art ans Licht, mit denen Ozon und seine Damen ihre meist gelungen-frivolen, ab und an aber gar zu übermütigen Scherze treiben, so daß das herzliche Lachen ein- oder zweimal fast im Halse steckenzubleiben droht. Juwelen wie das gekonnt altmodisch den Film begleitende Ton- und Bildhandwerk, Deneuves Gesang, Hupperts Verwandlung, Béarts treffend giftige Bemerkungen und alle Szenen Ardants mit oder ohne Deneuve aber machen jene kritischen Momente schnell wieder vergessen und 8 femmes zu einem lupenreinen, quirligen Ensemble- und Musicalspaß, der freilich auf das Plateau weltenschweren Filmemachens nicht mehr Gewicht bringt als Virginie Ledoyen auf ihre Badezimmerwaage. Aber das in einer entzückend schönen Hülle.

****von 5 Sternen.

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