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40 Days and 40 Nights

-- Läßt selbst Brüste langweilig wirken --

Szene aus 40 Days and 40 Nights

Info über 40 Days and 40 Nights (USA 2002)

Regie: Michael Lehmann

Darsteller: Josh Hartnett, Shannyn Sossamon, Paulo Costanzo, Monet Mazur, Vinessa Shaw, Griffin Dunne

Inhalt: Ein Frauenheld schwört für vierzig Tage allen Formen des Geschlechtsverkehrs ab. Leider trifft er in dieser Zeit seine Traumfrau.

Kritik: Jeder, der in irgendeinem Gebiet, gleich welcher Art, Fachkenntnis besitzt, müßte unweigerlich Tag und Nacht mit einer kratertiefen Zornesfalte durch die Welt gehen: schon ein Bruchteil dessen, was die Medien, im Besonderen die visuellen, Tag um Tag an Falschheit und Fehlinformation produzieren, reicht aus, selbst gestandenen Erwachsenen das Hirn so sehr zu verwirren, daß sie nicht mehr Fisch von Fleisch noch Mikroben von Mammuts unterscheiden können. Es muß gar nicht an so dramatische Fälle wie die Deklarierung obskurer Screenshots als "Counter-Strike"-Bilder im Zuge der spezifisch deutschen Verbotshysterie nach "Erfurt" gedacht werden: schon die Darstellung von Berufsfeldern - namentlich der Computerbranche - in Filmen schafft genug Anlaß, sich alle verbleibenden Haare einzeln auszureißen. Da werden Viren per Knopfdruck erschaffen, grundsätzlich keine Mäuse benutzt, aber dafür Disketten unendlicher Speicherkapazität, Modems mit Breitbandfähigkeiten und Kommandozeilenterminals, die natürliche Sprache verstehen. Die Bediener dieser Supercomputer stehen ihren futuristischen Maschinen in nichts nach: statt dicklichen, langhaarigen oder pickligen Strebern begegnet man ausnahmslos braungebrannten und gutaussehenden Rechnervirtuosen, die zwischen zwei "Hacks", in denen sie wie wild auf die Tasten dreschen, schnell noch die üppige Quotenschöne vernaschen. Es ist zum In-die-Tastatur-beißen!

Voller Zynismus also in Michael Lehmanns erotische Komödie 40 Days and 40 Nights, deren Held nicht nur in der IT-Branche, sondern zu allem Überfluß auch noch in deren überflüssigstem und mißverstandenstem Bereich, dem "Webdesign", arbeitet. Was die wirklichen Vertreter dieser Gattung Untermensch dem Netz angetan haben, läßt sich nicht mal mehr in 21-Zoll-Bildschirmen, die man den "Designern" gerne über den Kopf ziehen würde, ermessen; dem schluffig-ruhigen Josh Hartnett aber kann man beim besten Willen selbst dann nicht böse sein, wenn er als einer der Pixelschubser schreiend bunte Seiten entwirft, die auf keinem Monitor der Welt gleich aussehen würden - zu sympathisch und genießbar ist sein Spiel, obgleich er erkennbar nicht das größte komödiantische Talent diesseits der Sonne ist. Ebenso die Hawaiianerin Shannyn Sossamon, die mit diesem Film zum großen Karrieresprung ansetzt: Kate Winslet kommt sie nicht an schauspielerischem Talent, humorvollem Timing oder vermittelten Nuancen, aber fast an warmherziger Ausstrahlung gleich und übertrifft sie sogar in der Anzahl Farben, die ihr stehen: nach Gelb in Brian Helgelands unterirdischem A Knight's Tale schafft sie es hier unbegreiflicherweise, in Grün so gut wie in Schwarz oder Blau zu wirken.

Zusammen sorgen Sossamon und Hartnett denn auch für die schönsten Teile des Films, in denen die Figuren der beiden die positiven Seiten ihrer knospenden Beziehung erforschen. Leider reihen sich an diese ordentlich, aber etwas forciert blau in blau fotografierten und eher schlapp vertonten Szenen im Bus, an der Küste oder mit einer Blume andere voller mäßiger Witze, durchschnittlicher Schauspieler und überflüssiger Subplots, deren einzige Höhepunkte die zahlreichen T&A-Aufnahmen der attraktiven Komparsinnen sind. Die Untiefen eines Scary Movie, in dem Schamhaare mit einer Heckenschere zurechtgestutzt werden, werden nicht erreicht, aber über ein bis auf wenige positive Ausreißer unbefriedigend niedriges Scherzniveau erhebt auch 40 Days and 40 Nights sich nicht. Dazu kommen ein eher konservativer Grundton und ein kleines, reichlich ausgelutschtes, aber dennoch weiterhin latent misogynes "Hell hath no fury..."-Motiv mit der prallen Vinessa Shaw als Exfreundin Hartnetts, und fertig ist eine weitere letztlich überflüssige Twenkomödie, der einzig die liebenswerten Hauptdarsteller dabei helfen, nicht sofort, sondern erst vierzig Sekunden nach Verlassen des Kinos vergessen zu werden. Immerhin etwas.

**1/2 von 5 Sternen.

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