Kritik:
Ach ja, und wieder
wurden wir Zeuge der unglaublich kompetenten Arbeit der
Filmtitelübersetzungsleute (Sense and Sensibility => "Sinn und Sinnlichkeit" ist hier noch ein
mildes Beispiel) - sie müssen aus der selben Ecke kommen
wie die ebenso unglaublich sprachbegabten Leute aus den
Synchronstudios ("Starbase twentyfour" => "Raumbasis
zwanzig-vier" ist auch nur ein zahmes Exempel): weil
hierzulande natürlich erstens niemand Englisch kann und
zweitens natürlich niemand mit dem Valley etwas
assoziieren kann, wurde aus dem schönen Originaltitel
die schnöde, touristisch nach Pauschal-Kurzurlaub und
verschwitzten weißen Socken in Sandalen riechende
Ort-/Zeit Beschreibung "2 Tage L.A." Immerhin wissen
wir dank der Fürsorge der Übersetzer und dieser
verschwurbelten Einleitung jetzt wenigstens, wo der Film
spielt, obwohl das jedem halbwegs geographiekundigen Menschen sowieso
nach längstens fünf Minuten klar sein
müsste.
Wie auch
immer, ein Blick auf die Besetzungsliste offenbart eine
erstaunliche Anzahl bekannter Namen neben den
Hauptakteuren: Louise Fletcher, Paul Mazursky, Eric
Stoltz, Keith Carradine und Glenne Headly dürfen in
kürzeren oder längeren Auftritten zeigen, was sie
können und sorgen für so manche freudig
unerwartete Überraschung. Daran mangelt es aber auch
sonst in der Pulp Fiction-mäßig in mehrere
interagierende Handlungsstränge verflochtenen Story
nicht, und manches Mal ist eine(r) nicht der (oder die), der
(oder die) er (oder sie) zu sein schien. In manchmal gar zu
aufdringlich pseudo-cool gefilmten Bildern, von
lässiger Musik getragen, rennt James
"Stargate" Spader lässig killend durch die
Stadt und beweist, daß er in Emmerichs "Film" sein
Talent nur versteckt hat. Er zockt den alternden Danny
Aiello alias Dosmo Pizzo (wie heißt der?) ab, der
dafür herrlich ungelenk und witzig einen magenkranken
Yuppie als Geisel und seine Sekretärin zur Frau nimmt,
von einem selbstmordgefährdeten Filmregisseur und
seiner Krankenschwester unterstützt. Gleichzeitig
forschen der sittenstrenge Jeff Daniels und sein Kollege
unfaßbar hübschen Vietnam-Masseusen nach und
wollen einen Mord am Freund Teri Hatchers aufdecken, welche mit
Charlize Theron paktiert, James Spaders Freundin. Noch
Fragen, Kienzle?
So cool und
gekonnt agieren die Schauspieler dabei, daß es richtig
Spaß macht, zuzuschauen, wenn Jeff Daniels über
die verkommene Welt lamentiert, wenn Danny Aiello zeigt, wie
man richtig Pasta macht, wenn Spader ein Ultimatum stellt und
wenn der Regisseur sich umbringen will. Selbst die sonst
eher mittelmäßige, aber immer und auch hier sehr
knackige Teri Hatcher wächst als intrigante
Ex-Sportlerin über sich selbst hinaus und liefert eine
interessante Darstellung ab. Das verdankt sie aber zu einem
Teil auch der ganz wunderbaren Charlize Theron, die mit
diesem Film erstmals ins Bewußtsein der
Öffentlichkeit rückte. Kein Wunder: als
durchtrieben-willensstarke und äußerst aufregende
Schwedin ("Nach Dir hat Gott die Form zerbrochen") ist die Südafrikanerin ideal besetzt und
liefert eine feinsinnig-kraftvolle, beeindruckend erotische
Darstellung - wieder leidet die Video-Stoptaste. Absoluter
Höhepunkt für alle Machos und Schlammcatchen-Fans
(aber auch "Normalos" kommen auf ihre Kosten) ist
natürlich (Alle Briefbomben zu mir!) der
umwerfende und erinnerungswürdige Catfight zwischen den
zwei Schönen, absolut cool getimt, von aufpeitschender
Musik und harten Sprüchen begleitet und in fetzigen
Bildern gedreht, von knisternder Spannung und mit
unerwartetem Ausgang.
Aber leider
gibt es nicht nur Höhepunkte wie diesen, sondern auch
manche eher schlechte, kitschige oder langweilige Stelle,
und einige Motive sind doch eher ausgelutscht. Insgesamt
also ist 2 Days in the Valley eine durchaus
gelungene Mischung aus Pulp Fiction und Short
Cuts, die mit etwas weniger Betulichkeiten oder
Unschärfen das Zeug zum Klassiker hätte, so aber
"nur" ein unterhaltsamer Episodenfilm ist. Aber das ist doch
auch schon was.
1/2 von 5 Sternen.
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